"Als ich an Bord des Dampfers ging, sah ich, hörte ich, dass ich eine Grenze überschritten hatte." Mit diesen Worten beginnt Heinrich Böll sein "Irisches Tagebuch". 1954 war der Schriftsteller zum ersten Mal auf die „grüne Insel“ gereist und fühlte sich seitdem Land und Menschen
wahlverwandtschaftlich verbunden.
Bölls Aufzeichnungen beginnen bereits auf dem Schiff bei seiner Anreise nach…mehr"Als ich an Bord des Dampfers ging, sah ich, hörte ich, dass ich eine Grenze überschritten hatte." Mit diesen Worten beginnt Heinrich Böll sein "Irisches Tagebuch". 1954 war der Schriftsteller zum ersten Mal auf die „grüne Insel“ gereist und fühlte sich seitdem Land und Menschen wahlverwandtschaftlich verbunden.
Bölls Aufzeichnungen beginnen bereits auf dem Schiff bei seiner Anreise nach Irland. Schon an Deck studiert er die irischen Passagiere, die in ihre Heimat zurückkehren. Offenherzig knüpft er die ersten Kontakte und notiert selbst Nebensächlichkeiten, um ja keine der kostbaren Erinnerungen zu vergessen.
Obwohl Irland zunächst nur ein Reiseziel war, kommt Böll nicht als Tourist. Er durchreist das Land als neugieriger Beobachter und setzt das Gesehene und Erlebte zu einem bemerkenswerten literarischen Mosaik zusammen. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf Geschichtliches und Folkloristisches, sondern hat in sein sehr persönliches Porträt der Insel auch immer wieder menschliche und soziale Aspekte einfließen lassen.
Böll beschreibt die Reize der Landschaft und erzählt von menschlichen Begegnungen, alles in einem Stil der Genauigkeit und doch der Beiläufigkeit. Immer geht er auch auf den Kontrast zwischen dem scheinbar rückständigen Leben des entlegenen Landes und dem hektischen Leben in den westdeutschen Großstädten ein.
1957 erstmals veröffentlicht, zählt Bölls „Irisches Tagebuch“ längst zu den Klassikern der Reiseliteratur. Obwohl oder gerade weil es weit mehr ist, hat es das Bild der Deutschen von der „grünen Insel“ bis heute geprägt.
Nun liegt das kleine Meisterwerk in der Jubiläumsedition „50 Jahre dtv“ als Taschenbuch mit Leineneinband vor. Es war das erste Taschenbuch, das 1961 im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen war. Komplettiert wird die Sonderausgabe durch den Essay „Dreizehn Jahre später“, in dem der Autor noch einmal Bezug auf seine Erlebnisse nahm.
Manfred Orlick