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In einem kleinen Dorf in der Nähe von Antalya taucht ein kleiner Junge auf. Iskender soll man ihn nennen, und daß er ihr Enkel sei, erfahren der Schafzüchter Karpat und seine Frau von ihrem Sohn, der das Kind in ihre Obhut gibt. Iskender ist ein verschlossenes und scheues Kind, doch die unendliche Geduld und Zuneigung der beiden Alten hilft ihm, sich einzuleben. Das Glück selbst scheint in das Haus der Karpats eingezogen zu sein, bis sie ein Brief der deutschen Botschaft erreicht. - "Mit so viel Herzenswärme und, besonders bei den bewunderungswürdigen starken Frauen in der Geschichte, mit so…mehr

Produktbeschreibung
In einem kleinen Dorf in der Nähe von Antalya taucht ein kleiner Junge auf. Iskender soll man ihn nennen, und daß er ihr Enkel sei, erfahren der Schafzüchter Karpat und seine Frau von ihrem Sohn, der das Kind in ihre Obhut gibt. Iskender ist ein verschlossenes und scheues Kind, doch die unendliche Geduld und Zuneigung der beiden Alten hilft ihm, sich einzuleben. Das Glück selbst scheint in das Haus der Karpats eingezogen zu sein, bis sie ein Brief der deutschen Botschaft erreicht. - "Mit so viel Herzenswärme und, besonders bei den bewunderungswürdigen starken Frauen in der Geschichte, mit so viel Herzensklugheit läßt sich wohl ein Stück richtiges Leben erreichen." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Autorenporträt
Hermann Schulz, geboren 1938 in Nkalinzi in Tansania als Sohn eines deutschen Missionars. Er lebt seit 1960 in Wuppertal und leitete von 1967 bis 2001 den Peter Hammer Verlag. Reisen führten ihn in mehr als sechzig Länder, vor allem in Afrika und Lateinamerika. Roman-Veröffentlichungen. Auszeichnung 2001 mit dem Kunst- und Kulturpreis für internationale Verständigung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.1999

Eine doppelte richtige Liebe
Manchmal der Guten zu viel: "Iskender" von Hermann Schulz

Manche Autoren verstehen es, in eine bewusst kunstlose, das heißt auf ästhetische Effekte verzichtende, rasch und widerstandslos aufzunehmende Sprache geradezu widerständige Probleme einzupacken. Das ist Hermann Schulz mit seinem Afrika-Roman "Auf dem Strom" (1998) eindrucksvoll gelungen. Die Schauplätze seiner neuen Geschichte liegen im Ruhrgebiet und in der Türkei, und zwischen diesen Orten spielt sich das Schicksal von Alexander ab, der in der Türkei Iskender heißt. Es ist ein bedrückendes Schicksal, das unter einem Unstern zu stehen scheint, sich aber doch zum Guten wendet. Es gibt auch ein richtiges Leben, kann man hier erfahren, auch wenn sonst so viel falsch ist in der Welt.

Der Iskender-Geschichte wird eine zweite Liebesgeschichte gegenübergestellt, die Geschichte von Paul; beide verknüpfen sich erst ganz am Ende des Buches. Der erste Erzählstrang berichtet von der Liebe, die Asaf zu seinem schwer verhaltensgestörten Sohn entwickelt, nein: nicht eigentlich entwickelt, sondern immer schon parat hat. Er hat nur lange Zeit gar nicht gewusst, dass er Vater eines Kindes geworden war. Asaf, aus einem Dorf in der türkischen Provinz Antalya als Gastarbeiter für ein paar Jahre nach Deutschland gezogen, hat in Duisburg ein Mädchen kennengelernt, ein armes und vergnügtes, aber auch vergnügungssüchtiges Wesen.

Er hat sich in sie verliebt und sie doch bald wieder verloren. Er zieht fort und hört erst ein paar Jahre später von dem Kind. Da ist die Mutter des Knaben Alexander schon gestorben. Dieser selbst lebt in einem Heim für geistig behinderte Kinder. Mit enormem Aufwand an Zeit, Geduld und ebenso enormer Unbeirrbarkeit gelingt es Asaf, sich seines Sohnes zu bemächtigen und zu seinen eigenen Eltern in die Türkei zu bringen. Dort wird aus Alexander Iskender. Wider alle Erwartung gedeiht er dort unter den behutsamen Händen seiner Großeltern prächtig. Wie das gehen kann, wird eindringlich beschrieben. Hier liegen die stärksten Stellen des Buches. Eines Tages trifft im Dorf ein Brief von der Deutschen Botschaft in Ankara ein . . .

Damit setzt die zweite Liebesgeschichte ein, die zwischen dem an sich selbst zweifelnden Musikstudenten Paul und Leyla, einer jungen, sehr selbstbewussten Türkin, die in der Deutschen Botschaft in Ankara arbeitet. Sie soll den entführten Iskender zurückholen. Paul begleitet sie; aus ihrer Freundschaft wird während der Fahrt eine richtige Liebe mit allem Drum und Dran. Flugs überlagern sich die beiden so ganz verschiedenen Liebesgeschichten, und am Ende ist man ziemlich erleichtert und gerührt.

Aus einer Nachbemerkung des Autors ist zu erfahren, dass es für einige der Romanfiguren Vorbilder im wirklichen Leben gibt. Dennoch wissen wir inmitten unserer Rührung, dass "Iskender" natürlich keine Geschichte ist, die das Leben schrieb. Hermann Schulz hat sie geschrieben, spannend und mit einem ausgeprägten Zutrauen in die Menschen. Sein Erzähltrick in diesem Buch ist allerdings ein klein bisschen zwiespältig - es kommen ausschließlich gute und kooperative Menschen vor. Selbst die, deren soziale Rollen ihnen bei weniger differenzierten Autoren die Kainsmale der Bosheit und Beschränktheit eingebracht hätten, der Anstaltsarzt etwa, der deutsche Botschafter oder einige neidische Dorfbewohner in Yeniköy, sie alle wirken mit am Gelingen der Behütung des kleinen Iskender.

Manchmal ist das der Guten zu viel, denkt man. Mit so viel Herzenswärme und, besonders bei den bewunderungswürdigen starken Frauen in der Geschichte, mit soviel Herzensklugheit lässt sich wohl ein Stück richtiges Leben erreichen. Es lohnt sich also, diese Ressourcen zu pflegen.

WILFRIED VON BREDOW.

Hermann Schulz: "Iskender. Eine Liebesgeschichte". Carlsen Verlag, Hamburg 1999. 232 S., geb., 26,- DM. Ab 12 J.

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