Das Mittelalter war auch ein Zeitalter der Ironie. Wie diese aussah, ist oft schwer zu rekon-struieren. Ohne kodifizierte Verordnungen mussten Entscheidungsfindungen immer wieder in mündlichen Auseinandersetzungen zustande kommen. Hier konnte Drohung und Streit zum Erfolg führen, oder aber der Sieger schlug seine Widersacher mit den Mitteln der Ironie. Gerd Althoff und Christel Meier-Staubach rekonstruieren erstmals diesen oft übersehenen Aspekt der mündlichen Kommunikation in seiner ganzen Breite und zeigen, welche wichtige Rolle ironische Zuspitzung und Verfremdung spielten. Auf diese Weise wird neben unserem traditionellen Bild eine neue Seite des Mittelalters beleuchtet, eine teils komische, teils derb-ironische Variante mittelalterlicher Mentalität. Ob Humor oder beißende Ironie - in allen Quellengattungen finden sich dafür drastische Beispiele, in Geschichten über Mönche und von Mönchen, in Briefen oder Tierepen, in der Lyrik wie in der Historiographie. Ironie im Mittel-alter zu entdecken bedeutete zugleich auch einen neuen, kritischen Umgang mit den Quellen.
'Obwohl Germanisten und Romanisten Ironie in der Überlieferung des Mittelalters längst entdeckt hatten, übersahen Mediävisten bis heute in der Regel die dichten Zeugnisse für solches verdecktes Sprechen. Die Mittellateinerin Christel Meier und der Historiker Gerd Althoff beheben den Mangel, die eine, indem sie die Zeugnisse der Ironie aus antiker Tradition ableitet, der andere durch den Blick auf den Kontext der Ständegesellschaft: Ironie sei eine Weise, subtile - und ungefährliche - Kritik an Herrschaftsverhältnissen zu äußern.' Frankfurter Allgemeine Zeitung