George ist anders als die meisten Gänse. Er fliegt nicht hierhin und er fliegt auch nicht dorthin. Zuhause gefällt es ihm einfach besser als irgendwo sonst. Hier kann er backen, und alle Freunde kommen zu ihm geflogen, um die Leckereien aus seiner Backstube zu probieren. Nur im Winter ist er ganz allein... Bis er den Bären Pascal trifft, der den wahren Grund dafür entdeckt, warum er seine Freunde auf keines ihrer Flugabenteuer begleitet. Dies ist für George der Anfang der schönsten Reise seines Lebens.
Eine unwiderstehliche Geschichte über die Gans George, die Freundschaft, mögliche Abenteuer, viele Ausreden und darüber, ein Risiko einzugehen für das, was man sich am meisten wünscht.
Eine unwiderstehliche Geschichte über die Gans George, die Freundschaft, mögliche Abenteuer, viele Ausreden und darüber, ein Risiko einzugehen für das, was man sich am meisten wünscht.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.03.2018Apfelstrudel wie Paris bei Nacht
Gus Gordon skizziert die Geschichte des Reisens, am Beispiel von George, der dies erst mal lernen muss
Auch die reiseerfahrenen Vögel, das kann man in diesem Band erleben, suchen gern ein Reisebüro auf, um sich über das Ziel ihrer Flugreisen zu informieren, bei sachkundigen Beratern hinter ihren Laptops, und hinter ihnen an der Wand locken Plakate in die Ferne – „Irgendwo anders“. „Irgendwo da drüben“. Manchmal wollen sie sich auch nur bestätigen lassen, dass sie das richtige Ziel gewählt haben: „Italien? Eine gute Wahl.“
Nur einer wird von solcher Vogel-Reiselust nicht gepackt: „George Laurent war anders als die meisten Vögel“, es gefällt ihm einfach besser in seinem eigenen Heim, einem wohlbelaubten Baum auf einem Hügel, davor ein Postkästchen und ein paar Reihen Gemüsebeete. „Außerdem hatte er meistens gerade irgendetwas Leckeres im Ofen.“
George bäckt gern Kuchen aller Art, Eclairs oder Brownies oder Apfelstrudel, und dank seiner Backkunst und -lust hat er eigentlich immer Freunde zu Besuch in seinem Baum, die auf der Durchreise sind. Und die Kuchengenüsse zusammenbringen mit dem Abenteuer des Reisens: „Dieser Apfelstrudel erinnert mich an Paris bei Nacht, mein Lieber. Das musst du dir unbedingt ansehen. Begleite mich doch einfach mal, George. Es ist wirklich extraordinär!“
George aber kann nicht bewegt werden zum Mitreisen. Erst im Winder merkt er plötzlich die Folgen seiner Stubenhockerei – eine traurige Einsamkeit. Nur einer ist in dieser Jahreszeit geblieben, der Bär Pascal Lombard, der einen Platz zum Überwintern sucht: „Ich wünschte, ich könnte fliegen …“ Nun muss George leider bekennen, dass er nie gelernt hat zu fliegen, immer war er anderweitig beschäftigt. Was er nun, mit Pascals Hilfe, nachholen wird, und nach einigen vertrackten Versuchen schaffen sie es tatsächlich, mithilfe eines wunderbaren Blasendings“. Und Paris bei Nacht ist wirklich extraordinär.
Der australische Erzähler und Zeichner Gus Gordon hat ein unaufdringliches Gespür für europäisches Ambiente, die Landschaften und Interieurs, in denen George sich bewegt, sind durchsetzt mit englischen und französischen Inseraten, Plakaten, Aufklebern, die an die Jahrhundertwende erinnern, wie Jules Verne oder Walter Benjamin sie beschwören. Das war die Zeit, da das Reisen vom gewagten Abenteuer sich zum durchorganisierten Massentourismus zu entwickeln begann. In der Schar der Zugvögel, die Gordon anfangs präsentiert, scheint diese Bewegung noch einmal aufgehoben und revidiert zu sein – jeder reisende Vogel ist auf eine wehmütige Weise individuell.
FRITZ GÖTTLER
Gus Gordon: Irgendwohin oder der Tag, an dem George das Fliegen lernte. Aus dem Englischen von Gundula Müller-Wallraf. Knesebeck Verlag, München 2018. 32 Seiten, 14 Euro.
Illustration aus Gus Gordon: Irgendwohin oder
der Tag, an dem George das Fliegen lernte.
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Gus Gordon skizziert die Geschichte des Reisens, am Beispiel von George, der dies erst mal lernen muss
Auch die reiseerfahrenen Vögel, das kann man in diesem Band erleben, suchen gern ein Reisebüro auf, um sich über das Ziel ihrer Flugreisen zu informieren, bei sachkundigen Beratern hinter ihren Laptops, und hinter ihnen an der Wand locken Plakate in die Ferne – „Irgendwo anders“. „Irgendwo da drüben“. Manchmal wollen sie sich auch nur bestätigen lassen, dass sie das richtige Ziel gewählt haben: „Italien? Eine gute Wahl.“
Nur einer wird von solcher Vogel-Reiselust nicht gepackt: „George Laurent war anders als die meisten Vögel“, es gefällt ihm einfach besser in seinem eigenen Heim, einem wohlbelaubten Baum auf einem Hügel, davor ein Postkästchen und ein paar Reihen Gemüsebeete. „Außerdem hatte er meistens gerade irgendetwas Leckeres im Ofen.“
George bäckt gern Kuchen aller Art, Eclairs oder Brownies oder Apfelstrudel, und dank seiner Backkunst und -lust hat er eigentlich immer Freunde zu Besuch in seinem Baum, die auf der Durchreise sind. Und die Kuchengenüsse zusammenbringen mit dem Abenteuer des Reisens: „Dieser Apfelstrudel erinnert mich an Paris bei Nacht, mein Lieber. Das musst du dir unbedingt ansehen. Begleite mich doch einfach mal, George. Es ist wirklich extraordinär!“
George aber kann nicht bewegt werden zum Mitreisen. Erst im Winder merkt er plötzlich die Folgen seiner Stubenhockerei – eine traurige Einsamkeit. Nur einer ist in dieser Jahreszeit geblieben, der Bär Pascal Lombard, der einen Platz zum Überwintern sucht: „Ich wünschte, ich könnte fliegen …“ Nun muss George leider bekennen, dass er nie gelernt hat zu fliegen, immer war er anderweitig beschäftigt. Was er nun, mit Pascals Hilfe, nachholen wird, und nach einigen vertrackten Versuchen schaffen sie es tatsächlich, mithilfe eines wunderbaren Blasendings“. Und Paris bei Nacht ist wirklich extraordinär.
Der australische Erzähler und Zeichner Gus Gordon hat ein unaufdringliches Gespür für europäisches Ambiente, die Landschaften und Interieurs, in denen George sich bewegt, sind durchsetzt mit englischen und französischen Inseraten, Plakaten, Aufklebern, die an die Jahrhundertwende erinnern, wie Jules Verne oder Walter Benjamin sie beschwören. Das war die Zeit, da das Reisen vom gewagten Abenteuer sich zum durchorganisierten Massentourismus zu entwickeln begann. In der Schar der Zugvögel, die Gordon anfangs präsentiert, scheint diese Bewegung noch einmal aufgehoben und revidiert zu sein – jeder reisende Vogel ist auf eine wehmütige Weise individuell.
FRITZ GÖTTLER
Gus Gordon: Irgendwohin oder der Tag, an dem George das Fliegen lernte. Aus dem Englischen von Gundula Müller-Wallraf. Knesebeck Verlag, München 2018. 32 Seiten, 14 Euro.
Illustration aus Gus Gordon: Irgendwohin oder
der Tag, an dem George das Fliegen lernte.
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