Ken Narula ist nicht nur Fotograf, sondern er sammelt alles, was mit seiner bevorzugten Kamera zu tun hat: Leica. Einen geradezu legendären Ruf genießen Leica-Objektive, deren Herstellpräzision und Vergütung unerreicht sind. Narula besitzt eine der größten Leica-Sammlungen weltweit, aber seine
Objektive sind eben nicht nur Sammelobjekte, sondern Arbeitswerkzeuge. Wie Andreas Kaufmann im Vorwort…mehrKen Narula ist nicht nur Fotograf, sondern er sammelt alles, was mit seiner bevorzugten Kamera zu tun hat: Leica. Einen geradezu legendären Ruf genießen Leica-Objektive, deren Herstellpräzision und Vergütung unerreicht sind. Narula besitzt eine der größten Leica-Sammlungen weltweit, aber seine Objektive sind eben nicht nur Sammelobjekte, sondern Arbeitswerkzeuge. Wie Andreas Kaufmann im Vorwort richtig anmerkt: Ein Formel-1-Fahrer wird auch in einem VW Golf herausragend fahren, aber zur Geltung kommen seine Fähigkeiten erst in einem technisch ausgereiften Rennwagen.
Die beiden Bände im Schuber sind thematisch streng separiert: Einer präsentiert ausgewählte Objektive vor einem neutralschwarzen Hintergrund, der andere zeigt Outdoor-Fotografien Narulas, die mit eben diesen Linsen gemacht wurden. Wer sich ein bisschen auskennt, oder in den einschlägigen Sammlerforen etwas recherchiert, stellt schnell fest, dass Narulas Objektivauswahl in die Kategorie „High-End-Rennwagen“ gehört. Es sind die Spitzenprodukte der Firma Leica und nicht zufällig sehen sie fast alle aus, als kämen sie gerade aus der Produktion. Wer solche Linsen sein Eigen nennt, behandelt sie wie ein rohes Ei. Man kann Narulas Auswahl getrost als Einkaufsliste für höchste Qualität ansehen.
Die Fotografien im zweiten Band stammen aus verschiedenen europäischen Städten und Landschaften, sie zeigen Menschen im Portrait oder in Gruppen. Allen Bildern gemeinsam ist die brillante Ausgewogenheit von Kontrast und Durchzeichnung, die geradezu klassische Bildaufteilung und ein perfekter gestalterischer Einsatz von Schärfe und Unschärfe. Je nach Absicht des Fotografen entsteht intime Nähe oder beobachtende Distanz, die Dargestellten werden im besten Sinn „psychologisiert“, ohne dass Narula die rote Linie überschreitet und voyeuristisch würde. Jede Situation wird individuell erfasst, aber der Moment, dem der Auslöser klickt, den steuert das Unterbewusstsein aus der Erfahrung des Künstlers.
Das genaue Gegenteil sind die Abbildungen der Leica-Objektive: Sie erinnern sicher nicht zufällig an die Werbefotografien auf der Leica-Webseite, wie schwarzglänzende Rennboliden in Hochglanzmagazinen. Kein Stäubchen stört die klaren Linien, das matte Schimmern auf den schwarzen Gehäusen, die Reflexe auf den Blendenringen meißeln die technischen Wunderwerke wie Bildhauerarbeiten aus dem tiefschwarzen Hintergrund. Beste Werbefotografie, aber da fast alle Objektive nicht mehr hergestellt werden, nur die dankbare Hommage eines professionellen Verwenders und keine verkappte Werbung. Ohne Leica wäre Narula immer noch ein hervorragender Fotograf, aber dank Summicron und Summilux fotografiert er in der Formel 1.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)