Axel Vervoordt ist ein niederländischer Antiquitätenhändler und Inneneinrichter, der sich auf einen Cross-over-Stil zwischen europäischen und asiatischen Elementen spezialisiert hat. „Inspiration Wabi“ fängt einige seiner Kreationen in den stimmungsvollen Fotografien von Laziz Hamani ein, wobei
schon auf den ersten Blick die Dominanz der Leere auffällt. Es sind wenige, aber ausgesuchte Objekte,…mehrAxel Vervoordt ist ein niederländischer Antiquitätenhändler und Inneneinrichter, der sich auf einen Cross-over-Stil zwischen europäischen und asiatischen Elementen spezialisiert hat. „Inspiration Wabi“ fängt einige seiner Kreationen in den stimmungsvollen Fotografien von Laziz Hamani ein, wobei schon auf den ersten Blick die Dominanz der Leere auffällt. Es sind wenige, aber ausgesuchte Objekte, die in Szene gesetzt werden, wobei es nicht unbedingt Objekte von großem materiellen Wert sein müssen. Das japanische wabi im Titel bezeichnet eher ein komplexes Gefühl der Einsamkeit und Melancholie als eine in Worten fassbare Philosophie und es wird in der Regel mit dem Begriff sabi kombiniert, der grob gesagt für Alter, Vergänglichkeit und Patina steht. Beide Elemente prägen Vervoordts Inneneinrichtungen, die asiatische Antiquitäten oder Fundstücke mit europäischen Möbeln in historischen Räumen kombinieren, deren hervorstechendste Eigenschaft die Reduktion auf das Wesentliche ist. Die Wände sind meist schlicht bis roh gehalten, in gedeckten Tönen, manchmal auch als Sichtbeton, der Wandschmuck beschränkt sich auf ein einziges, abstraktes Bild oder fehlt völlig. Besonderen Wert legt Vervoordt auf die Wirkung des Lichts, fast so wie in einem japanischen Teehaus. Kontraste meidet er, er verzichtet auf künstliche Beleuchtung und jede grelle Farbe.
Das Vorwort hat mich etwas irritiert. Der Autor teilt dem Leser in recht aufdringlicher Weise mit, dass er sich intensiv mit allen nur denkbaren Aspekten asiatischer Ästhetik und Philosophie beschäftigt hat, was allerdings in dem Text selber nicht erkennbar wird. Vervoordt bleibt hier auf dem Niveau von Party-Smalltalk, nennt ein paar einschlägige Namen, aber erfasst weder den Kern japanischer Ästhetiktheorie, noch kann ich erkennen, dass er sich wirklich eingehend mit ihr beschäftigt hätte. Seine Innenräume sind äußerst geschmackvoll gestaltet, das streite ich nicht ab, aber es sind für die Betrachtung von außen entwickelte Objekte und selbst wenn Betten oder Stühle verwendet werden, will man diese nicht in Gebrauch nehmen. Sie wirken eher wie begehbare Tokonoma-Nischen, die Wandaussparung, die in japanischen Zimmern zur Präsentation von jahreszeitentypischen Kunstwerken benutzt wird. Mit ihnen gemein haben Vervoordts Kreationen, dass an keiner Stelle Objekte zu sehen sind, die mit dem täglichen Leben in Zusammenhang stehen. Daher fehlt ihnen allerdings auch der peinliche pseudo-authentische Touch von illustrierten Homestories, mit Coffeetable Books und einer lässig drapierten Kuscheldecke.
Völlig unabhängig, ob Axel Vervoordts eitle Selbstbeschreibung der Realität oder nur dem Wunsch entspricht, haben diese Räume eine spezielle Ästhetik, der man sich schwer entziehen kann. Man will (und kann) hier sicher nicht leben, aber möchte wie in einer Galerie die Atmosphäre einsaugen. Die kongenialen Fotografien von Laziz Hamani sind an diesem Gefühl sicher nicht ganz unschuldig.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)