Die islamische Ökumene, das Streben nach einer Annäherung zwischen Sunna und Schia, wurde in der Forschung bisher kaum beachtet. Es gibt nur wenig im Westen zugängliche Literatur hierzu. Doch die innerislamische Kohärenz hat gerade mit den Entwicklungen zum Ende des ersten neuen Jahrzehnts wieder an Bedeutung gewonnen. Dies liegt besonders am zunehmenden Gewicht Irans für den Nahen Osten. Iran spielt nicht nur als aufstrebender Akteur am persisch-arabischen Golf eine immer wichtigere Rolle, sondern weitet seinen Einfluss zunehmend auch auf andere Länder und Konflikte aus, etwa durch die Unterstützung der sunnitischen Hamas in Gaza. Auch werden Iran und die verbündete schiitische Hisbollah von vielen Sunniten als letzte Bastion der islamischen Welt gegen den Einfluss der USA und ihrer Verbündeten gesehen. Irans Machtzuwachs führt zu ernsten Befürchtungen vieler mit dem Westen alliierter sunnitischer Regime, wie Ägypten, Jordanien oder Saudi-Arabien. Diese Ängste drücken sich in verstärkter anti-iranischer und anti-schiitischer Propaganda aus, andererseits wird aber auch vorsichtig versucht, in einen Dialog auf religiöser Ebene einzutreten, zumal durch die politische Krise im Irak die konfessionellen Gegensätze noch vertieft wurden. Unter diesen Vorzeichen lud die Konferenz von Doha 2007 zum Dialog der islamischen Rechtsschulen, womit hauptsächlich die vier sunnitischen sowie die imamitisch-schiitische gemeint waren. Diese Konferenz, welche sich in der Tradition der Annäherungsbemühungen seit Mitte des 20. Jahrhunderts sah, erregte großes Interesse in der arabischen Welt. Hier wird der Frage nachgegangen, wie sich die aktuellen Annäherungsbestrebungen innerhalb des politischen Rahmens kontextualisieren lassen, um Grenzen und Möglichkeiten dieses innerislamischen Dialoges aufzuzeigen.
Keine ausführliche Beschreibung für "Islamische Ökumene als Mittel der Politik" verfügbar.
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