Über drei Generationen hinweg haben Theodor de Bry, seine Söhne, Johann Theodor und Johann Israel, und deren Schwiegersohn, Matthäus Merian, in Frankfurt zwei der bedeutendsten Reisesammlungen der Frühen Neuzeit heraus gegeben: Die West-Indischen Reisen berichteten von der Entdeckung und Eroberung Amerikas, während die Ost-Indischen Reisen den Aufstieg Hollands zur Handelsmacht in Asien um 1600 mitverfolgten. Beide Serien erschienen deutsch und lateinisch, waren für ein europäisches Publikum bestimmt und reich mit Kupferstichen illustriert. Mit ihrem global angelegten Verlagsprojekt entfalteten die de Bry eine Bilderwelt, die von den Wundern und Schrecken der neu entdeckten Welten ebenso geprägt wurde wie von den stereotypen Vorstellungen und bildnerischen Traditionen der Europäer in Bezug auf das Andere und Fremde. So entstand ein Bildarchiv, das bis heute aktiv genutzt wird und unsere Vorstellung von der frühen Kolonialgeschichte noch immer beeinflusst. Durch ihre Textauswahl und ihr Bebilderungsprogramm konnten die de Bry unterschiedliche Interessen bedienen: Das Bedürfnis nach Neuigkeiten und Fremdartigem auf einem zunehmend europäisch orientierten Druckmarkt, die Inszenierung und Repräsentation kolonialer Konkurrenzen zwischen den etablierten Kolonialmächten, Spanien und Portugal, und den kolonialpolitischen Neulingen, England und den Niederlanden, oder die protestantische Verurteilung einer moralisch verworfenen, gottlosen (Neuen) Welt.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Dem Rezensenten mit dem Kürzel "lx" gefällt, was man mit den hier von Susanna Burghartz neu herausgegebenen und kommentierten Publikationen aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert über die Vermittlung außereuropäischer Kultur und damit deren europäisch geprägte Stereotype erfahren kann: "Wo von den Wundern und den Schrecken der neu entdeckten Welten berichtet wird, kommt auch die Imagination der Berichtenden zur Darstellung?. Veröffentlicht wurden diese mit Kupferstichen "reich" illustrierten Reiseberichte seinerzeit auf Deutsch und Latein vom Frankfurter Verleger Theodor de Bry und seinen Söhnen. Ihre Abbildungen und Texte haben damals "nachhaltig" die populäre Sicht auf die erwähntenexotischen Länder und fremden Regionen bestimmt, weiß "lx" von Susanna Burghartz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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