Die vierhundertjährige Aufführungsgeschichte griechischer Dramen - von der Wiederentdeckung des "König Oedipus" in Vicenza (1585) über Peter Steins "Orestie" bis zu Frank Schwemmers Kammeroper "Medeamorphosen" (2007) - wird in diesem Band umfassend dargestellt. Allein den zahlreichen seit 1991 - dem Jahr des Erscheinens der Erstauflage dieses Standardwerkes - neuinszenierten antiken Tragödien ist ein über einhundertseitiges Kapitel gewidmet. Zeigt die ungebrochen lebendige Aufführungspraxis der antiken Stücke die Überzeitlichkeit ihrer Inhalte, so erweist die Tatsache ihrer Aufführungen auch in fremden Kulturkreisen ihre menschheitsgeschichtliche Allgemeingültigkeit. Hellmut Flashar bietet mit seinem Buch eine vorzügliche Einführung in die zeitlose Aktualität antiker Tragödiendichtung, die Klassische Philologen, Literaturwissenschaftler, Musikhistoriker, Theaterleute, Opernfreunde und nicht zuletzt Theaterbesucher interessieren wird.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Das Buch ist die Aktualisierung eines Standardwerkes. Alterungserscheinungen kann Thomas Leuchtenmüller allerdings ohnehin kaum erkennen. Wann, so fragt er, war das antike Drama lebendiger als heute? Die Frage, warum Aischylos, Sophokles und Euripides, und eine Figur wie Medea immer noch relevant sind, beantwortet der erstmals 1991 publizierte Band laut Leuchtenmüller mit enormer Seherfahrung, analytischer Schärfe und (vom inflationären Gebrauch einiger Wörter abgesehen) sprachlicher Geschliffenheit. Die Bandbreite der ins Visier genommenen Inszenierungen (in Goethes Weimar, bei Disney und Woody Allen) findet der Rezensent bemerkenswert. Ein paar Illustrationen hätten den Lektüregenuss für ihn noch gesteigert.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH