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Die europäische Vielfalt an »inszenierten Naturen« zeichnet sich in Arbeiten aus acht Ländern ab. Von Gabriele Kiefers minimalistisch inspirierten Kompositionen über Guido Hagers gärtnerischen Ausgangspunkt und die großräumigen Landschaftsplanungen des französischen Büros Desvigne & Dalnoky bis zur Fortsetzung der klassischen Moderne durch die Spanier Batlle i Roig reicht die Spanne der vorgestellten Konzepte. Die großen OEuvres von Adriaan Geuze und Peter Latz sind ebenso vertreten wie die Experimente der Briten GROSS. MAX. oder der Schweizer Rotzler Krebs Partner. Sorgfältig ausgewählte…mehr

Produktbeschreibung
Die europäische Vielfalt an »inszenierten Naturen« zeichnet sich in Arbeiten aus acht Ländern ab. Von Gabriele Kiefers minimalistisch inspirierten Kompositionen über Guido Hagers gärtnerischen Ausgangspunkt und die großräumigen Landschaftsplanungen des französischen Büros Desvigne & Dalnoky bis zur Fortsetzung der klassischen Moderne durch die Spanier Batlle i Roig reicht die Spanne der vorgestellten Konzepte. Die großen OEuvres von Adriaan Geuze und Peter Latz sind ebenso vertreten wie die Experimente der Briten GROSS. MAX. oder der Schweizer Rotzler Krebs Partner. Sorgfältig ausgewählte Abbildungen ergänzen detaillierte Beschreibungen, souveräne Charakterisierungen und ein reflektierendes Essay zu einem Gesamtbild der europäischen Landschaftsarchitektur.
Thies Schröder studierte Landschaftsplanung und ist Fachautor im Bereich Landschaftsarchitektur.
Christophe Girot studierte Landschaftsarchitektur in Berkeley, USA; er ist freier Landschaftsarchitekt in Versailles und Professor an der ETH Zürich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2001

Hören Sie die Grashalme wachsen?
Es gibt ein Gartenbauen nach Fürst Pückler: Thies Schröder führt durch die Landschaftsarchitektur

Um sich über die aktuellen Geschehnisse im Bereich der Gartenkunst zu informieren, gab es bisher Magazine wie "Garten und Landschaft" oder "Topos". Die konnte man kennen - oder eben nicht. Darüber hinaus mußte man sich auf wissenschaftliche Arbeiten stützen, die zumeist immer wieder die ewigen Gärtnerhelden - Peter Joseph Lenné, Ludwig Sckell und Fürst Pückler - beackerten. Und dann gab es stets den blühenden Bereich der praktischen Ratgeber. In den vergangenen Jahren sind jedoch mehrere Bände erschienen, die die Gartenkunst von der Antike bis zur Moderne porträtieren, Tendenzen offenlegen und Theorien analysieren. Mit dem Buch "Inszenierte Naturen" wird nun ein Querschnitt durch die aktuellen Entwicklungen in der europäischen Landschaftsarchitektur vorgelegt. Vierzehn Planerporträts reihen sich aneinander, auf kurze Charakterisierungen der Büros und des jeweiligen Arbeitsansatzes folgt die Besprechung ausgewählter Projekte.

Im Zentrum des Bandes steht der Versuch einer Zusammenfassung dessen, was derzeitige Landschaftsplanung verspricht. Und dies sind vor allem keine Gärten mehr, wie man sie bislang kannte. Meist zwingen die Gestalter Versatzstücke der inszenierten Natur in strenge Raster, ordnen Wasserbecken, Baumreihen, Grünflächen nach rationalem Muster. Sie verbinden die einzelnen Grünelemente mit Betonbrücken und Kiespfaden und krönen ihre oft schroffen, meist ungemütlichen Anlagen mit bizarren Pavillons. Wo es tatsächlich einmal eine durchgängige Rasenfläche gibt, stellt sich bald heraus, daß man sich auf der dünnen Decke einer Tiefgarage bewegt, die vielleicht an einer Stelle gar vom Boden aus in die Lüfte segelt. Die Gartenkunst hat sich vom Nützlichen und Zweckmäßigen, vom Erholungsanspruch der Volksparkmentalität befreit. Sie thematisiert statt dessen ihre eigenen gestalterischen Mittel und gibt sich damit konsequent neomodern - was nicht allein für den unschuldigen Flaneur Folgen zeitigt. Wo die Grünanlagen ins Verhältnis mit der Architektur treten, da umspielen und umgarnen sie die Gebäude nicht, bilden keinen Ersatz für eine durch Bauten versiegelte Fläche. Sie stellen sich vielmehr aufmüpfig neben die Baukunst, stemmen sich gegen sie, fordern ihre Gleichberechtigung und verweigern den Dialog. Garten und Haus, so zeigen die zahlreichen Aufnahmen des Bandes, schreien einander an.

Spannend wird "Inszenierte Naturen" daher vor allem durch die implizierten Konflikte und Dilemmata, die in der Darstellung durch eine bisweilen zupackendere Projektkritik an Kontur gewonnen hätten. In einer Zeit, die den gebauten Biomorphismus hochleben läßt, als habe man endlich wieder das lange ersehnte, nachpostmoderne Leitbild gefunden, hat sich die Gartenkunst vom engen Vorbild Pflanze verabschiedet. Architektur sucht das Naturhafte, die Gartenplanung sehnt sich nach Künstlichkeit: das Bedürfnis, über die eigenen Grenzen und Möglichkeiten hinauswachsen zu wollen, eint beide Disziplinen.

CHRISTIAN WELZBACHER

Thies Schröder: "Inszenierte Natur". Zeitgenössische Landschaftsarchitektur in Europa. Birkhäuser Verlag, Basel 2001. 184 S., 118 Farb- u. 196 S/W-Abb., geb., 118,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Wonach dürsten Stadtmenschen? Susanne Meyer bespricht mehrere Bände über Landschaftsarchitektur, die sich um eine Antwort bemühen.
1) Jane Amidon: "Landschaftsdesign"
Der schönste der fünf besprochenen Bände ist für Susanne Mayer dieser Band von Jane Amidon, einer amerikanischen Designerin, die in Colorado lebt, sich aber einen kosmopolitischen Blick bewahrt hat und diesen mit "akademischer Tiefe" ergründet, wie Mayer schreibt. Es geht um "Konzepte der Freiraumgestaltung" - das kann ebenso der eigene Garten sein wie die städtische Umgebung, ein Verkehrsknotenpunkt, Bauten, Konstruktionen oder Gegenden, die gemeinhin als hässlich oder öde gelten wie die Peripherie. Denn Amidon, erzählt Mayer, geht es nicht um das Kaschieren oder Ausgleichen des Naturverlustes, sondern um "die Kultivierung eines Blicks auf Lebensverhältnisse" - und da lässt sich kreativ und künstlerisch ansetzen.
2) Thies Schröder: "Inszenierte Naturen"
Als direkte Anschlusslektüre bietet sich für Mayer der Band von Thies Schröder an, der 15 europäische Architekturbüros porträtiert, ihre Konzepte analysiert und ihre Projekte vorstellt. "Eindringliche Meditationen von ... Urbanität und Moderne, Mobilität und Identität von Orten" seien die einzelnen Kapitel. Vorbildlich, so Mayer.
3) Hans Stimmann (Hrsg.): "Neue Gartenkunst in Berlin"
Einige dieser Großprojekte seien auch in dem prächtigen Band über neue Gartenarchitektur in Berlin enthalten, leitet sie zu dem nächsten Band über, der vor allem durch seine Photos positiv auffällt. Wenigstens in den Gärten der neuen Hauptstadt, wenn schon nicht am Potsdamer Platz, ist etwas aufgeblüht, nämlich "Witz und Wagemut", vermittelt uns Mayer.
4) "Landschafts- und Gartenarchitekten und ihre Kreationen"
Weniger gefallen hat Mayer der vierte Band in einer ehrgeizigen Reihe über die europäische Landschaft - betreut von einem belgischen Verlag. Der vorliegende Band über Deutschland ist Mayer zu problembeladen: verschandelte Landschaft, verkümmerte oder verwahrloste Gärten - das Kopfschütteln des Herausgebers Schmid konstatiert für Mayer höchstens einen status quo, beinhaltet keine neuen Ansätze und hat keinen Blick für verborgene Schönheit. Hinzu kommt die visuelle Aufmachung: viel Buntes, viele aneinandergereihte Fotos, denen es an Abstand fehle. Man sollte aber keine Rückschlüsse auf die Vorläuferbände über Belgien und die Niederlande ziehen, warnt Mayer, die seien wunderschön gewesen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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