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„Partizipative Entwicklung“ erscheint in der „Entwicklungswelt“ weithin nicht nur als der moralisch gerechteste, sondern auch als der kostengünstigste Weg der Entwicklung. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass das „Projekt Entwicklung“ nur gelingen kann, wenn es sich die „zu Entwickelnden“ als stakeholder auch zu eigen machen. Dieses Postulat impliziert allerdings eine Ethik des Fremdverstehens, die einen Widerspruch enthält: Einerseits wird das Ziel formuliert, die Fremdheit der Fremden in deren Eigenschaft als „zu Entwickelnde“ zu überwinden, da Entwicklung als Angleichung an die…mehr

Produktbeschreibung
„Partizipative Entwicklung“ erscheint in der „Entwicklungswelt“ weithin nicht nur als der moralisch gerechteste, sondern auch als der kostengünstigste Weg der Entwicklung. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass das „Projekt Entwicklung“ nur gelingen kann, wenn es sich die „zu Entwickelnden“ als stakeholder auch zu eigen machen. Dieses Postulat impliziert allerdings eine Ethik des Fremdverstehens, die einen Widerspruch enthält: Einerseits wird das Ziel formuliert, die Fremdheit der Fremden in deren Eigenschaft als „zu Entwickelnde“ zu überwinden, da Entwicklung als Angleichung an die „Entwickler“ verstanden wird. Andererseits fordert das Postulat der Partizipation aber auch, eben diese Fremdheit – per Partizipation – für ebendiese Entwicklung zu nutzen. Die entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit islamischen Akteuren und Organisationen, um die es in diesem Buch geht, verweist besonders deutlich auf die Paradoxien, die dem partizipativen Ansatz und der Ethik des interkulturellen Fremdverstehens im Allgemeinen zu eigen sind. Die daraus resultierenden dilemmatischen Handlungssituationen sind theoretisch nicht zu lösen, sondern können nur durch praktische Kompromisse bewältigt werden, die in diesem Buch aus der Sicht von Entwicklungspraktikern und von Wissenschaftlern beschrieben werden. Bei dem vorliegenden Sammelband handelt es sich um eine Auswahl von Beiträgen, die im Rahmen einer Ringvorlesung am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Wintersemester 2004/05 entstanden. Der pragmatische Anlass dieser Ringvorlesung war es, den Studierenden des Instituts und der Universität sowohl die am Institut stattfindenden, meist im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 295 (1997–2008) durchgeführten Forschungen zum Islam in Afrika zu präsentieren, als auch mit der jüngst gegründeten Beratungsstelle „Islam und Entwicklungszusammenarbeit in Afrika“ der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) bekannt zu machen. INHALT Abstracts Thomas Bierschenk: Islam, säkularer Staat und partizipative Entwicklung in Afrika – Eine Einleitung Marion Fischer / Anja Söger: Die Beratungsstelle „Islam und Entwicklungszusammenarbeit in Afrika“ der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH (GTZ) Elvira Ganter: Islam und Gute Regierungsführung – Wie wirksam sind die Ansätze der Entwicklungszusammenarbeit? Katja Werthmann: Islam in Afrika – Ein Überblick Ulrich Rebstock: Democracy, Islamicity and Tribalism in Mauritania Ursula Günther: Südafrikas Lesarten des Islam im Spiegel der Debatten um die Einführung des muslimischen Familien- und Personenstandsrechts Julia Schlösser: Rechtspluralismus im Département Mayo-Sava im Norden Kameruns – ein Zusammenspiel von lokalen Rechtsvorstellungen, islamischem Recht und staatlich kodifiziertem Recht Ruth Bigalke: Islam und Mädchenbildung in Guinea – oder Wer hat Angst vor Madame Bovary? Heino Güllemann: Mali – Muslimische Antworten auf HIV/AIDS. Anknüpfungspunkte für die Entwicklungszusammenarbeit Zu den AutorInnen Die Herausgeber: Thomas Bierschenk war Professor für Kulturen und Gesellschaften Afrikas am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seine Veröffentlichungen behandeln ein breites Themenspektrum zu Staat, Politik und Entwicklung in den frankophonen Ländern West- und Zentralafrikas. Marion Fischer war vier Jahre lang Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Marburg. Seit 1984 arbeitet sie für die GTZ. Von 2000 bis 2006 war sie in der GTZ-Zentrale Leiterin der Beratungsstelle „Islam und Entwicklungszusammenarbeit“. Heute leitet sie ein Programm für beteiligungsorientierte Stadtentwicklung in Kairo.