Ferien bei der Großmutter auf einer langweiligen kleinen Insel? Die zwölfjährige Elizabeth ist alles andere als begeistert. Denn eigentlich wollte sie lieber etwas mit ihrer Freundin unternehmen. Doch die Ruhe, die Offenheit und das tiefe Verständnis, mit dem ihr die Großmutter begegnet, überraschen Elizabeth. Und dann nimmt das scheinbar so ruhige Inseldasein eine jähe Wende... (Ab 12 Jahre.)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.1996Der unbequeme Sommer
Paula Fox' Roman einer zögernden Zuneigung
Trotz ihres Protestes wird Elisabeth von ihren Eltern in den Ferien zur Großmutter geschickt, die den Sommer in einer Holzhütte ohne fließendes Wasser, Strom und Telefon auf einer Insel in Maine verbringt. "Gern bist du nicht hier", stellt Gran nüchtern fest, als sie der Enkelin den einzigen großen Raum mit der Handpumpe, dem Holzofen und den vielen Bildern, die sie gemalt hat, zeigt. Das Beste aus ihrer Zweisamkeit zu machen, schlägt sie vor. Das heißt, nicht alles von vornherein abzulehnen. "Kannst du dich nicht einfach nur für etwas interessieren?"
Die alte Frau ist keine Bilderbuch-Oma. Sie erwartet Rücksicht und Anpassung, aber sie nimmt die Zwölfjährige ernst und schont sie nicht. Das einfache Leben haben sie nun gemeinsam zu bewältigen. Allmählich lernt Elisabeth mit den Augen der Großmutter zu sehen; sie nimmt die Schönheiten der Insel wahr und macht abenteuerliche Entdeckungen. Auch ihre Vorurteile gegenüber der wunderlichen Nachbarfamilie legt sie ab. Sie freundet sich sogar mit dem kleinen unberechenbaren Aron an, um den seine Eltern panische Angst haben. Am besten sind jedoch die Gespräche am Abend, wenn die Großmutter, müde von ihrer Arbeit an der Staffelei, von früher erzählt, vom Vater, der einmal lange Haare wie ein Hippie trug, oder von ihrem früh verstorbenen Mann, der Dichter werden wollte und notgedrungen seine Familie als Anwalt durchbrachte.
Elisabeths Zuneigung zu der alten, klugen Frau wächst, doch trotzdem grollt sie ihren Eltern weiter. Sie fühlt sich abgeschoben und vom neugeborenen Bruder verdrängt. Erst als die Großmutter bei der aufregenden Suche nach dem verschwundenen Nachbarjungen Aron einen Herzanfall erleidet, wird ihr klar, warum ihr Vater unbedingt wollte, daß Gran diesen Sommer nicht allein auf der Insel verbringen sollte.
"Inselsommer" ist ein weiteres wunderbares Jugendbuch der vielfach mit höchsten Preisen ausgezeichneten Amerikanerin Paula Fox. Wie so oft bei ihr geht es um verletzliche familiäre Beziehungen, um Erwachsenwerden und Verstehen. Das Verhältnis zwischen der alten Frau und dem jungen Mädchen bleibt scheinbar in einem distanzierten Schwebezustand gegenseitiger Zuneigung. Antwort auf ihre nachdenklichen Bemerkungen oder gar Zärtlichkeiten erwartet Gran nicht. Daß das unbemerkt entstandene Vertrauen zwischen ihnen Liebe ist, erlebt Elisabeth, ehe es zu spät ist, am Krankenbett der Großmutter. MARIA FRISÉ.
Paula Fox: "Inselsommer". Aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther. C. Bertelsmann Verlag, München 1996. 224 S., geb., 22,80 DM. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Paula Fox' Roman einer zögernden Zuneigung
Trotz ihres Protestes wird Elisabeth von ihren Eltern in den Ferien zur Großmutter geschickt, die den Sommer in einer Holzhütte ohne fließendes Wasser, Strom und Telefon auf einer Insel in Maine verbringt. "Gern bist du nicht hier", stellt Gran nüchtern fest, als sie der Enkelin den einzigen großen Raum mit der Handpumpe, dem Holzofen und den vielen Bildern, die sie gemalt hat, zeigt. Das Beste aus ihrer Zweisamkeit zu machen, schlägt sie vor. Das heißt, nicht alles von vornherein abzulehnen. "Kannst du dich nicht einfach nur für etwas interessieren?"
Die alte Frau ist keine Bilderbuch-Oma. Sie erwartet Rücksicht und Anpassung, aber sie nimmt die Zwölfjährige ernst und schont sie nicht. Das einfache Leben haben sie nun gemeinsam zu bewältigen. Allmählich lernt Elisabeth mit den Augen der Großmutter zu sehen; sie nimmt die Schönheiten der Insel wahr und macht abenteuerliche Entdeckungen. Auch ihre Vorurteile gegenüber der wunderlichen Nachbarfamilie legt sie ab. Sie freundet sich sogar mit dem kleinen unberechenbaren Aron an, um den seine Eltern panische Angst haben. Am besten sind jedoch die Gespräche am Abend, wenn die Großmutter, müde von ihrer Arbeit an der Staffelei, von früher erzählt, vom Vater, der einmal lange Haare wie ein Hippie trug, oder von ihrem früh verstorbenen Mann, der Dichter werden wollte und notgedrungen seine Familie als Anwalt durchbrachte.
Elisabeths Zuneigung zu der alten, klugen Frau wächst, doch trotzdem grollt sie ihren Eltern weiter. Sie fühlt sich abgeschoben und vom neugeborenen Bruder verdrängt. Erst als die Großmutter bei der aufregenden Suche nach dem verschwundenen Nachbarjungen Aron einen Herzanfall erleidet, wird ihr klar, warum ihr Vater unbedingt wollte, daß Gran diesen Sommer nicht allein auf der Insel verbringen sollte.
"Inselsommer" ist ein weiteres wunderbares Jugendbuch der vielfach mit höchsten Preisen ausgezeichneten Amerikanerin Paula Fox. Wie so oft bei ihr geht es um verletzliche familiäre Beziehungen, um Erwachsenwerden und Verstehen. Das Verhältnis zwischen der alten Frau und dem jungen Mädchen bleibt scheinbar in einem distanzierten Schwebezustand gegenseitiger Zuneigung. Antwort auf ihre nachdenklichen Bemerkungen oder gar Zärtlichkeiten erwartet Gran nicht. Daß das unbemerkt entstandene Vertrauen zwischen ihnen Liebe ist, erlebt Elisabeth, ehe es zu spät ist, am Krankenbett der Großmutter. MARIA FRISÉ.
Paula Fox: "Inselsommer". Aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther. C. Bertelsmann Verlag, München 1996. 224 S., geb., 22,80 DM. Ab 12 J.
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