Die Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung besteht darin, die Bestimmungsfaktoren für das Verhalten und die Entscheidungsfindung relevanter Akteure bei der Implementierung der Ramsar-Konvention auf der Insel Djerba zu beleuchten und dessen Auswirkungen auf den Schutz der degradierenden Feuchtgebiete zu verstehen. Von Interesse ist daher, eine Reihe von Einflussfaktoren zu identifizieren, die die Implementierung multilateraler Umweltabkommen durch Vertragsparteien beeinflussen können. Dazu gehören die Struktur des zu lösenden Umweltproblems, die Fähigkeit des jeweiligen Staates, Ziele und Verfahren des Umweltabkommens zu verstehen und entsprechend zu handeln sowie die zur Lösung des Umweltproblems zur Verfügung stehenden finanziellen und technischen Mittel. Ein wesentliches Ergebnis der vorliegenden Arbeit besteht darin, dass eine Institutionenanalyse problemschaffender anthropogener Interventionen für die Identifikation von Implementierungsdefizite n zumindest im vorliegenden Fall zielführend ist. Der in dieser Arbeit angewandte Analyserahmen unterstreicht die besondere Rolle von Transaktionen und deren Eigenschaften. Ebenso relevant sind die involvierten Akteure sowie deren Handlungspotentiale bei der Entstehung von Interdependenzen in Zusammenhang mit der Nutzung und Regulierung von Feuchtgebieten. Als maßgebend erwiesen sich die institutionellen Arrangements und die für ihre Durchsetzung existierenden Koordinationsstrukturen in den beobachteten Handlungssituationen. Vier theoretische Ansätze aus dem Bereich der Neuen Institutionenökonomie dienten dazu, die anhand des Analyserahmens herausgearbeiteten theoriebasierten Variablen miteinander zu verbinden und das generierte Ergebnis menschlicher Handlungen zu erklären: die Verteilungstheorie institutionellen Wandels, die ,Property Rights'-Theorie, die Theorie des kollektiven Handelns und die ,Interactive Governance Theory'. Die Analyse, die auf einer Literatur- und Dokumentenanalyse sowie Experteninterviews und teilnehmender Beobachtung basiert, zeigt, dass Machtasymmetrien zwischen Nutzern und Regulierern von Feuchtgebieten, die Ineffizienz geltender Nutzungs- und Verfügungsrechte an Feuchtgebietskomponenten, die Komplexität und Multifunktionalität des Ressourcensystems Feuchtgebiet sowie das geringe Niveau seiner Steuerbarkeit als ein sozial-ökologisches System zu einer unzulänglichen Implementierung der Vorgaben des Ramsar-Abkommens geführt haben.