44 Fragen über das Leben und die Welt, die Kinder uns immer wieder stellen,weil sie sie brennend interessieren.Wird es die Erde immer geben? So lautet eine von 44 Fragen, die Antje Damm in ihrem neuen Buch stellt. Wer will sie beantworten? Aber darüber reden, darüber philosophieren, das macht Spaß und regt an, sich Gedanken zu machen über die Welt, in der wir leben. Woher kommt Angst? Tut alt werden weh? Warum sehen wir so verschieden aus? Antje Damm wirft Fragen auf über den Himmel und die Erde, über das Leben und die Welt, über den Tod und über die Liebe.Erneut will sie Gespräche initiieren, Geschichten provozieren und Neugier wecken. Sie nimmt Kinder als kleine Philosophen ernst und traut ihnen komplexe Themen zu.Jeder Frage ordnet sie zwei Bilder bei, die Lust darauf machen eigene Antworten zu finden. Mal sind es Fotos, mal Illustrationen, aber immer stehen sie in Beziehungen zueinander, indem sie Kontraste bilden oder verschiedene Ansätze oder Gemeinsamkeiten suchen.Antje Damm findet mit diesem Buch einen idealen Einstieg für Kinder und Erwachsene, sich mit den großen Fragen der Welt auseinander zu setzen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2003Ahnt die Gans, was kommt?
Auch bohrende Fragen finden manchmal keine Antwort
Antje Damm hat zwei kleine Töchter. Sie stellen ihr öfter Fragen, die sich gar nicht einfach beantworten lassen. Viele davon berühren schon die "großen Geheimnisse" der Natur und des Menschenlebens, denn Kinder sehen sich damit genauso konfrontiert wie die Erwachsenen. Bei den Erwachsenen hat sich eine Art Arbeitsteilung eingespielt: Es sind die Philosophen, die für solche Fragen zuständig sind und sich damit abzumühen haben. Die anderen sind ganz froh darüber, daß man ihnen das abgenommen hat, und sie kümmern sich meist nicht die Bohne um die Antworten der Philosophen. Die sind allerdings auch nicht immer leicht zu verstehen.
Bei Kindern gibt es solche Arbeitsteilung nicht. Und der Ausweg in die Unverständlichkeit, der steht den Eltern, Großeltern oder Lehrern nicht offen. Denn nicht nur reiner Wissensdurst steckt hinter Fragen wie "Tut alt werden weh?" oder "Ahnt die Gans, was mit ihr passiert?". Vielmehr drückt sich darin auch eine auf Empathie und Sensibilität beruhende Besorgnis aus. Viele Kinder sind ja, auch wenn sie ohne schlimme Erfahrungen aufwachsen, sehr besorgt. Es geht nicht um die Vorspiegelung einer heilen Welt, sondern um eine behutsame Einführung in ihre Zwiespältigkeiten. Auf verständliche Weise mit Fragen umzugehen, die durch keine Antwort jemals erledigt werden, sich vielmehr nach neuen Erfahrungen in anderem sprachlichen Gewand neu stellen, das ist die vielgesuchte Kunst.
Antje Damm kann uns da ein bißchen helfen. Sie hat eine wunderbar eingängige Methode entwickelt, solche ernsten, nachdenklichen und besorgten Fragen nicht mit Worten, sondern mit Bildern aufzugreifen. Für jede der 44 Fragen hat sie auf einer Doppelseite jeweils eine Fotografie oder eine Zeichnung einander gegenübergestellt. Diese beiden Bilder fangen die Frage auf, illustrieren sie, werfen sie zurück und lassen sie oft genug in der Schwebe. Eine vorläufige Antwort ergibt sich vielleicht, wenn man das Buch gemeinsam durchblättert und dann unversehens in ein ganz vorsichtiges, nicht arbeitsteiliges Philosophieren gerät. Das liegt an dem in aller Sanftheit die Phantasie anregenden Stereoeffekt der Bilder, zwischen denen sich oft eine beträchtliche Spannung herstellt. Das Vertrauen in diese Erklärungskraft durch Bilder teilt Antje Damm mit Katy Couprie und Antonin Louchard, deren Bilderbücher inzwischen eine ganze Generation von französischen Kindern entzückt haben.
"Wie ist das, wenn man tot ist?" Auf dem linken Bild sieht man den Opa im offenen Sarg, hinter ihm an der Wand hängt ein Foto von ihm, aus dem er fröhlich winkt. Dieser Zeichnung gegenübergestellt ist ein Foto von einem toten Kaninchen auf Steinen im Feld. Wie dem Opa und dem Kaninchen zumute ist, das kann keiner sagen. Aber daß es sehr verschiedene Arten gibt, tot zu sein, das sieht man auf diesen beiden Seiten. Was das zu bedeuten hat, für die Menschen und für die Tiere, darüber gibt es jetzt ein bißchen nachzudenken und zu reden. Oder man blättert ungerührt weiter zur Frage "Ist 7 viel?". Links schleckt ein Mädchen ein Rieseneis mit sieben Kugeln auf einem Hörnchen, das sie mit beiden Händen festhalten muß. Und rechts betrachtet ein Junge seine sieben Dominosteine, die nicht recht zusammenpassen wollen. Hier gibt es also doch eine klare Antwort: Es kommt ganz darauf an!
WILFRIED VON BREDOW
Antje Damm: "Ist 7 viel?" 44 Fragen für viele Antworten. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2003. 88 S., geb., 14,80 [Euro]. Ab 3 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auch bohrende Fragen finden manchmal keine Antwort
Antje Damm hat zwei kleine Töchter. Sie stellen ihr öfter Fragen, die sich gar nicht einfach beantworten lassen. Viele davon berühren schon die "großen Geheimnisse" der Natur und des Menschenlebens, denn Kinder sehen sich damit genauso konfrontiert wie die Erwachsenen. Bei den Erwachsenen hat sich eine Art Arbeitsteilung eingespielt: Es sind die Philosophen, die für solche Fragen zuständig sind und sich damit abzumühen haben. Die anderen sind ganz froh darüber, daß man ihnen das abgenommen hat, und sie kümmern sich meist nicht die Bohne um die Antworten der Philosophen. Die sind allerdings auch nicht immer leicht zu verstehen.
Bei Kindern gibt es solche Arbeitsteilung nicht. Und der Ausweg in die Unverständlichkeit, der steht den Eltern, Großeltern oder Lehrern nicht offen. Denn nicht nur reiner Wissensdurst steckt hinter Fragen wie "Tut alt werden weh?" oder "Ahnt die Gans, was mit ihr passiert?". Vielmehr drückt sich darin auch eine auf Empathie und Sensibilität beruhende Besorgnis aus. Viele Kinder sind ja, auch wenn sie ohne schlimme Erfahrungen aufwachsen, sehr besorgt. Es geht nicht um die Vorspiegelung einer heilen Welt, sondern um eine behutsame Einführung in ihre Zwiespältigkeiten. Auf verständliche Weise mit Fragen umzugehen, die durch keine Antwort jemals erledigt werden, sich vielmehr nach neuen Erfahrungen in anderem sprachlichen Gewand neu stellen, das ist die vielgesuchte Kunst.
Antje Damm kann uns da ein bißchen helfen. Sie hat eine wunderbar eingängige Methode entwickelt, solche ernsten, nachdenklichen und besorgten Fragen nicht mit Worten, sondern mit Bildern aufzugreifen. Für jede der 44 Fragen hat sie auf einer Doppelseite jeweils eine Fotografie oder eine Zeichnung einander gegenübergestellt. Diese beiden Bilder fangen die Frage auf, illustrieren sie, werfen sie zurück und lassen sie oft genug in der Schwebe. Eine vorläufige Antwort ergibt sich vielleicht, wenn man das Buch gemeinsam durchblättert und dann unversehens in ein ganz vorsichtiges, nicht arbeitsteiliges Philosophieren gerät. Das liegt an dem in aller Sanftheit die Phantasie anregenden Stereoeffekt der Bilder, zwischen denen sich oft eine beträchtliche Spannung herstellt. Das Vertrauen in diese Erklärungskraft durch Bilder teilt Antje Damm mit Katy Couprie und Antonin Louchard, deren Bilderbücher inzwischen eine ganze Generation von französischen Kindern entzückt haben.
"Wie ist das, wenn man tot ist?" Auf dem linken Bild sieht man den Opa im offenen Sarg, hinter ihm an der Wand hängt ein Foto von ihm, aus dem er fröhlich winkt. Dieser Zeichnung gegenübergestellt ist ein Foto von einem toten Kaninchen auf Steinen im Feld. Wie dem Opa und dem Kaninchen zumute ist, das kann keiner sagen. Aber daß es sehr verschiedene Arten gibt, tot zu sein, das sieht man auf diesen beiden Seiten. Was das zu bedeuten hat, für die Menschen und für die Tiere, darüber gibt es jetzt ein bißchen nachzudenken und zu reden. Oder man blättert ungerührt weiter zur Frage "Ist 7 viel?". Links schleckt ein Mädchen ein Rieseneis mit sieben Kugeln auf einem Hörnchen, das sie mit beiden Händen festhalten muß. Und rechts betrachtet ein Junge seine sieben Dominosteine, die nicht recht zusammenpassen wollen. Hier gibt es also doch eine klare Antwort: Es kommt ganz darauf an!
WILFRIED VON BREDOW
Antje Damm: "Ist 7 viel?" 44 Fragen für viele Antworten. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2003. 88 S., geb., 14,80 [Euro]. Ab 3 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wunderbar eingängig findet Rezensent Wilfried von Bredow die Methode des Buches, ernste, nachdenkliche und besorgte Kinderfragen nicht mit Worten sondern mit Bildern zu beantworten. Für jede der 44 Fragen des Buches habe die Autorin Antje Damm auf einer Doppelseite jeweils eine Fotografie oder eine Zeichnung einander gegenübergestellt. Die "in aller Sanftheit die Fantasie anregenden" Bilder fangen dem Rezensenten zufolge die Frage auf, illustrieren sie, werfen sie zurück oder lassen sie in der Schwebe. So sieht von Bredow beim gemeinsamen Lesen Erwachsene und Kinder in seinen Gedanken unversehens "in ein ganz vorsichtiges, nicht arbeitsteiliges Philosophieren" geraten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Stets mit leisem Augenzwinkern, mit Einfühlungsvermögen und Humor ist Antje Damm ein ästhetisches und spannendes Bändchen locker von der Hand gegangen, das sich eigentlich jeder möglichst oft zu Gemüte führen sollte. Ein wundervolles kleines Buch, das sich im Reisegepäck genauso unentbehrlich macht wie auf dem Nachttisch." Volker Sellmann, Nürnberger Zeitung "Dies kleine Bilderbuch hilft auf genial einfache Art, im Alltag ein Innehalten zu finden." Hans ten Doornkaat, NZZ am Sonntag