Der Themenkomplex "Islam und Kirgisen" wurde in der wissenschaftlichen Literatur bislang wenig beachtet und vorhandene Studien entstanden zumeist in einem russischkolonialen oder sowjetischen Kontext. In diesem Band werden die Diskurse zum "kirgisischen Islam" vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart untersucht. Im Mittelpunkt steht nicht nur eine wissenschaftsgeschichtliche Analyse der Schriften früher Forschungsreisender bis hin zur zeitgenössischen ethnologischen und orientalistischen Forschung, sondern auch die Wirkung, welche die entsprechenden Positionen in der unabhängigen Republik Kirgistan entfalten. Dabei ist auffällig, dass viele Merkmale des "kirgisischen Islam" in unmittelbarer Abhängigkeit von der ehemals nomadischen Lebensweise der Kirgisen behandelt wurden. Die europäische Wahrnehmung des Nomadentums und "nomadischer Religion" sowie ihre Rezeption stellen somit ebenfalls einen Untersuchungsgegenstand dar.