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Ende des 19. Jahrhunderts sehen sich sowohl Frankreich als auch Spanien durch die immer zahlreicheren Übersetzungen aus dem Russischen einer "Invasion aus dem Osten" gegenüber. In Frankreich entbrennt eine Diskussion, für die die russische Literatur zwar den Anstoß gibt, in der jedoch zugleich im Medium der Literaturkritik Fragen nach dem Verlust der Vormachtstellung in Europa, nach der Dekadenz der französischen Literatur und Kultur und nach der nationalen Identität gestellt werden. In Spanien hält die russische Literatur über Frankreich Einzug. Ihre Aneignung erfolgt unter völlig anderen…mehr

Produktbeschreibung
Ende des 19. Jahrhunderts sehen sich sowohl Frankreich als auch Spanien durch die immer zahlreicheren Übersetzungen aus dem Russischen einer "Invasion aus dem Osten" gegenüber. In Frankreich entbrennt eine Diskussion, für die die russische Literatur zwar den Anstoß gibt, in der jedoch zugleich im Medium der Literaturkritik Fragen nach dem Verlust der Vormachtstellung in Europa, nach der Dekadenz der französischen Literatur und Kultur und nach der nationalen Identität gestellt werden. In Spanien hält die russische Literatur über Frankreich Einzug. Ihre Aneignung erfolgt unter völlig anderen Vorzeichen: Galt es in Frankreich, mit ihrer Hilfe den Naturalismus zurückzudrängen, soll sie in Spanien dazu dienen, ihn in seiner durch die Vermittlerin Emilia Pardo Bazán (re)katholisierten Gestalt zu propagieren. Die sich an ihrer Person entzündende Misogynie, die verbreitete Frankophobie und die konservativen Bemühungen um eine Abschottung vor ausländischen Einflüssen treten gegen die Forderung der Liberalen an, die eine Öffnung des Landes auf allen Ebenen für die einzige Rettung angesichts drohender Dekadenz halten. Basierend auf der Kultursemiotik Jurij Lotmans werden die Übersetzungen russischer Romane als das Gebiet gezeigt, auf dem sich die Debatten kreuzen.
Autorenporträt
Cornelia Ruhe ist Professorin für Romanische Literatur- und Medienwissenschaft an der Universität Mannheim.