Eine bisher unbekannte Seite des Nobelpreisträgers Ivo Andric: Texte über die Schlaflosigkeit, das Altern und die Vergänglichkeit, herausgegeben von Michael Martens
"Hat noch wer die Welt so geliebt wie ich?" Sein ganzes Erwachsenenleben lang hat sich der Jahrhundertschriftsteller Ivo Andric, weltweit gelesen und ausgezeichnet mit dem Nobelpreis für Literatur für seine historischen Romane, Notizen gemacht - Alltagsbeobachtungen, Reiseeindrücke, Charakterbilder, lakonische Kürzestgeschichten. Zu den schonungslosesten, erschütterndsten, intimsten Texten zählen jene, die sich mit der Schlaflosigkeit, dem Altern, der Vergänglichkeit beschäftigen. Pralle Lebenslust gemischt mit Franz Kafka und Edgar Allan Poe, so lässt sich dieses großartige Buch charakterisieren, das der Andric-Biograf Michael Martens zusammengestellt hat.
"Hat noch wer die Welt so geliebt wie ich?" Sein ganzes Erwachsenenleben lang hat sich der Jahrhundertschriftsteller Ivo Andric, weltweit gelesen und ausgezeichnet mit dem Nobelpreis für Literatur für seine historischen Romane, Notizen gemacht - Alltagsbeobachtungen, Reiseeindrücke, Charakterbilder, lakonische Kürzestgeschichten. Zu den schonungslosesten, erschütterndsten, intimsten Texten zählen jene, die sich mit der Schlaflosigkeit, dem Altern, der Vergänglichkeit beschäftigen. Pralle Lebenslust gemischt mit Franz Kafka und Edgar Allan Poe, so lässt sich dieses großartige Buch charakterisieren, das der Andric-Biograf Michael Martens zusammengestellt hat.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2021Knarrendes Parkett
Das Schlaflosigkeits-Tagebuch des jugoslawischen Nobelpreisträgers Ivo Andrić
Als der jugoslawische Schriftsteller Ivo Andrić im März 1975 in Belgrad starb, hinterließ er ein Buchprojekt, das schon sehr weit gediehen war, in dem aber noch einige Unschlüssigkeit steckte. Mit seinen Romanen „Die Brücke über die Drina“ und „Wesire und Konsuln“ und seinen Erzählungen war er nach dem Zweiten Weltkrieg berühmt geworden, für sie hatte er 1961 den Literaturnobelpreis erhalten.
Aber er hatte zugleich über Jahrzehnte hinweg, von 1915 bis 1974, Reflexionen, Beobachtungen, Erinnerungsfragmente, Traumreste in immer neue Notizbücher eingetragen. Aus der Fülle dieser Notizen traf er, inzwischen 82 Jahre alt, eine Auswahl für sein letztes Buch, aber die Nachlassverwalter fanden außerdem ein Konvolut mit dem Titel „Insomnia“, das einfach nur da war, ohne eine Verfügung, was damit geschehen solle. Sie entschieden sich, es der Auswahl hinzuzufügen, die ein Jahr nach dem Tod des Autors unter dem Titel „Wegzeichen“ erschien.
Nun sind die „Insomnia“-Notizen, ein schmaler, großartiger Beitrag zur Literatur der Schlaflosigkeit, zum ersten Mal auf Deutsch erschienen, übersetzt und herausgegeben von Michael Martens, dem langjährigen Südosteuropa-Korrespondenten der FAZ und Verfasser der Ivo-Andrić-Biografie „Im Brand der Welten. Ein europäisches Leben“ (2019), der in seinem Nachwort die zahlreichen Schlaflosen aus den Romanen und Erzählungen um ihren Autor versammelt.
Der ist ein Schlafloser ganz eigener Art. Ihm fehlt der erzählerische Zusammenhang, er ist in jeder der kürzeren oder längeren Notizen mit sich allein. Schreibt er noch in der durchwachten Nacht? Am Tag darauf? Und wann überhaupt? Nur sehr wenige Einträge sind datiert. Dieser zum Beispiel: „In dem Raum neben meinem Schlafzimmer, von dem mich eine halboffene Tür trennt, beginnt das Parkett mit den ersten Nachtstunden vielsagend zu knarren und zu knacken. Und je weiter die Nacht fortschreitet und je kälter sie wird, desto lauter wird das Knacken, sodass es zuweilen ganz den Anschein hat, als gehe dort jemand umher und wolle sich unbemerkt nähern oder davonschleichen.“
Zum einen ist diese Passage eine der Skizzen, aus denen das Selbstporträt des Schlaflosen entsteht, in dessen Welt die akustische Dimension und das Ohr eine Hauptrolle spielen, weil Geräusche wecken und am Einschlafen hindern können. Zum anderen ist sie, weil auf das Jahr 1940 datiert, mit einer konkreten Lebenssituation verbunden.
Es wird ein Berliner Parkett gewesen sein, das knarrte. Seit 1939 war Ivo Andrić Gesandter an der Botschaft des Königreichs Jugoslawien in der Hauptstadt des nationalsozialistischen Deutschlands, als die Wehrmacht Anfang April 1941 sein Land überfiel, war seine Mission abrupt beendet.
Es gibt gelegentlich Ausblicke auf den Akteur in der politisch-historischen Welt, der in diesem Schlaflosen steckt, etwa wenn er sich an den Ton und Rhythmus der Soldatenstiefel auf den Fluren des Gefängnisses in Maribor erinnert, wo er nach dem Attentat in Sarajevo 1914 einsaß. Aber im Zentrum steht die Selbsterkundung des Schlaflosen, die Erforschung des Reiches der Schlaflosigkeit, in das er verbannt ist. Einmal beschreibt er sich als Neuankömmling in diesem Land, als jemanden, der noch äußere Anlässe, unangenehme Erlebnisse am Tage brauchte, um nachts wach zu liegen. Dann verschwinden die Anlässe, und er scheint sich damit abgefunden zu haben, dass Nacht und Schlaflosigkeit verschmelzen und „mich der Schlaf, selbst wenn er kommt, nicht stärkt“.
Es gibt kein Aufbegehren, kein großes Aufbäumen gegen die Schlaflosigkeit in diesen Nachtgedanken. Sie nehmen mit stoischer Resignation alle Leiden der Nacht in sich auf, darunter „kurze, aber schreckliche und widerwärtige, wie grausam ausgewählte Träume“, die den Schlaf vertreiben. Einen Ausweg versperrt dieser Schlaflose sich selbst, die Schlafmittel. Er hat dafür gute Gründe: „Wenn ich mit Hilfe einer Tablette schlafe, träume ich, dass ich schlafe. Über mir und um mich entsteht so etwas wie mein Doppelgänger, mehrfach größer als ich, aber ganz aus leichter, durchsichtiger Materie. Er flirrt, steigt und fällt im Rhythmus des Schlafs, während sich unter ihm undeutlich ein kleiner, dunkler und wache Mensch abzeichnet. Das bin ich und mit mir ist all mein altes Denken und Zittern, das mich nicht einschlafen lässt oder nach kurzem, ersten Schlaf weckt. Deshalb plage ich mich lieber ohne Schlaf, als Schlafmittel zu nehmen.“
Zur schlaflosen Nacht gehören die Dämonen. Hier sind es die Angst als Grundgefühl der eigenen Existenz, die Scham im Blick auf jäh auftauchende Momente Erinnerungen, die Einsicht, von Kindheit an in einer Welt des Verdachts gelebt zu haben.
Vor allem aber sind diese Nachtgedanken die Aufzeichnungen eines schlaflosen Schriftstellers. Die stoische Resignation, mit der er sein Schicksal auf sich nimmt, hat ein starkes Gegenüber, den stoischen Stil. Die Herrschaft der Schlaflosigkeit mag noch so streng sein, der Tribut, den der Körper zahlt, noch so hoch, das Denken und Zittern, das den Schlaf vertreibt, noch so zermürbend, die Prosa bleibt kompakt, beherrscht, luzide.
Unmissverständlich gibt sie zu verstehen, dass sie die letzten Geheimnisse ihres Autors nicht preiszugeben gedenkt. Nichts liegt diesem Autor ferner als ein journal intime, die Preisgabe des Ich. Oft schreibt er von sich in der dritten Person. Er mag es, wenn sich in der Nacht die Gedanken und Worte selbständig machen und um ihn herumtanzen, aber dann fängt er sie mit dem Lasso seiner Prosa ein.
Übrigens nicht nur die Dämonen der Nacht und der Schlaflosigkeit, sondern auch Erinnerungen an das Lateinbuch im Gymnasium von Sarajevo und an missglückte Liebesabenteuer, zudem ein launiges Capriccio über einen Konzertabend mit Mozart, Liszt und Brahms und, wie es sich für ein Buch wie dieses gehört, Nachtigallen.
„Ich bin ein leidenschaftlicher und aufmerksamer Leser von Tagebüchern, persönlichen Aufzeichnungen und Erinnerungen“, schreibt er, aber das Tagebuchschreiben betrachtet er mit äußerstem Misstrauen, von Memoiren will er schon gar nichts wissen. Er wittert in beidem die Eitelkeit und die Lüge. Vielleicht hat Michael Martens recht mit seiner Vermutung, Ivo Andrić hätte die Veröffentlichung von „Insomnia“ eher nicht gebilligt. Aber immerhin war da die Unschlüssigkeit, die Nicht-Vernichtung. Zum Glück.
LOTHAR MÜLLER
Der Autor hätte
die Veröffentlichung des Buches
eher nicht gebilligt
Berlin bei Nacht: Seit 1939 war Ivo Andrić Gesandter an der Botschaft des Königreichs Jugoslawien in der deutschen Hauptstadt.
Foto: Arkivi/Getty Images
Grausame Träume: Ivo Andrić an seinem Belgrader Schreibtisch.
Foto: AFP
Ivo Andrić: Insomnia. Nachtgedanken. Herausgegeben, aus dem Serbischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Michael Martens. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2020. 192 Seiten, 20 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Das Schlaflosigkeits-Tagebuch des jugoslawischen Nobelpreisträgers Ivo Andrić
Als der jugoslawische Schriftsteller Ivo Andrić im März 1975 in Belgrad starb, hinterließ er ein Buchprojekt, das schon sehr weit gediehen war, in dem aber noch einige Unschlüssigkeit steckte. Mit seinen Romanen „Die Brücke über die Drina“ und „Wesire und Konsuln“ und seinen Erzählungen war er nach dem Zweiten Weltkrieg berühmt geworden, für sie hatte er 1961 den Literaturnobelpreis erhalten.
Aber er hatte zugleich über Jahrzehnte hinweg, von 1915 bis 1974, Reflexionen, Beobachtungen, Erinnerungsfragmente, Traumreste in immer neue Notizbücher eingetragen. Aus der Fülle dieser Notizen traf er, inzwischen 82 Jahre alt, eine Auswahl für sein letztes Buch, aber die Nachlassverwalter fanden außerdem ein Konvolut mit dem Titel „Insomnia“, das einfach nur da war, ohne eine Verfügung, was damit geschehen solle. Sie entschieden sich, es der Auswahl hinzuzufügen, die ein Jahr nach dem Tod des Autors unter dem Titel „Wegzeichen“ erschien.
Nun sind die „Insomnia“-Notizen, ein schmaler, großartiger Beitrag zur Literatur der Schlaflosigkeit, zum ersten Mal auf Deutsch erschienen, übersetzt und herausgegeben von Michael Martens, dem langjährigen Südosteuropa-Korrespondenten der FAZ und Verfasser der Ivo-Andrić-Biografie „Im Brand der Welten. Ein europäisches Leben“ (2019), der in seinem Nachwort die zahlreichen Schlaflosen aus den Romanen und Erzählungen um ihren Autor versammelt.
Der ist ein Schlafloser ganz eigener Art. Ihm fehlt der erzählerische Zusammenhang, er ist in jeder der kürzeren oder längeren Notizen mit sich allein. Schreibt er noch in der durchwachten Nacht? Am Tag darauf? Und wann überhaupt? Nur sehr wenige Einträge sind datiert. Dieser zum Beispiel: „In dem Raum neben meinem Schlafzimmer, von dem mich eine halboffene Tür trennt, beginnt das Parkett mit den ersten Nachtstunden vielsagend zu knarren und zu knacken. Und je weiter die Nacht fortschreitet und je kälter sie wird, desto lauter wird das Knacken, sodass es zuweilen ganz den Anschein hat, als gehe dort jemand umher und wolle sich unbemerkt nähern oder davonschleichen.“
Zum einen ist diese Passage eine der Skizzen, aus denen das Selbstporträt des Schlaflosen entsteht, in dessen Welt die akustische Dimension und das Ohr eine Hauptrolle spielen, weil Geräusche wecken und am Einschlafen hindern können. Zum anderen ist sie, weil auf das Jahr 1940 datiert, mit einer konkreten Lebenssituation verbunden.
Es wird ein Berliner Parkett gewesen sein, das knarrte. Seit 1939 war Ivo Andrić Gesandter an der Botschaft des Königreichs Jugoslawien in der Hauptstadt des nationalsozialistischen Deutschlands, als die Wehrmacht Anfang April 1941 sein Land überfiel, war seine Mission abrupt beendet.
Es gibt gelegentlich Ausblicke auf den Akteur in der politisch-historischen Welt, der in diesem Schlaflosen steckt, etwa wenn er sich an den Ton und Rhythmus der Soldatenstiefel auf den Fluren des Gefängnisses in Maribor erinnert, wo er nach dem Attentat in Sarajevo 1914 einsaß. Aber im Zentrum steht die Selbsterkundung des Schlaflosen, die Erforschung des Reiches der Schlaflosigkeit, in das er verbannt ist. Einmal beschreibt er sich als Neuankömmling in diesem Land, als jemanden, der noch äußere Anlässe, unangenehme Erlebnisse am Tage brauchte, um nachts wach zu liegen. Dann verschwinden die Anlässe, und er scheint sich damit abgefunden zu haben, dass Nacht und Schlaflosigkeit verschmelzen und „mich der Schlaf, selbst wenn er kommt, nicht stärkt“.
Es gibt kein Aufbegehren, kein großes Aufbäumen gegen die Schlaflosigkeit in diesen Nachtgedanken. Sie nehmen mit stoischer Resignation alle Leiden der Nacht in sich auf, darunter „kurze, aber schreckliche und widerwärtige, wie grausam ausgewählte Träume“, die den Schlaf vertreiben. Einen Ausweg versperrt dieser Schlaflose sich selbst, die Schlafmittel. Er hat dafür gute Gründe: „Wenn ich mit Hilfe einer Tablette schlafe, träume ich, dass ich schlafe. Über mir und um mich entsteht so etwas wie mein Doppelgänger, mehrfach größer als ich, aber ganz aus leichter, durchsichtiger Materie. Er flirrt, steigt und fällt im Rhythmus des Schlafs, während sich unter ihm undeutlich ein kleiner, dunkler und wache Mensch abzeichnet. Das bin ich und mit mir ist all mein altes Denken und Zittern, das mich nicht einschlafen lässt oder nach kurzem, ersten Schlaf weckt. Deshalb plage ich mich lieber ohne Schlaf, als Schlafmittel zu nehmen.“
Zur schlaflosen Nacht gehören die Dämonen. Hier sind es die Angst als Grundgefühl der eigenen Existenz, die Scham im Blick auf jäh auftauchende Momente Erinnerungen, die Einsicht, von Kindheit an in einer Welt des Verdachts gelebt zu haben.
Vor allem aber sind diese Nachtgedanken die Aufzeichnungen eines schlaflosen Schriftstellers. Die stoische Resignation, mit der er sein Schicksal auf sich nimmt, hat ein starkes Gegenüber, den stoischen Stil. Die Herrschaft der Schlaflosigkeit mag noch so streng sein, der Tribut, den der Körper zahlt, noch so hoch, das Denken und Zittern, das den Schlaf vertreibt, noch so zermürbend, die Prosa bleibt kompakt, beherrscht, luzide.
Unmissverständlich gibt sie zu verstehen, dass sie die letzten Geheimnisse ihres Autors nicht preiszugeben gedenkt. Nichts liegt diesem Autor ferner als ein journal intime, die Preisgabe des Ich. Oft schreibt er von sich in der dritten Person. Er mag es, wenn sich in der Nacht die Gedanken und Worte selbständig machen und um ihn herumtanzen, aber dann fängt er sie mit dem Lasso seiner Prosa ein.
Übrigens nicht nur die Dämonen der Nacht und der Schlaflosigkeit, sondern auch Erinnerungen an das Lateinbuch im Gymnasium von Sarajevo und an missglückte Liebesabenteuer, zudem ein launiges Capriccio über einen Konzertabend mit Mozart, Liszt und Brahms und, wie es sich für ein Buch wie dieses gehört, Nachtigallen.
„Ich bin ein leidenschaftlicher und aufmerksamer Leser von Tagebüchern, persönlichen Aufzeichnungen und Erinnerungen“, schreibt er, aber das Tagebuchschreiben betrachtet er mit äußerstem Misstrauen, von Memoiren will er schon gar nichts wissen. Er wittert in beidem die Eitelkeit und die Lüge. Vielleicht hat Michael Martens recht mit seiner Vermutung, Ivo Andrić hätte die Veröffentlichung von „Insomnia“ eher nicht gebilligt. Aber immerhin war da die Unschlüssigkeit, die Nicht-Vernichtung. Zum Glück.
LOTHAR MÜLLER
Der Autor hätte
die Veröffentlichung des Buches
eher nicht gebilligt
Berlin bei Nacht: Seit 1939 war Ivo Andrić Gesandter an der Botschaft des Königreichs Jugoslawien in der deutschen Hauptstadt.
Foto: Arkivi/Getty Images
Grausame Träume: Ivo Andrić an seinem Belgrader Schreibtisch.
Foto: AFP
Ivo Andrić: Insomnia. Nachtgedanken. Herausgegeben, aus dem Serbischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Michael Martens. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2020. 192 Seiten, 20 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensentin Ilma Rakusa bewundert den jugoslawischen Schriftsteller und Nobelpreisträger Ivo Andric für seine Disziplin. Dass der Autor die hier versammelten philosophischen, von jeglichem Pathos freien Notate zu seiner Biografie, seinen Ängsten und seinem Schreiben der Schlaflosigkeit abgetrotzt hat, findet sie bemerkenswert. Der von Michael Martens "sorgfältig" übersetzte und kommentierte Band lässt laut Rakusa nicht nur die Ursachen von Andrics Leiden erahnen, er macht den Leser auch mit dem Feingefühl des Autors und mit seinem literarischen Ethos bekannt, erklärt die Rezensentin.en des Bandes für Startmann leider nicht überzeugend auszuführen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2021Bekenntnisse eines Ehrgeizigen
Am Ende eines Lebens für die Literatur: Undiplomatische Nachtgedanken des jugoslawischen Schriftstellers Ivo Andric
In der Schlaflosigkeit mancher Nächte können die Gedanken eine Klarheit erreichen, von der man sich wünscht, wenigstens etwas in den Tag zu retten. Meistens kann man aber keinen der begonnenen Briefe, keine der begonnenen Reden, keinen der beschlossenen Schlussstriche zurückholen in die Grellheit des Morgens. Und so sind die jetzt erschienenen "Nachtgedanken" des jugoslawischen Nobelpreisträgers Ivo Andric beides: Zeugen der nächtlichen Einbildungskraft und Versuche ihrer Übersetzung in einen Zustand diffuser Helligkeit.
"Wer gut schläft, ist verdächtig", schreibt Andrics Biograph Michael Martens im Nachwort des von ihm übersetzten Buchs. Denn bei Andric sind es die Bösewichte, die über einen gesegneten Schlaf verfügen. Die anderen, die Zweifler und Zauderer, die Ambivalenten, brüten nachts über den eigenen Unzulänglichkeiten. So auch der Autor in seinen nachgelassenen Notizen - Selbstbetrachtungen, Aphorismen, Aperçus und Traumsequenzen -, die Martens unter dem Titel "Insomnia" versammelt hat. Hier zeigt sich der Erzähler bosnischer Epen von einer ungewohnt persönlichen Seite.
Einer der größten Vorwürfe, denen sich Andric immer wieder ausgesetzt sah, war der des Opportunismus. Er konnte als Gesandter des Königreichs Jugoslawien in Berlin die politischen Kreise des nationalsozialistischen Deutschlands frequentieren und später unter Tito den jugoslawischen Vielvölkerstaatskommunismus vertreten. Er pflegte dabei die Diplomatie der kalten Persona, machte sich nie ganz gemein mit einer Sache und lebte seine menschlichen Interessen in seinen Romanen aus. In "Insomnia" bekommt der Leser aber einen Eindruck davon, dass Andric ein Mann großer innerer Spannungen gewesen sein muss.
Wie Martens darlegt, decken sich seine Notizen zur Schlaflosigkeit teilweise bis in den Wortlaut hinein mit Sätzen aus Fernando Pessoas "Buch der Unruhe" und auch mit Kafkas Gedanken zum schlechten Schläfer. Und so lernen wir einen seelisch verquälten Menschen kennen, der sich selbst nicht ganz geheuer ist: "Aber nein. Kein Rummelplatz, keine Kirche, kein Theater ist so lebendig und bevölkert wie diese dunklen Stunden, in denen man schlafen sollte. Unter dem grellen Licht des Gewissens und der Erinnerung wimmelt und kriecht ein ganzes Volk umher. Einige gehen unerbittlich langsam vorbei, und ich erinnere mich, dass ich schon vor langer Zeit bemerkt habe, wie es unglückliche Menschen nie eilig zu haben scheinen. Ohne Fortschritte zu machen, bewegt sich der Zug jener, die ich beleidigt und verachtet, denen ich ohne Recht und Not etwas zuleide getan habe oder denen ich nichts Gutes tat, als ich es gekonnt und gemusst hätte."
Ein großer Teil der kurzen Notizen handelt von solchen Dämonen, die den Schläfer belagern, der "auf dem dünnen Faden" seines Atems den Morgen erwartet wie eine Spinne. "Es ist ein Glück", schreibt Andric als reifer Mann, "dass sich meine Wünsche nicht immer erfüllt haben und dass meine Pläne oft gescheitert sind". Und fügt bedauernd an: "Schade, dass es nicht öfter so war! Denn dieser ganze gesellschaftliche Aufstieg führte immer weiter nach unten, und gerettet hat mich, was mir neben meinen Wünschen, gegen meinen Willen und wider meine Pläne geschah." Bekenntnisse eines Ehrgeizigen!
Ein anderer Teil seiner Notizen handelt von Dingen weit über die vorgetragene Seelenqual unter dem "Leichentuch der Nacht" hinaus. Der gebürtige Bosnier erinnert sich an seine Kindheit im Vielvölkerstaat. Zum Beispiel an den jüdischen Krämer Jankil, der als Einziger im Städtchen "deutsche Bonbons" führte und dessen Mutter im Hinterzimmer des Geschäfts einen "kurzen spröden Armutshusten" pflegte. Jahrzehnte später, beim Besuch einer Ballettaufführung, kommt Andric dieser Husten plötzlich wie eine "vergessene Melodie" in den Kopf, als eine vornehme Jüdin trocken in das Pianissimo der Aufführung hineinhustet. Ein Madeleine-Erlebnis für den Erzähler, das wiederum beim Leser gleich mehrere untergegangene Welten heraufbeschwört.
Andric, der sich als großer Leser und großer Verächter von literarischen Tagebüchern outet, tritt einem in den Notizen als vergleichsweise bescheidener Zeitgenosse entgegen. Der Vanitas-Kult des verquälten Künstlers, der mehr sieht als seine Zeitgenossen, kommt ihm eitel und billig vor. "Warum sollten müde und enttäuschte Schwarzseher recht haben, während Menschen, die das Leben lieben und schätzen und es als lohnend ansehen, für bestimmte Formen dieses Lebens zu kämpfen, unberechenbare Phantasten sind? Und warum sollte ,Leiden' und Reue ein würdigerer Gegenstand hoher Kunst und tiefer Philosophie sein als das Sinnen und Trachten gewöhnlicher Menschen, die atmen, schauen, denken und sich zurechtzufinden suchen und einzuordnen in ein Leben, um das sie nicht gebeten, das sie aber, da sie es nun schon einmal haben, als Verpflichtung und Aufgabe angenommen haben? Warum? Nur der Teufel könnte wissen, warum."
Die meisten der Notizen im Buch tragen kein Datum. Damit sind sie den realen Zeitläufen, in denen Ivo Andric lebte und dachte, wieder etwas entrückt. Es muss in einer sehr späten Lebensphase gewesen sein, als Andric notierte, die Musik spiele jetzt eine immer größere Rolle in seinem Leben. Auf der Rückseite eines Programmhefts von 1963, das ihm in die Hände gefallen war, schrieb er mit großer Anteilnahme über die eben gehörten Orchesterwerke von Mozart, Liszt oder Brahms. Besonders der Letztere lässt ihn nicht mehr los. "Brahms, Konzert für Violine und Orchester in D-Dur. Der vorletzte Satz endet harmonisch, aber in einer tiefen und teuren Harmonie, die erkauft ist durch all das, was ihr vorausging. So sollte auch jedes meiner Werke enden, selbst das kleinste. Und auch mein Leben selbst."
Ivo Andric starb im Alter von dreiundachtzig Jahren in Belgrad. Ob in einer teuer erkauften Harmonie oder infolge einer quälenden Schlaflosigkeit, wissen wir nicht.
KATHARINA TEUTSCH
Ivo Andric: "Insomnia". Nachtgedanken.
Hrsg., aus dem Serbischen und mit einem Nachwort von Michael Martens. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2020. 192 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Am Ende eines Lebens für die Literatur: Undiplomatische Nachtgedanken des jugoslawischen Schriftstellers Ivo Andric
In der Schlaflosigkeit mancher Nächte können die Gedanken eine Klarheit erreichen, von der man sich wünscht, wenigstens etwas in den Tag zu retten. Meistens kann man aber keinen der begonnenen Briefe, keine der begonnenen Reden, keinen der beschlossenen Schlussstriche zurückholen in die Grellheit des Morgens. Und so sind die jetzt erschienenen "Nachtgedanken" des jugoslawischen Nobelpreisträgers Ivo Andric beides: Zeugen der nächtlichen Einbildungskraft und Versuche ihrer Übersetzung in einen Zustand diffuser Helligkeit.
"Wer gut schläft, ist verdächtig", schreibt Andrics Biograph Michael Martens im Nachwort des von ihm übersetzten Buchs. Denn bei Andric sind es die Bösewichte, die über einen gesegneten Schlaf verfügen. Die anderen, die Zweifler und Zauderer, die Ambivalenten, brüten nachts über den eigenen Unzulänglichkeiten. So auch der Autor in seinen nachgelassenen Notizen - Selbstbetrachtungen, Aphorismen, Aperçus und Traumsequenzen -, die Martens unter dem Titel "Insomnia" versammelt hat. Hier zeigt sich der Erzähler bosnischer Epen von einer ungewohnt persönlichen Seite.
Einer der größten Vorwürfe, denen sich Andric immer wieder ausgesetzt sah, war der des Opportunismus. Er konnte als Gesandter des Königreichs Jugoslawien in Berlin die politischen Kreise des nationalsozialistischen Deutschlands frequentieren und später unter Tito den jugoslawischen Vielvölkerstaatskommunismus vertreten. Er pflegte dabei die Diplomatie der kalten Persona, machte sich nie ganz gemein mit einer Sache und lebte seine menschlichen Interessen in seinen Romanen aus. In "Insomnia" bekommt der Leser aber einen Eindruck davon, dass Andric ein Mann großer innerer Spannungen gewesen sein muss.
Wie Martens darlegt, decken sich seine Notizen zur Schlaflosigkeit teilweise bis in den Wortlaut hinein mit Sätzen aus Fernando Pessoas "Buch der Unruhe" und auch mit Kafkas Gedanken zum schlechten Schläfer. Und so lernen wir einen seelisch verquälten Menschen kennen, der sich selbst nicht ganz geheuer ist: "Aber nein. Kein Rummelplatz, keine Kirche, kein Theater ist so lebendig und bevölkert wie diese dunklen Stunden, in denen man schlafen sollte. Unter dem grellen Licht des Gewissens und der Erinnerung wimmelt und kriecht ein ganzes Volk umher. Einige gehen unerbittlich langsam vorbei, und ich erinnere mich, dass ich schon vor langer Zeit bemerkt habe, wie es unglückliche Menschen nie eilig zu haben scheinen. Ohne Fortschritte zu machen, bewegt sich der Zug jener, die ich beleidigt und verachtet, denen ich ohne Recht und Not etwas zuleide getan habe oder denen ich nichts Gutes tat, als ich es gekonnt und gemusst hätte."
Ein großer Teil der kurzen Notizen handelt von solchen Dämonen, die den Schläfer belagern, der "auf dem dünnen Faden" seines Atems den Morgen erwartet wie eine Spinne. "Es ist ein Glück", schreibt Andric als reifer Mann, "dass sich meine Wünsche nicht immer erfüllt haben und dass meine Pläne oft gescheitert sind". Und fügt bedauernd an: "Schade, dass es nicht öfter so war! Denn dieser ganze gesellschaftliche Aufstieg führte immer weiter nach unten, und gerettet hat mich, was mir neben meinen Wünschen, gegen meinen Willen und wider meine Pläne geschah." Bekenntnisse eines Ehrgeizigen!
Ein anderer Teil seiner Notizen handelt von Dingen weit über die vorgetragene Seelenqual unter dem "Leichentuch der Nacht" hinaus. Der gebürtige Bosnier erinnert sich an seine Kindheit im Vielvölkerstaat. Zum Beispiel an den jüdischen Krämer Jankil, der als Einziger im Städtchen "deutsche Bonbons" führte und dessen Mutter im Hinterzimmer des Geschäfts einen "kurzen spröden Armutshusten" pflegte. Jahrzehnte später, beim Besuch einer Ballettaufführung, kommt Andric dieser Husten plötzlich wie eine "vergessene Melodie" in den Kopf, als eine vornehme Jüdin trocken in das Pianissimo der Aufführung hineinhustet. Ein Madeleine-Erlebnis für den Erzähler, das wiederum beim Leser gleich mehrere untergegangene Welten heraufbeschwört.
Andric, der sich als großer Leser und großer Verächter von literarischen Tagebüchern outet, tritt einem in den Notizen als vergleichsweise bescheidener Zeitgenosse entgegen. Der Vanitas-Kult des verquälten Künstlers, der mehr sieht als seine Zeitgenossen, kommt ihm eitel und billig vor. "Warum sollten müde und enttäuschte Schwarzseher recht haben, während Menschen, die das Leben lieben und schätzen und es als lohnend ansehen, für bestimmte Formen dieses Lebens zu kämpfen, unberechenbare Phantasten sind? Und warum sollte ,Leiden' und Reue ein würdigerer Gegenstand hoher Kunst und tiefer Philosophie sein als das Sinnen und Trachten gewöhnlicher Menschen, die atmen, schauen, denken und sich zurechtzufinden suchen und einzuordnen in ein Leben, um das sie nicht gebeten, das sie aber, da sie es nun schon einmal haben, als Verpflichtung und Aufgabe angenommen haben? Warum? Nur der Teufel könnte wissen, warum."
Die meisten der Notizen im Buch tragen kein Datum. Damit sind sie den realen Zeitläufen, in denen Ivo Andric lebte und dachte, wieder etwas entrückt. Es muss in einer sehr späten Lebensphase gewesen sein, als Andric notierte, die Musik spiele jetzt eine immer größere Rolle in seinem Leben. Auf der Rückseite eines Programmhefts von 1963, das ihm in die Hände gefallen war, schrieb er mit großer Anteilnahme über die eben gehörten Orchesterwerke von Mozart, Liszt oder Brahms. Besonders der Letztere lässt ihn nicht mehr los. "Brahms, Konzert für Violine und Orchester in D-Dur. Der vorletzte Satz endet harmonisch, aber in einer tiefen und teuren Harmonie, die erkauft ist durch all das, was ihr vorausging. So sollte auch jedes meiner Werke enden, selbst das kleinste. Und auch mein Leben selbst."
Ivo Andric starb im Alter von dreiundachtzig Jahren in Belgrad. Ob in einer teuer erkauften Harmonie oder infolge einer quälenden Schlaflosigkeit, wissen wir nicht.
KATHARINA TEUTSCH
Ivo Andric: "Insomnia". Nachtgedanken.
Hrsg., aus dem Serbischen und mit einem Nachwort von Michael Martens. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2020. 192 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Die Herrschaft der Schlaflosigkeit mag noch so streng sein, der Tribut, den der Körper zahlt, noch so hoch, das Denken und Zittern, das den Schlaf vertreibt, noch so zermürbend, die Prosa bleibt kompakt, beherrscht, luzide." Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung, 12.01.21
"'Insomnia' wird vermutlich nicht beim Einschlafen helfen, dafür liest es sich zu schön." Gregor Sander, Deutschlandfunk Kultur, 12.01.21
"Zur sinnlich-literarischen Dichte dieser vielstimmigen Aufzeichnungen gesellt sich eine philosophische Intensität, die sie an die Seite der großen Schlaflosigkeitsdenker des 20. Jahrhunderts rückt." Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel, 05.01.21
"Andric schreibt eine luzide Prosa, die die Abgründe des Lebens mit der Nachtischlampe ausleuchtet." Wolfgang Schneider, Deutschlandfunk Büchermarkt, 15.02.2021
"Es ist unwahrscheinlich, dass Andric der Veröffentlichung der Insomnia-Notate zugestimmt hätte: Viel zu intim! Umso schöner ist es, das wir die feinnervige aphoristische Prosa dieses Bandes nun dank der Vermittlungsleistung von Michael Martens lesen dürfen." Wolfgang Schneider, WDR 3, 29.01.21
"Immer ist da eine existenzielle Dimension, und die ist es auch, die diese aufrichtigen, alle Eitelkeiten ignorierenden Skizzen zu einem literarischen Gewinn machen." Ulrich Rüdenauer, SWR2 Lesenswert, 30.12.20
"Das Buch, obwohl erst dem Nachlass für eine Veröffentlichung entnommen, steht für sich selbst - und zeigt auf eigene Weise den Ausnahmerang dieses Sprachkünstlers." Björn Gauges, Gießener Anzeiger, 25.01.21
"Seine nächtlichen Aufzeichnungen öffneten die skeptische Sicht auf große Themen wie Würde, Altern, Vergänglichkeit, Sterben. Davon enthält der Band etliche Glanzstücke, wie auch scharf gezeichnete Alltagseindrücke, Charakterstudien, Reisebilder, Aphorismen." Oliver vom Hove, Wiener Zeitung, 09.01.21
"Ein kleines, schmales Buch von sehr, sehr großem Gewicht." Lothar Müller, SWR2 Lesenswert, 05.01.21
"Als Autor kann man sich keinen besseren Exegeten als den Journalisten und Übersetzer Michael Martens wünschen." Wolfgang Paterno, Profil, 14.12.20
"Sensible Beobachtungen in dunklen Stunden, erhellende Aphorismen ... ein sehr persönlicher Zugang zum Denken eines Weltgewandten." Norbert Mayer, Die Presse, 11.12.20
"Eine sehr dichte, lateinische Prosa, ... unglaublich komprimiert." Gregor Dotzauer, SWR2 Lesenswert, 05.01.21
"Konzis formulierte Denkbilder und Miniaturen aus vier Jahrzehnten, in denen der jugoslawische Nobelpreisträger des Jahres 1961 beobachtet, wie er seine Jugend verliert, aber nichts von seinen nächtlichen Qualen." Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel, 07.12.20
"Die in Sprache geformten Gedanken eines der größten Autoren des vergangenen Jahrhunderts in dessen wohl einsamsten Stunden, in denen er den Stab nicht über andere bricht und zwar zweifelt, sich aber trotz eigener und fremder Leiden nicht von der Welt abkehrt." Roland Zschächner, der Freitag, 03.12.20
"Wenn man diese Notizen zu lesen beginnt, erfasst einen umgehend der Tonfall eines großen Schriftstellers ... Hier treibt ein unfreiwillig Wachliegender Gewissenserforschung in einer Schonungslosigkeit, die erschreckend ist. ... ein schmaler aber imposanter Band" SWR Bestenliste, 23.11.20
"Nicht nur in langen Winternächten erweist sich dieses Resultat der Marter als ein Schatz, als eine wunderbare Lektüre - nicht nur, wenn sich der Schlaf einmal nicht einstellen sollte." Bernhard Flieher, Salzburger Nachrichten, 02.12.20
"In glasklarer, eleganter Prosa, die Michael Martens in ein ebensolches Deutsch übersetzt hat, lotet der Romancier seine Verzweiflungen und Abgründigkeiten, seine Melancholien und quälenden Selbstzweifel aus." Günter Kaindlstorfer, Ö1 Ex libris, 22.11.20
"Michael Martens, Autor der brillanten Andric-Biografie 'Im Brand der Welten', übersetzte die Miniaturen zur Schlaflosigkeit und eröffnet damit
eine neue Perspektive auf den großen europäischen Schriftsteller." Stefanie Panzenböck, Falter, 04.11.20
"Ivo Andric gibt in diesem geglückten Sammelband schonungslose Einblicke in sein unruhiges Seelenleben. ... Meditationen über das (versäumte) Leben, das Alter, die Vergänglichkeit - und die Scham." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 07.11.20
"'Insomnia' wird vermutlich nicht beim Einschlafen helfen, dafür liest es sich zu schön." Gregor Sander, Deutschlandfunk Kultur, 12.01.21
"Zur sinnlich-literarischen Dichte dieser vielstimmigen Aufzeichnungen gesellt sich eine philosophische Intensität, die sie an die Seite der großen Schlaflosigkeitsdenker des 20. Jahrhunderts rückt." Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel, 05.01.21
"Andric schreibt eine luzide Prosa, die die Abgründe des Lebens mit der Nachtischlampe ausleuchtet." Wolfgang Schneider, Deutschlandfunk Büchermarkt, 15.02.2021
"Es ist unwahrscheinlich, dass Andric der Veröffentlichung der Insomnia-Notate zugestimmt hätte: Viel zu intim! Umso schöner ist es, das wir die feinnervige aphoristische Prosa dieses Bandes nun dank der Vermittlungsleistung von Michael Martens lesen dürfen." Wolfgang Schneider, WDR 3, 29.01.21
"Immer ist da eine existenzielle Dimension, und die ist es auch, die diese aufrichtigen, alle Eitelkeiten ignorierenden Skizzen zu einem literarischen Gewinn machen." Ulrich Rüdenauer, SWR2 Lesenswert, 30.12.20
"Das Buch, obwohl erst dem Nachlass für eine Veröffentlichung entnommen, steht für sich selbst - und zeigt auf eigene Weise den Ausnahmerang dieses Sprachkünstlers." Björn Gauges, Gießener Anzeiger, 25.01.21
"Seine nächtlichen Aufzeichnungen öffneten die skeptische Sicht auf große Themen wie Würde, Altern, Vergänglichkeit, Sterben. Davon enthält der Band etliche Glanzstücke, wie auch scharf gezeichnete Alltagseindrücke, Charakterstudien, Reisebilder, Aphorismen." Oliver vom Hove, Wiener Zeitung, 09.01.21
"Ein kleines, schmales Buch von sehr, sehr großem Gewicht." Lothar Müller, SWR2 Lesenswert, 05.01.21
"Als Autor kann man sich keinen besseren Exegeten als den Journalisten und Übersetzer Michael Martens wünschen." Wolfgang Paterno, Profil, 14.12.20
"Sensible Beobachtungen in dunklen Stunden, erhellende Aphorismen ... ein sehr persönlicher Zugang zum Denken eines Weltgewandten." Norbert Mayer, Die Presse, 11.12.20
"Eine sehr dichte, lateinische Prosa, ... unglaublich komprimiert." Gregor Dotzauer, SWR2 Lesenswert, 05.01.21
"Konzis formulierte Denkbilder und Miniaturen aus vier Jahrzehnten, in denen der jugoslawische Nobelpreisträger des Jahres 1961 beobachtet, wie er seine Jugend verliert, aber nichts von seinen nächtlichen Qualen." Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel, 07.12.20
"Die in Sprache geformten Gedanken eines der größten Autoren des vergangenen Jahrhunderts in dessen wohl einsamsten Stunden, in denen er den Stab nicht über andere bricht und zwar zweifelt, sich aber trotz eigener und fremder Leiden nicht von der Welt abkehrt." Roland Zschächner, der Freitag, 03.12.20
"Wenn man diese Notizen zu lesen beginnt, erfasst einen umgehend der Tonfall eines großen Schriftstellers ... Hier treibt ein unfreiwillig Wachliegender Gewissenserforschung in einer Schonungslosigkeit, die erschreckend ist. ... ein schmaler aber imposanter Band" SWR Bestenliste, 23.11.20
"Nicht nur in langen Winternächten erweist sich dieses Resultat der Marter als ein Schatz, als eine wunderbare Lektüre - nicht nur, wenn sich der Schlaf einmal nicht einstellen sollte." Bernhard Flieher, Salzburger Nachrichten, 02.12.20
"In glasklarer, eleganter Prosa, die Michael Martens in ein ebensolches Deutsch übersetzt hat, lotet der Romancier seine Verzweiflungen und Abgründigkeiten, seine Melancholien und quälenden Selbstzweifel aus." Günter Kaindlstorfer, Ö1 Ex libris, 22.11.20
"Michael Martens, Autor der brillanten Andric-Biografie 'Im Brand der Welten', übersetzte die Miniaturen zur Schlaflosigkeit und eröffnet damit
eine neue Perspektive auf den großen europäischen Schriftsteller." Stefanie Panzenböck, Falter, 04.11.20
"Ivo Andric gibt in diesem geglückten Sammelband schonungslose Einblicke in sein unruhiges Seelenleben. ... Meditationen über das (versäumte) Leben, das Alter, die Vergänglichkeit - und die Scham." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 07.11.20