Seit den 60er Jahren hat ein überwunden geglaubtes certistisches Paradigma wieder Einzug in die Analysen des Wissensbegriffes gehalten. Die Orientierung an einem cartesianischen Wissenschaftsideal kann keine Grundlage für eine moderne Wissenschaftstheorie liefern, die Wissenschaft vor allem als ein fallibles Unternehmen charakterisiert. Aus der Aufgabe des Wahrheitsgewissheitsanspruchs - die gerade für die Anschlussfähigkeit an die moderne Wissenschaftstheorie notwendig ist - folgt aber weder eine Verabschiedung noch eine Relativierung des Wahrheitsbegriffs. Ausgehend von Quines holistischem Naturalismus einerseits und einer Weiterentwicklung der interpretationalen Erkenntnistheorie Davidsons andererseits, belegt die vorliegende Untersuchung, dass gerade die skeptische Intuition der beständigen Möglichkeit der Täuschung, des sich Irren-Könnens, dem Wahrheitsbegriff zugrundeliegt. Der sowohl systematisch als auch historisch argumentierende Ansatz überwindet die bloss scheinbare Dichotomie von kohärentistisch/konventionalistischen und korrespondenztheoretischen Wahrheits- und Wissensbegriffen. Die Überwindung des Skeptizismus ist nicht Aufgabe der Erkenntnistheorie. Der Skeptizismus muss vielmehr selbst integraler Bestandteil einer Theorie sein, die die Absicht hat zu erklären, was wir als fehlbare, endliche Wesen tun, wenn wir handelnd und kommunizierend miteinander und mit der Welt umgehen.
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