Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Europäische Union, Note: 1,0, Universität Kassel, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit der zunehmenden Bedeutung europäischer Entscheidungen im Zuge der voranschreitenden Europäischen Integration haben sich zahlreiche politikwissenschaftlich relevante Veränderungen ergeben, die alle eine grundlegende Gemeinsamkeit aufweisen. Immer spielt die Veränderung der Rolle von Nationalstaaten in einem sich zunehmend europäisierenden System politischer Entscheidungen eine gewichtige Rolle. Auch wenn kein wissenschaftlicher Konsens über die neue Rolle der Nationalstaaten in der Europäischen Union besteht, ist diese Veränderung jedoch maßgeblich durch eine Verlagerung bestimmter Kompetenzen und Aktivitäten von der nationalstaatlichen auf die europäische Ebene gekennzeichnet.Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen hat sich auch die Struktur der Interessenvertretung innerhalb Europas grundlegend gewandelt. Aufgrund der stetig zunehmenden Verlagerung von Gesetzgebungskompetenzen auf die europäische Ebene, ist Brüssel für eine gezielte Interessenvertretung heute unerlässlich geworden. Professionelle Interessenvertretung im europäischen Raum findet daher nicht mehr vorwiegend auf nationalstaatlicher, sondern auf europäischer Ebene statt. Es wird davon ausgegangen, dass gegenwärtig mehr als 15.000 Lobbyisten in Brüssel ansässig sind, um ihre partikularen Interessen zu vertreten. In den vergangenen Jahren hat sich die Europäische Union (EU) damit zur weltweit zweitgrößten Lobbyindustrie entwickelt.Hinzu kommt, dass sich auch die Akteursstruktur der Interessenvertretung grundlegend verändert hat. Es fand bzw. findet ein grundlegender Wandel vom Korporatismus zum professionellen Lobbyismus statt. Die hauptsächlich nationalstaatlich organisierten korporatistischen Akteure waren nicht in der Lage, die im Zuge der Europäisierung erforderliche Anpassungsarbeit zu leisten. Ihnen ist es nicht gelungen, die eigenen Strukturen an die sich stetig europäisierenden Präferenzen ihrer Mitglieder anzupassen und die klassischen Probleme großer Kollektive zu überwinden. Den Interessen einzelner Verbandsmitglieder wurde nur wenig Beachtung geschenkt, da der Konsens aller Mitglieder im Vordergrund stand. Insbesondere international agierende Unternehmen begannen aufgrund dieser verpassten Anpassungsleistung und der ungenügenden Interessenartikulation immer weniger auf traditionelle Verbände zurückzugreifen. [...]
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