"Ironische Propheten" spielt an auf eine Spannung, die die Literatur der Jahrzehnte vor und nach 1800 kennzeichnet und sich von einem zwiespältigen Impuls her verstehen läßt: Einerseits erkennt diese Literatur die Begrenztheit sprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten, andererseits weiß sie um die Angewiesenheit des Menschen auf die Sprache. Sie muß daher zunächst die Sprachverfangenheit allen Wissens bewußt halten. Texte, die diesem Problem gerecht zu werden suchen, sind ironisch - aus Sprachbewußtsein. Zugleich müssen sie bestrebt sein, nie den gemeinten Sinn und dessen Adressaten, den Menschen, aus den Augen zu verlieren. Sie sind also prophetisch, nämlich einem verschwiegenen Sinn verpflichtet - aus Humanität. Von Herder bis Heine läßt die Dichtung sich leiten von dem Anspruch, beide Tendenzen, die ironische und die prophetische, in ein produktives Verhältnis zu Setzen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.