Durch die Brille einer Frau, einer Philosophin, einer "Ausländerin", die auf fünf Kontinenten zu Hause war: Erica Benner führt uns zu den wunden Punkten der Demokratie. Geboren und aufgewachsen in Japan, hat sie große Teile ihres Lebens in Großbritannien verbracht, war in Südafrika, in den USA, in der UdSSR, in Frankreich, Polen, Ungarn, Kolumbien, Deutschland und in China. An diesen Orten hat sie gelebt und gelehrt und verschiedene demokratische Gesellschaften aus nächster Nähe beobachtet. In Japan das Konzept der "Fremden", in England die Klassenunterschiede, in den USA der Rassismus, in China Genderfragen - eines wird überall deutlich: Wie Männer über Frauen sprechen, wie Mehrheiten über Minderheiten oder Gebildete über weniger Gebildete: Gleichheit ist und bleibt ein Ideal. Erica Benner befragt die historischen Vordenker der Demokratie und zieht daraus Schlüsse für die Gegenwart. Denn wir brauchen die Demokratie, und die Demokratie braucht uns.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Angeregt bespricht Rezensent Michael Meyer Erica Benners Buch, das das Wesen der Demokratie untersucht. Die Philosophin geht recht erzählerisch an die Sache heran, weiß Meyer zu berichten, Ausgangspunkt ist oft ihre eigene Lebensgeschichte, die sie mit unterschiedlichen Ländern wie Japan, Großbritannien, Deutschland und Ungarn in Berührung gebracht hat. Japan zum Beispiel beschreibt sie Meyer zufolge als ein Land, das keine eigenständige Gründungsgeschichte der Demokratie aufzuweisen hat, was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, wie sich an den stabilen demokratischen Strukturen Japans zeigt. Andere Themen, die verhandelt werden, sind laut Meyer unter anderem: die Rolle von Streitkultur, Probleme der Fremdenfeindlichkeit und die Rolle von Experten. Benner plädiert laut Meyer dafür, die Schwächen der Demokratie anzuerkennen, gleichzeitig jedoch verteidigt sie die Staatsform unbedingt. Gerade im aktuellen Streit über die Demokratie sieht sie freilich eine Chance dafür, referiert der Rezensent abschließend, dieselbe auf kreative Weise zu verändern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Benner verbindet historische Analysen mit lebhaften Erzählungen (...) das Werk besticht durch feinsinnigen Humor, originelle Einsichten und subtile Gelehrsamkeit.« Orell Füssli Magazin LESEN, 14.11.2024 Orell Füssli Magazin LESEN 20241114