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Kenny Kolodny und Junie Williamson lernen sich bei einem Schulausflug kennen. Hals über Kopf stürzen sie sich in eine Beziehung - sie, die behütete, aber zur Selbstzerstörung neigende Tochter reicher Eltern, und er, der früh zur Selbständigkeit gezwungene Sohn eines Trinkers und einer nie anwesenden Mutter. Sie suchen beieinander die Geborgenheit, die sie bei ihren Familien nicht finden können, und entdecken das Leben in all seiner Schönheit und Traurigkeit.

Produktbeschreibung
Kenny Kolodny und Junie Williamson lernen sich bei einem Schulausflug kennen. Hals über Kopf stürzen sie sich in eine Beziehung - sie, die behütete, aber zur Selbstzerstörung neigende Tochter reicher Eltern, und er, der früh zur Selbständigkeit gezwungene Sohn eines Trinkers und einer nie anwesenden Mutter. Sie suchen beieinander die Geborgenheit, die sie bei ihren Familien nicht finden können, und entdecken das Leben in all seiner Schönheit und Traurigkeit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.08.2000

Verhüllte Paprika
Alles nur Teenykram: Senfsauce nach Kevin Canty

"Damit hat es angefangen, und damit schien es immer zu enden: mit einem Scherbenhaufen aus mißverstandenen Absichten." Kevin Cantys Debütroman "Into the great wide open", benannt nach der Ballade Tom Pettys, erzählt von den zertrümmerten Welten, die die beiden siebzehnjährigen Kenny und Junie durchleben müssen. Der Geschichte der ersten großen Liebe folgt die schmerzliche Erkenntnis, daß das Erwachsenwerden dem schmalen Grat zwischen Augenblicken der Glückseligkeit und der Katastrophe gleicht.

So oft man sich bemüht hat, Cantys Schreibweise in die Nähe des "dirty realism" eines Raymond Carver zu stellen, so ist es dennoch nicht zu übersehen, daß der "Scherbenhaufen" auch ein Flickenteppich aus Jugendbuch-Klischees ist. Die latente Homosexualität Kennys, seine Schwärmerei für die Englischlehrerin, Junies lesbische Beziehung, die ungewollte Schwangerschaft und die Fehlgeburt gehören genau so dazu wie die sozialen Unterschiede zwischen der College-Aspirantin aus gutem Hause und dem drogensüchtigen, unter Minderwertigkeitskomplexen leidenden Jungen. Während Kennys Mutter ihre Depressionen in Krankenhäusern auskuriert und der Vater die Nachbarschaft und den Sohn terrorisiert, lebt Junie behütet in einem Haus des Architekten Frank Lloyd Wright. Doch die Fassade auch dieser Familie ist brüchig, die Selbstmordversuche von Junie sprechen eine andere Sprache.

Die voyeuristische Leidenschaft, mit der der Erzähler nackte Körper und erotische Empfindungen beschreibt, verleitet zu Wiederholungen und sprachlichen Absonderlichkeiten: "Er zog sich aus ihr zurück, war wieder eingeschlossen in sich selbst." Es gibt sprachlich überraschende Momente, ausgefallene Wortverbindungen, die allerdings häufig durch die Nachahmung von planierender Jugendsprache in den Hintergrund rücken. So kollidieren "sexfreie Paprikaschotenfotos" mit einer Senfsauce, die schlicht als "kompliziert" bezeichnet wird. Weitaus fragwürdiger ist aber die Konstruktion. Der Erzähler Kenny, der eine "Geschichte der Zukunft" schreiben möchte, liefert nur ein Erinnerungsbuch. Die Augenblicke der Verunsicherung werden vom Erzähler zu Einsichten aufgelöst.

Der Roman tendiert zum gut lesbaren Jugendbuch, weil die Zutaten bekannt sind. Lediglich die sprachliche Präzision unterscheidet ihn von anderen High-School-Produkten mit ihren unbeholfenen Annäherungsversuchen und den sentimentalen Zukunftswünschen, die von der Wirklichkeit enttäuscht werden. Der Anspruch Cantys, Bücher zu schreiben, "die Joyce amüsiert hätten, Kafka gepackt und Nabokov nicht gelangweilt", kann so zur Persiflage werden. In der Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit findet sich auch der Autor wieder, mit den Worten Kennys: "Er wollte Tragödie, mit Pauken und Trompeten, doch er bekam immer nur Teenykram."

CLAUDE CONTER

Kevin Canty: "Into the great wide open". Roman. Aus dem Amerikanischen von Dirk von Gunsieren. Rowohlt Verlag, Reinbek 1999. 320 S., geb., 42,- DM.

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