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Unter den großen Religionen ist keine so nachdrücklich und unverhüllt als weltliche Macht in Erscheinung getreten wie die vom Propheten Mohammed gestiftete. Der Begriff Islam bezeichnet so nicht nur eine Glaubensgemeinschaft, sondern auch die Geschichte und Kultur der Völker, die der Lehre des Propheten anhängen. Der islamischen Geschichte ist in Europa bis in die neueste Zeit hinein selten die Einschätzung zuteil geworden, die ihr zukommt. Die einen haben sie unter dem Eindruck der Bilder aus Tausendundeiner Nacht in märchenhafter Verklärung gesehen, die anderen sie als bloßes Anhängsel der…mehr

Produktbeschreibung
Unter den großen Religionen ist keine so nachdrücklich und unverhüllt als weltliche Macht in Erscheinung getreten wie die vom Propheten Mohammed gestiftete. Der Begriff Islam bezeichnet so nicht nur eine Glaubensgemeinschaft, sondern auch die Geschichte und Kultur der Völker, die der Lehre des Propheten anhängen.
Der islamischen Geschichte ist in Europa bis in die neueste Zeit hinein selten die Einschätzung zuteil geworden, die ihr zukommt. Die einen haben sie unter dem Eindruck der Bilder aus Tausendundeiner Nacht in märchenhafter Verklärung gesehen, die anderen sie als bloßes Anhängsel der westlich-europäischen Geschichte gewertet. Dabei wird außer acht gelassen, wie reich das kulturelle Schaffen in der islamischen Welt des Mittelalters im Vergleich zum nachkarolingischen Europa oder auch zu Byzanz war, wie dynamisch sich der Handelsverkehr und das städtische Leben entwickelten: Bagdad zählte während der Jahre seiner höchsten Blüte mehrere hunderttausend Einwohner - zu einer Zeit, als es in den größten Städten Europas kaum mehr als l0 000 Menschen gab. In jeder islamischen Stadt fand man zumindest eine Bibliothek und eine Schule: ein Beweis für die fortgeschrittene "soziale Streuung" der Kultur. Und nicht zu bestreiten ist die Bedeutung des geistigen Erbes, das der Westen vom Islam empfing, besonders auf dem Weg über Spanien, wo beide Kulturen aufeinandertrafen.
Professor Claude Cahen (Sorbonne), der Verfasser des Bandes 1, hat sich vor allem durch seine Arbeiten zur islamischen Wirtschaftsgeschichte internationalen Ruf verschafft. So nimmt auch in dieser Darstellung die Entwicklung von Wirtschaft und Handel einen breiten Raum ein. Daneben analysiert der Autor die Sozialstruktur der Städte und des flachen Landes, verfolgt die politisch-religiösen Bewegungen und beobachtet die Wandlungen der Kultur. Der politischen Geschichte wird dabei nichts von ihrem Gewicht genommen: ihr Verlauf vom Entstehen und Vergehen eines einheitlichen arabischen Reiches über die Herau sbildung der Einzelstaaten bis hin zum Einbruch der Mongolen wird eingehend geschildert. Mit einem Blick auf die Anfänge des Osmanischen Reiches, dessen Aufstieg das Ende des klassischen Islams bedeutete, schließt das Buch.

Band 2: War es im 15. Jahrhundert das christliche Abendland, das ängstlich die Bewegungen des Osmanischen Reiches beobachtete, so ist es heute die westliche Welt, die - mit mehr oder minder großem Verständnis - besorgt nach Südosten schaut: in die moderne Türkei, wo der Antagonismus zwischen Kemalismus und Islam tiefgreifende soziale Reformen und eine stabile Regierungsform zu verhindern scheint, in den Nahen Osten mit seinem ausweglos erscheinenden arabisch-israelischen Dilemma, nach Indonesien und Bengalen, wo Bürgerkriege eine unermeßliche Zahl an Opfern forderten. Selbst von den Philippinen berichteten die Zeitungen von Kämpfen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen. Die Blickrichtung ist sozusagen die gleiche geblieben, allein der Blick führt heute weit über die Türkei und das Heilige Land hinaus. Der Betrachter sieht den Islam in der Auseinandersetzung mit importierten sozialpolitischen Vorstellungen und stellt mit Erstaunen fest, wie hoch der Anteil der Länder mit muslimischer Bevölkerung an den Krisengebieten der sogenannten Dritten Welt ist.
Der Verlag ist froh, in Professor G. E. von Grunebaum einen Gelehrten von Rang gewonnen zu haben, der es mit seinen Mitarbeitern unternommen hat, das vielfarbige Bild, das die neuere Geschichte des Islam zwischen Maghreb und Südostasien bietet, nachzuzeichnen.