60 Jahre Israel - ein erfrischend anderes Porträt dieses jungen uralten Landes.
Zu Fuß, per Anhalter und mit dem Bus war Sylke Tempel unterwegs in Israel. Auf den Spuren des Exodus reist sie durch die Halbinsel Sinai. Sie besucht die Felsenfestung Massada und die «alte Dame» Jerusalem. Sie trifft Algenzüchter mitten in der Wüste, erkundet die sanfte Schönheit Galiläas, das Jesreel-Tal, in dem die ersten Siedlungen zionistischer Einwanderer entstanden, und taucht ein in die Metropole Tel Aviv. In Begleitung von Beduinen wandert sie durch die Berge, begegnet religiösen Fanatikern und Pionieren der ersten Stunde, eislaufenden Russen, israelischen Arabern oder äthiopischen Neuankömmlingen, spricht mit Überlebenden des Holocaust und Soldaten, die - kaum erwachsen -Terroranschläge verhindern sollen. Dabei hat sie ein Land kennengelernt, in dem die Spuren einer jahrtausendealten Geschichte allgegenwärtig sind und das sich doch stets neu erfindet, ein Land, in dem sich die Verheißung der Gründerväter, mit den arabischen Nachbarn friedlich zusammenzuleben, bis heute nicht erfüllt hat. Und so entsteht, wie nebenbei, eine Mentalitätsgeschichte, ja das historische Panorama einer Region, die die Kultur des Abendlandes und des Islam prägte wie keine andere.
Zu Fuß, per Anhalter und mit dem Bus war Sylke Tempel unterwegs in Israel. Auf den Spuren des Exodus reist sie durch die Halbinsel Sinai. Sie besucht die Felsenfestung Massada und die «alte Dame» Jerusalem. Sie trifft Algenzüchter mitten in der Wüste, erkundet die sanfte Schönheit Galiläas, das Jesreel-Tal, in dem die ersten Siedlungen zionistischer Einwanderer entstanden, und taucht ein in die Metropole Tel Aviv. In Begleitung von Beduinen wandert sie durch die Berge, begegnet religiösen Fanatikern und Pionieren der ersten Stunde, eislaufenden Russen, israelischen Arabern oder äthiopischen Neuankömmlingen, spricht mit Überlebenden des Holocaust und Soldaten, die - kaum erwachsen -Terroranschläge verhindern sollen. Dabei hat sie ein Land kennengelernt, in dem die Spuren einer jahrtausendealten Geschichte allgegenwärtig sind und das sich doch stets neu erfindet, ein Land, in dem sich die Verheißung der Gründerväter, mit den arabischen Nachbarn friedlich zusammenzuleben, bis heute nicht erfüllt hat. Und so entsteht, wie nebenbei, eine Mentalitätsgeschichte, ja das historische Panorama einer Region, die die Kultur des Abendlandes und des Islam prägte wie keine andere.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2008Verschlungene Pfade
Die Reise von Sylke Tempel "durch ein altes neues Land" ist ein besonders gelungener Versuch, die verschlungene Geschichte und Geisteslage der israelischen Nation zu erklären. Sie schreibt aus deutscher Sicht, und so erscheinen die "Jeckes", jene aus Deutschland stammenden Israelis, fast als ein Schlüssel für Israel. Dabei ist ihr Einfluss auf das heutige Israel gering, während Amerikaner, Russen und die orientalisch geprägte Mehrheit das Sagen haben. Tatsächlich erklären sich viele Hasensprünge israelischer Politik dadurch, dass die europäisch aufgebaute Demokratie in einer anderen Geschichtsentwicklung zu Hause ist als die sephardisch oder russisch geprägte Mehrheit. Intensiv beschreibt Frau Tempel das Auseinanderdriften der ideologisch religiösen Israelis in Jerusalem und in "Judäa und Samaria" gegenüber der Mehrheit zwischen Tel Aviv und Haifa. Wenn man dem Buch etwas vorwerfen könnte, dann vielleicht die unkritische Rezeption der Bibel. Es zeichnet den Zug des "Volkes Israel" als historische Wahrheit nach und lässt es weiterhin ein Jericho erobern, das in der entsprechenden Bronzezeit schon ein Schutthaufen war. Der Ausgräber Jadin veröffentlichte nie seinen Abschlussbericht, ließ vielmehr die Schweineknochen verschwinden, die neben 2000 Jahre alten Menschenknochen gefunden wurden, die Israel seinerzeit in einem Staatsbegräbnis als die der Anführer feierlich beerdigte. Die frommen Juden hätten gewiss Schwein als Grabbeilage verachtet. Israel bestattete wohl die Knochen römischer Wachsoldaten. (Sylke Tempel: Israel. Reise durch ein altes neues Land. Rowohlt Verlag, Berlin 2008. 253 S., 19,90 [Euro].)
JÖRG BREMER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Reise von Sylke Tempel "durch ein altes neues Land" ist ein besonders gelungener Versuch, die verschlungene Geschichte und Geisteslage der israelischen Nation zu erklären. Sie schreibt aus deutscher Sicht, und so erscheinen die "Jeckes", jene aus Deutschland stammenden Israelis, fast als ein Schlüssel für Israel. Dabei ist ihr Einfluss auf das heutige Israel gering, während Amerikaner, Russen und die orientalisch geprägte Mehrheit das Sagen haben. Tatsächlich erklären sich viele Hasensprünge israelischer Politik dadurch, dass die europäisch aufgebaute Demokratie in einer anderen Geschichtsentwicklung zu Hause ist als die sephardisch oder russisch geprägte Mehrheit. Intensiv beschreibt Frau Tempel das Auseinanderdriften der ideologisch religiösen Israelis in Jerusalem und in "Judäa und Samaria" gegenüber der Mehrheit zwischen Tel Aviv und Haifa. Wenn man dem Buch etwas vorwerfen könnte, dann vielleicht die unkritische Rezeption der Bibel. Es zeichnet den Zug des "Volkes Israel" als historische Wahrheit nach und lässt es weiterhin ein Jericho erobern, das in der entsprechenden Bronzezeit schon ein Schutthaufen war. Der Ausgräber Jadin veröffentlichte nie seinen Abschlussbericht, ließ vielmehr die Schweineknochen verschwinden, die neben 2000 Jahre alten Menschenknochen gefunden wurden, die Israel seinerzeit in einem Staatsbegräbnis als die der Anführer feierlich beerdigte. Die frommen Juden hätten gewiss Schwein als Grabbeilage verachtet. Israel bestattete wohl die Knochen römischer Wachsoldaten. (Sylke Tempel: Israel. Reise durch ein altes neues Land. Rowohlt Verlag, Berlin 2008. 253 S., 19,90 [Euro].)
JÖRG BREMER
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Angetan zeigt sich Rezensent Carsten Hueck von Sylke Tempels Buch über Israel. Wie er berichtet, hat die Autorin zehn Jahre als Nahostkorrespondentin in Israel gelebt, unternimmt in vorliegendem Buch aber gleichwohl den Versuch, Land und Leute noch einmal neu kennen zu lernen und nicht durch die Korrespondenten-Brille zu sehen. Das scheint ihr gut gelungen zu sein. Die zahlreichen erhellende Eindrücke, die Tempel niederschreibt, fügen sich in Huecks Augen zu einer "bunten Reportage". Besonders hebt er hervor, dass sich die Autorin nicht auf aktuelle Wahrnehmmungen beschränkt, sondern auch die jüdische Geschichte einbezieht. Zudem findet er in dem Buch immer wieder aufschlussreiche, mit subjektiven Eindrücken vernüpfte Exkurse zum biblischen Geschehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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