Chile ist nach Rückkehr zur Demokratie 1990 allgemein hin als ein Land politischer Stabilität und wirtschaftlicher Prosperität auf dem lateinamerikanischen Kontinent bekannt. Gesellschaftliche Konfrontationen wie der als ?Mapuchekonflikt? bezeichnete Konflikt zwischen dem indigenen Volk der Mapuche und dem chilenischen Staat finden außerhalb des Landes kaum Resonanz. Die Autorin Tanja Rother untersucht in ihrem Buch diesen aktuellen Konflikt anhand des chilenischen Bildungssystems, insbesondere im Hinblick auf das Bildungsprogramm Educación Intercultural Bilingüe (EIB). Inwieweit institutionalisierte Bildung überhaupt Möglichkeiten für die Erziehung zu Interkulturalität schaffen kann bildet eine ihrer Leitfragen. Dabei gibt sie sehr unmittelbare Einblicke in den Schulalltag und die Suche nach einer educación mapuche. Ihre fundierte Analyse basiert auf intensiven Feldforschungen in einer ländlichen Grundschule und stützt sich auf Theorien zu Macht und Bildung von Pierre Bourdieu und Paul Freire sowie der aktuellen Debatte um Ethnizität. Die interdisziplinäre Orientierung des Buches macht es für das Fachpublikum und die Öffentlichkeit gleichermaßen beachtenswert.