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In fast allen Berichten der österreichischen Botschafterin in Tel Aviv, Johanna Nestor, geht es um die Innen- und Außenpolitik Israels und die damit zusammenhängende Problematik des Nahostkonflikts insgesamt. Immer und überall im Mittelpunkt: die alles entscheidende Frage nach einer möglichen Friedensregelung. Von daher gewähren diese Berichte einen einzigartigen Einblick in die Problematik jener Jahre. Da geht es um die Bedenken gegen Kreiskys Nahostkonzept, um die Bildung einer palästinensischen Exilregierung, um den Yom-Kippur-Krieg, um die Vorschläge des ägyptischen Staatspräsidenten Anwar…mehr

Produktbeschreibung
In fast allen Berichten der österreichischen Botschafterin in Tel Aviv, Johanna Nestor, geht es um die Innen- und Außenpolitik Israels und die damit zusammenhängende Problematik des Nahostkonflikts insgesamt. Immer und überall im Mittelpunkt: die alles entscheidende Frage nach einer möglichen Friedensregelung. Von daher gewähren diese Berichte einen einzigartigen Einblick in die Problematik jener Jahre. Da geht es um die Bedenken gegen Kreiskys Nahostkonzept, um die Bildung einer palästinensischen Exilregierung, um den Yom-Kippur-Krieg, um die Vorschläge des ägyptischen Staatspräsidenten Anwar as-Sadat und das israelisch-ägyptische Truppenentflechtungsabkommen. Weiter um die diversen Besuche israelischer Politiker in Washington und umgekehrt amerikanischer Politiker in Israel, auch um den Bürgerkrieg im Libanon und die Folgerungen für Israel, um die Bemühungen um ein israelisch-syrisches Abkommen, um die besetzten Gebiete und die jüdischen Siedlungen dort, um PLO und Palästinenser, die Rolle der Sowjetunion, amerikanische Vermittlungsversuche, die Auswirkungen von Wiederwahl und Rücktritt Präsident Nixons auf Israel sowie die legendären Nahostmissionen des amerikanischen Außenministers Henry Kissinger. Aber auch um die Besuche von Bundeskanzler Willy Brandt und dessen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, des mexikanischen und des kanadischen Außenministers usw. Interessant auch, dass Kurt Waldheim als Generalsekretär der Vereinten Nationen Israel gleich dreimal besuchte.
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Autorenporträt
Rolf Steininger, Dr. phil., em. ordentlicher Universitätsprofessor, 1984 - 2010 Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck; Studium der Anglistik und Geschichte in Marburg, Göttingen, München, Lancaster und Cardiff. Bis 1983 Professor an der Universität Hannover, Senior Fellow des Eisenhower Center for American Studies der University of New Orleans und Jean Monnet-Professor, Gastprofessor an den Universitäten Tel Aviv, Queensland (Australien), New Orleans, Aufenthalte als Gastwissenschaftler in Saigon, Hanoi und Kapstadt. Seit 2008 auch an der Freien Universität Bozen tätig. Zahlreiche Veröffentlichungen sowie international preisgekrönte Fernseh-, Film- und Hörfunkproduktionen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Als Botschafter wenig gefragt
Ingo Mussi in Tel Aviv

Ein "perfektes Desaster" war das Treffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter und dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin im März 1978 - so der österreichische Botschafter in Tel Aviv, Ingo Mussi. Die Berichte, die Mussi während seiner Zeit in Israel von 1976 bis 1981 verfasste, sind nun in einer Aktenedition veröffentlicht worden. Hier finden sich vor allem Einschätzungen der innenpolitischen Entwicklung jener Jahre. Besonders hervorzuheben sind dabei Mussis Gedanken zu den antidemokratischen Kräften in Israel, deren Bombenanschläge gegen palästinensische Politiker insgeheim auf weitreichende Sympathien gestoßen sein sollen. Es finden sich aber auch launige Anekdoten darunter, beispielsweise der Bericht über einen Empfang des israelischen Außenministers, bei dem die Kellner versteckt Pistolen im Hosenbund trugen. Interessant sind jedoch vor allem die Auslassungen: Kaum je wird auf die wahrlich nicht unproblematische Vergangenheit rekurriert. Dies unterscheidet sich deutlich von vergleichbaren Berichten der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel.

Insgesamt wird durch die Edition wieder einmal deutlich, wie banal letztlich die Tätigkeit eines Botschafters eines kleinen Staates ist. Die Schilderungen der innenpolitischen Lage in Israel fassen weitgehend nur die Berichterstattung der lokalen Medien zusammen, in Einzelfällen ergänzt durch Informationen aus einigen persönlichen Gesprächen des Botschaftspersonals - manchmal gespickt mit kurzen Einschätzungen Mussis. Anders als etwa der amerikanische Botschafter in Tel Aviv hatte der österreichische Vertreter nur begrenzten Zugang zu israelischen Offiziellen und war an außenpolitischen Entscheidungen mehr als unbeteiligt. Dies führt dazu, dass man etwa zu den wichtigsten Entwicklungen in den Jahren 1978/79, dem Camp-David-Abkommen und seinen Folgen, nicht viel mehr erfährt als die schwierige Abstimmung in der Knesset.

Interessant sind die publizierten Berichte deshalb vor allem in atmosphärischer Hinsicht. Es zeigt sich eine sehr kritische Einschätzung des Ministerpräsidenten Begin, wie wir sie bereits aus amerikanischen oder westeuropäischen Diplomatenberichten kennen. Auch wird deutlich, wie wenig aussichtsreich ein Frieden im Nahen Osten ist, solange die Vereinigten Staaten von Amerika die Verhandlungspartner nicht massiv unter Druck setzen und zum allseitig eigentlich ungewollten Frieden nötigen.

MICHAEL MAYER

Rudolf Agstner/Rolf Steininger (Herausgeber): Israel und der Nahostkonflikt 1976 - 1981. Berichte des österreichischen Botschafters Dr. Ingo Mussi. Innsbruck University Press, Innsbruck 2016. 229 S., 29,90 [Euro].

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