Die Mimiamben des Herodas, 1892 durch einen Papyrusfund bekannt geworden, stellen die Interpreten vor schwierige Fragen: Handelt es sich um manieristische Kunstprodukte, um gesellschaftskritische Satire oder um den ersten Fall von "verismo" in der europäischen Literaturgeschichte? Eine Antwort auf diese Fragen ist nur auf indirektem Weg, durch einen Vergleich mit den städtischen Idyllen Theokrits, zu finden. Hier läßt sich am Detail die unterschiedliche Verarbeitung gemeinsamer literarischer Motive zeigen. Hinzu treten einige Überlegungen zur Funktion normativer Elemente in den Mimiamben und zu den Begriffen des Komischen, des Ironischen, des Satirischen, des Humors und des Realismus, die dazu dienen, das Instrumentarium literaturwissenschaftlicher Analyse zu schärfen. Die gewonnenen Einsichten lassen den Realismus des Herodas als sardonisch bestimmen.