Ein Jahr Hölle in Auschwitz
Dieser Band beschreibt das Jahr, das Primo Levi in Auschwitz verbracht hat: vom Februar 1944 bis zum Januar 1945.
»Nicht um neue Anschuldigungen vorzubringen, habe ich dieses Buch geschrieben«, sagt Levi, »sondern als Dokument für das Studium einiger zentraler Aspekte des menschlichen Seelenlebens.« Die zentrale Frage freilich, die Titelfrage, wird von Levi auf zweifach Weise beantwortet: Mensch ist, wer tötet, wer Unrecht zufügt oder erleidet. Kein Mensch higegen ist, wer darauf wartet, daß sein Nachbar endlich stirbt, damit er ihm ein Viertel Brot abnehmen kann, kein Mensch ist jener, der noch im Todeskampf beständig sein Jawohl murmelt. Und unauslöschlicher als die Tätowierungen auf dem Unterarm ist den Überlebenden die Erinnerung an die Zeit, in der sie keine Menschen waren, ins Gedächtnis eingebrannt.
Dieser Band beschreibt das Jahr, das Primo Levi in Auschwitz verbracht hat: vom Februar 1944 bis zum Januar 1945.
»Nicht um neue Anschuldigungen vorzubringen, habe ich dieses Buch geschrieben«, sagt Levi, »sondern als Dokument für das Studium einiger zentraler Aspekte des menschlichen Seelenlebens.« Die zentrale Frage freilich, die Titelfrage, wird von Levi auf zweifach Weise beantwortet: Mensch ist, wer tötet, wer Unrecht zufügt oder erleidet. Kein Mensch higegen ist, wer darauf wartet, daß sein Nachbar endlich stirbt, damit er ihm ein Viertel Brot abnehmen kann, kein Mensch ist jener, der noch im Todeskampf beständig sein Jawohl murmelt. Und unauslöschlicher als die Tätowierungen auf dem Unterarm ist den Überlebenden die Erinnerung an die Zeit, in der sie keine Menschen waren, ins Gedächtnis eingebrannt.
buecher-magazin.deOb Primo Levi Glück hatte? Bevor der Italiener jüdischer Abstammung im Januar 1944 nach Auschwitz deportiert wurde, hatte sich die deutsche Regierung wegen des Mangels an Arbeitskräften dazu entschlossen, den Todgeweihten bessere Lebensbedingungen zu gewähren und auch die willkürlichen Morde zeitweilig auszusetzen. Glück hatte Primo Levi zumindest darin, in dem Lager nicht zu sterben. Noch 1945 begann er, das Erlebte aufzuschreiben, um Zeugnis abzulegen und um zu versuchen zu verstehen. Er wolle „Dokumente für eine leidenschaftslose Untersuchung für einige Aspekte des menschlichen Geistes liefern“, sagt er, und unternimmt die Ausführung dieser Untersuchung gleich selbst. Empfindsam, feingeistig und stets präzise schildert er alltägliche Routinen, die Wesensarten der Menschen im Lager und das vielleicht Grausamste, die sachliche Verdinglichung der Gefangenen. „Wie kann man einen Menschen schlagen, ohne zornig zu sein?“ Dank Alexander Fehlings Vortrag, gehalten in einem ausgewogenen Verhältnis von Empathie und sachlicher Distanz, kann man Levis Vorhaben auch und vielleicht gerade in der Hörbuchfassung durch und durch als gelungen betrachten.
© BÜCHERmagazin, Reimar Biedermann
© BÜCHERmagazin, Reimar Biedermann
»Primo Levi hat das berühmteste aller Bücher über den Holocaust geschrieben.« Die Welt