Waisenhäuser stellen eine spezielle Facette der Sozialfürsorge in der Frühen Neuzeit dar. Antje Schloms vergleicht in dieser Studie 248 Waisenanstalten des Alten Reichs von 1648 bis 1806 und ermöglicht somit erstmals eine umfassende statistische Analyse. Ihre Daten zeigen, dass oftmals vaterlose Waisen mit 6 Jahren aufgenommen wurden, Elementarunterricht und eine arbeitsfokussierte Ausbildung erhielten, um mit 14 Jahren in eine handwerkliche Stelle oder einen Dienst vermittelt zu werden. Die Größe der Anstalten war häufig auf unter 30 Kinder beschränkt, ihre Organisation war allerorts identisch. Eine Überprüfung der statistischen Ergebnisse geschieht mittels fünf quellennah erschlossener Waisenanstalten in Braunschweig, Erfurt, den Niederlanden, Züllichau und Glaucha bei Halle. Im Falle der Glauchaschen Anstalt kann Schloms auf diese Weise zeigen, dass das Institut keineswegs so neuartig und wegweisend war, wie oft angenommen - ihr Gründer Hermann Francke war vor allem ein Meister der Vermarktung. Die umfassende, vergleichende Analyse mittels Waisenhaus-Datenbank sowie die ergänzenden Quellenbeispiele setzen damit neue Impulse für die Erforschung der Waisenfürsorge.
"Frau Schloms führt auf überzeugende Weise quantifizierende Datenbankanalyse und Fallanalysen zusammen. Ihre Studie gibt der Erforschung der Waisenfürsorge innovative Impulse. Die Franckeschen Stiftungen stellen der Spezialforschung mit der Waisenhaus-Datenbank ein wertvolles Instrument zur Verfügung." Peter Arnold Heuser Rheinische Vierteljahrsblätter 83, 2019 20191201