Kennern der russischen Exilliteratur mag ein Vergleich von Anatolij Stejger (1907-1944) und Vladimir Pozner (1905-1992) auf den ersten Blick überraschend erscheinen. Gegenübergestellt werden zwei Autoren, die unterschiedlicher kaum sein könnten: ein traditionsbewusster Lyriker mit Sympathien für die russische Monarchie und ein französischer Journalist und Prosaautor, der nur in seinen Anfängen russisch schrieb und der politisch dem französischen Kommunismus nahestand. Die offensichtlichen Unterschiede verstellen jedoch den Blick auf die Gemeinsamkeiten: Beide sind noch als Jugendliche mit der ersten Emigrationswelle aus Russland ausgereist (Stejger 1920 über Konstantinopel; Pozner 1921 über Litauen), begannen erst danach mit literarischen Veröffentlichungen und haben lange Zeit in Paris gelebt und gewirkt. Hinzu kommen jeweils familiäre Verbindungen in Westeuropa und die daraus resultierende Mehrsprachigkeit. Warum ihre literarischen Karrieren dennoch so unterschiedlich verliefen, zeigt Angelika Salzer in diesem Buch.