Wozu inspiriert ein Fahrrad? Nur zum Radfahren? Das ungewöhnliche Fahrradbuch von Peter Appeltauer INSPIRATION FAHRRAD bietet neue, auch unerwartete Perspektiven. Erleben Sie das Fahrrad als kompetenten Reiseleiter durch eine vielfältige Themenlandschaft: 14 abwechslungsreiche Essays und 300 Bilder auf 246 Seiten bieten sich als ebenso viele Quellen neuer, überraschender Inspiration an. Für alle, die nach der Radfahrt ihr Fahrrad vorsichtig abstellen und nicht einfach hinwerfen!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2016Das Fahrradbuch vom Selbermacher
Peter Appeltauer legt abermals ein Werk wie kein anderes über sein Lieblingsfahrzeug vor
Dieses Buch ragt aus der Masse aller Bücher über das Fahrrad und das Fahrradfahren heraus wie ein ins Wattenmeer versetzter Mount Everest. "Inspiration Fahrrad" von Peter Appeltauer ist nämlich nicht der 1001. Aufguss vom Lob der gesunden und umweltfreundlichen Fortbewegung und der schönsten Maschine der Welt, sondern ein absolutes Unikat. Und es gibt nur genau zwei Möglichkeiten, dieses Buch zu rezipieren: Man kann es entweder mit einem Augenzwinkern goutieren und sich vielfältigst angeregt und amüsiert zugleich fühlen, oder aber man legt es nach kurzem Durchblättern und Anlesen zur Seite mit der Bemerkung: "Völlig bekloppt".
Solch ein ganz und gar eigenständiges Fahrrad-Buch, so selten es sein mag, lässt sich wohl rezensieren, aber nicht wirklich inhaltlich wiedergeben. Wer sich zum Beispiel von dem Titel verführen lässt und das Buch einem kreuzbraven ADFC-Mitglied und fleißig mit der AOK radfahrend Kilometer sammelnden Berufspendler schenkt, riskiert die Aufkündigung der Freundschaft.
Nicht, weil das Fahrrad in diesem Buch etwa schlecht wegkommen würde. Ganz im Gegenteil, um nichts anderes als das dreht sich schließlich hier alles. Aber weil so ungeheuer viel anderes in planetarischen Schleifen um das Zentralgestirn Velo kreist, könnte dem beschenkten Alltagsradler schwindlig werden, angesichts der Horizonte, die Appeltauer aufreißt. Das hat im Falle dieses Autors Methode. Appeltauer, Physiker seiner Facultas nach und beruflich im Karbon-Leichtbau für Automobile engagiert, in seiner Freizeit aber offenkundig ein vorzugsweise Pässe erklimmender Rennradler, hat schon ein höchst ungewöhnliches Buch veröffentlicht. "Das Kleingedruckte beim Radfahren: Physikalische Hintergründe Ihres Radsportalltags" (Maxime Verlag, 46 Euro) ist eine kiloschwere und wahrhaft nicht leicht zu lesende Betrachtung der physikalischen und biomechanischen sowie der produktspezifischen Hintergründe sportlich anspruchsvollen Radfahrens mit dem Material Karbon.
Für sein neues Buch, das aus vierzehn Essays mit solch Titeln wie "Erhaltung: Konsequenz natürlicher Sparsamkeit - Die Natur geht sparsam mit Ressourcen um. Auch das Fahrrad?" hat sich der Autor auch gleich einen eigenen Verlag geschaffen: Pavée, die Peter-Appeltauer-Vélo-Edition. Und offenbar hat er bis zu den dreihundert Bildern auf 246 Seiten alles, alles selbst gemacht. Als Illustrator schwärmt er sichtlich für Solarisationen. Als Autor gibt er das Hauptwort eines Essays gern in phonetischer Schrift als Zugabe. Und als Inspirator erfindet er beispielsweise einen Dialog, der sich zwischen dem Laufmaschinen-Erfinder Karl Freiherr von Drais und Julius Robert Mayer über den Energieerhaltungssatz entspinnt - anlässlich sozusagen eines Fahrradunfalls. Und nicht nur an dieser Stelle muss man denken: Das hat Züge eines Jean Paul des Fahrrads.
py.
Inspiration Fahrrad. Von Peter Appeltauer. Pavée, ISBN 978-3-9817893-0-0, 27 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Peter Appeltauer legt abermals ein Werk wie kein anderes über sein Lieblingsfahrzeug vor
Dieses Buch ragt aus der Masse aller Bücher über das Fahrrad und das Fahrradfahren heraus wie ein ins Wattenmeer versetzter Mount Everest. "Inspiration Fahrrad" von Peter Appeltauer ist nämlich nicht der 1001. Aufguss vom Lob der gesunden und umweltfreundlichen Fortbewegung und der schönsten Maschine der Welt, sondern ein absolutes Unikat. Und es gibt nur genau zwei Möglichkeiten, dieses Buch zu rezipieren: Man kann es entweder mit einem Augenzwinkern goutieren und sich vielfältigst angeregt und amüsiert zugleich fühlen, oder aber man legt es nach kurzem Durchblättern und Anlesen zur Seite mit der Bemerkung: "Völlig bekloppt".
Solch ein ganz und gar eigenständiges Fahrrad-Buch, so selten es sein mag, lässt sich wohl rezensieren, aber nicht wirklich inhaltlich wiedergeben. Wer sich zum Beispiel von dem Titel verführen lässt und das Buch einem kreuzbraven ADFC-Mitglied und fleißig mit der AOK radfahrend Kilometer sammelnden Berufspendler schenkt, riskiert die Aufkündigung der Freundschaft.
Nicht, weil das Fahrrad in diesem Buch etwa schlecht wegkommen würde. Ganz im Gegenteil, um nichts anderes als das dreht sich schließlich hier alles. Aber weil so ungeheuer viel anderes in planetarischen Schleifen um das Zentralgestirn Velo kreist, könnte dem beschenkten Alltagsradler schwindlig werden, angesichts der Horizonte, die Appeltauer aufreißt. Das hat im Falle dieses Autors Methode. Appeltauer, Physiker seiner Facultas nach und beruflich im Karbon-Leichtbau für Automobile engagiert, in seiner Freizeit aber offenkundig ein vorzugsweise Pässe erklimmender Rennradler, hat schon ein höchst ungewöhnliches Buch veröffentlicht. "Das Kleingedruckte beim Radfahren: Physikalische Hintergründe Ihres Radsportalltags" (Maxime Verlag, 46 Euro) ist eine kiloschwere und wahrhaft nicht leicht zu lesende Betrachtung der physikalischen und biomechanischen sowie der produktspezifischen Hintergründe sportlich anspruchsvollen Radfahrens mit dem Material Karbon.
Für sein neues Buch, das aus vierzehn Essays mit solch Titeln wie "Erhaltung: Konsequenz natürlicher Sparsamkeit - Die Natur geht sparsam mit Ressourcen um. Auch das Fahrrad?" hat sich der Autor auch gleich einen eigenen Verlag geschaffen: Pavée, die Peter-Appeltauer-Vélo-Edition. Und offenbar hat er bis zu den dreihundert Bildern auf 246 Seiten alles, alles selbst gemacht. Als Illustrator schwärmt er sichtlich für Solarisationen. Als Autor gibt er das Hauptwort eines Essays gern in phonetischer Schrift als Zugabe. Und als Inspirator erfindet er beispielsweise einen Dialog, der sich zwischen dem Laufmaschinen-Erfinder Karl Freiherr von Drais und Julius Robert Mayer über den Energieerhaltungssatz entspinnt - anlässlich sozusagen eines Fahrradunfalls. Und nicht nur an dieser Stelle muss man denken: Das hat Züge eines Jean Paul des Fahrrads.
py.
Inspiration Fahrrad. Von Peter Appeltauer. Pavée, ISBN 978-3-9817893-0-0, 27 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main