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Obwohl moderne Bildtechniken, wie die Elektronenmikroskopie, längst die Bereiche des sichtbaren Lichtes und somit die Dimensionen des menschlichen Auges verlassen haben, liefern sie oft klassisch perspektivische Visionen des Mikrokosmos. Die Perspektive, der Schattenwurf oder die Farbsemantik der visuellen Kultur leben in modernsten Bildtechnologien weiter. Entgegen dem Mythos der Technikgeschichte, die suggeriert, daß neue Apparate immer besser und weiter zu sehen geben, haben diese jedoch kaum noch etwas mit der Physik des Sehens zu tun. Vielmehr sind auch diese Apparaturen, genau wie ihre…mehr

Produktbeschreibung
Obwohl moderne Bildtechniken, wie die Elektronenmikroskopie, längst die Bereiche des sichtbaren Lichtes und somit die Dimensionen des menschlichen Auges verlassen haben, liefern sie oft klassisch perspektivische Visionen des Mikrokosmos. Die Perspektive, der Schattenwurf oder die Farbsemantik der visuellen Kultur leben in modernsten Bildtechnologien weiter. Entgegen dem Mythos der Technikgeschichte, die suggeriert, daß neue Apparate immer besser und weiter zu sehen geben, haben diese jedoch kaum noch etwas mit der Physik des Sehens zu tun. Vielmehr sind auch diese Apparaturen, genau wie ihre historischen Vorläufer, getragen von einem dichten Gefüge aus Sehgewohnheiten und technischen Möglichkeiten. Die Bilder visueller Instrumente stellen zudem mehr dar, als 'den Gegenstand': sondern auch die Spuren des bildgebenden Apparates, die Werkzeuge der Präparation, technische und nicht zuletzt wirtschaftliche Utopien.

Bilder als Element einer Technik zu begreifen, bedeutet also nicht, sie auf den bloßen Effekt einer spezifischen Technik zu reduzieren. Als Part von Maschinen, Apparaturen oder Instrumenten können sie gemäß der zweiten Wortbedeutung von 'Technik' als Felder von Handlungen und Fertigkeiten angesehen werden, als Felder, in denen die visuelle Beschreibung gleichbedeutend mit Zurichtung und Bearbeitung ist. Mit dem Thema "Instrumente des Sehens" wird somit die Frage gestellt, inwieweit Wahrnehmung zugleich auch Bearbeitung ermöglicht und Wahrnehmungstheorien demzufolge auch Handlungsregeln implizieren.

Anhand von Vermeers Arbeit mit der camera obscura, Diderots Kombination von Sehsinn und Tastsinn zu einer Wahrnehmungstheorie, Freuds Mikroskop und dem Bild der Nerven, den Idealen und Realitäten der Nanotechnologie sowie anhand der Bildarbeit von Neurowissenschaftlern werden in diesem Heft Instrumente des Sehens sehr unterschiedlicher Provenienz zur Debatte gestellt. Auch der Status der Technik selbst, etwa die Umfunktionierung technischer Geräte zu nationalen und wissenschaftlichen Monumenten, spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die Autoren des Heftes unternehmen den Versuch einer Lösung der Geschichte der Bilder aus dem Determinismus des Subjekts, der einhergeht mit der Lösung der Geschichte optischer Instrumente aus der evolutionären Logik eines technischen Determinismus.
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Autorenporträt
Horst Bredekamp, Jahrgang 1947, ist Professor für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg, seit 1993 an der Berliner Humboldt-Universität und seit 2003 Permanent Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Er war Fellow des Institute of Advanced Study in Princeton, des Wissenschaftskollegs in Berlin, des Getty Center in Los Angeles und des Collegiums Budapest. Er wurde 2000 mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa ausgezeichnet.