Franz Mehrings "Interimsästhetik" ist der historisch erste Versuch, einen Kunstbegriff auf der Basis des Historischen Materialismus zu entwickeln. Die Rezeption von Marxscher Philosophie und Gesellschaftstheorie und von Kantscher Ästhetik führt zu einer Zwei-Phasen-Konzeption, die sowohl der engagierten wie der zweckfreien Kunst einen geschichtlichen Geltungsbereich zuweist. Die Literatur der deutschen Klassik wird nach einem ästhetischen Wirkungspotential befragt, das jenseits von nur politischer bzw. musealer Inanspruchnahme liegt.