Als am 24. März 1999 die Bombardierung Jugoslawiens durch Luftstreitkräfte der NATO begann, flogen auch Tornados der Bundeswehr mit. Für die Bundesrepublik Deutschlandbegann der erste Angriffskrieg ihrer Geschichte. Begründet wurde dieser Krieg und die Beteiligung der Bundeswehr an den Einsätzen durch die politisch Verantwortlichen mit einem ,,Völkermord" an den Kosovo-Albanern durch serbische Einsatzkräfte. Die NATO, hieß es, müsse durch ihre Bombardierungen ,ethnische Säuberungen' und ein ,neues Auschwitz' verhindern. Innerhalb der rot-grünen Regierungskoalition zogen insbesondere Außenminister Joseph Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) und Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) immer wieder Parallelen zwischen Holocaust und Kosovo. Das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte wurde zum Instrument der Rechtfertigung eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges. Vor diesem Hintergrund widmet sich die vorliegende Arbeit nicht nur der Chronik ahistorischer Vergleiche vor und während des Kosovo-Krieges, sondern fragt auch nach der Rolle der Instrumentalisierung von Geschichte im Hinblick auf die Enttabuisierung des Militärischen in der Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland.