Stephen Dobyns hat schon so einiges geschrieben, denn er ist schon lange auf dieser Welt. Früher hat er studiert, bis er mit dem Master of Fine Arts abgeschlossen hat. Er hat also einen Uniabschluss für schöne Künste. Damit hat er unter anderem Lyrik und auch Sachbücher publiziert. Aber auch etliche
Krimis – so wie sein aktuelles Buch „Ist Fat Bob schon tot?“. Die Schönheit kann man diesem Buch…mehrStephen Dobyns hat schon so einiges geschrieben, denn er ist schon lange auf dieser Welt. Früher hat er studiert, bis er mit dem Master of Fine Arts abgeschlossen hat. Er hat also einen Uniabschluss für schöne Künste. Damit hat er unter anderem Lyrik und auch Sachbücher publiziert. Aber auch etliche Krimis – so wie sein aktuelles Buch „Ist Fat Bob schon tot?“. Die Schönheit kann man diesem Buch objektiv nicht absprechen – subjektiv aber sehr wohl.
Wie oben beschrieben wohnt Connor Raposo einem Unfall bei. Connor war früher Lehrer, dann im Casino als Automatenbeaufsichtiger tätig und heute ist er Mitte 20 und „auf der Schattenseite der Legalität“, wie es im Buch schön beschrieben wird, beschäftigt – denn er treibt gemeinsam mit seinem Onkel Didi, dem sonderbaren Vaughn und Eartha, die ständig oben ohne herumrennt, Spenden für diverse Hilfsorganisationen ein. Diese Hilfsorganisationen nennen sich „Waisenkinder im Weltall“ oder „Rettet Beagles vor der Nikotinsucht“ – und ja, diese Organisationen existieren natürlich nicht wirklich, wie man an den Namen erahnen kann. Allerdings gefällt mir dieser Aspekt tatsächlich ziemlich gut, denn das Geschäftsmodell könnte bei Leuten, die an Chemtrails, die Lügenpresse und Reptiloiden glauben, tatsächlich funktionieren – reich wird man damit allerdings vermutlich nicht ... naja, vielleicht doch.
Dann gibt es noch die zwei Detektives Benny Vikström und Manny Streeter. Der eine ist vom Leben, aber insbesondere von Vikström, enttäuscht, und Vikström wird ständig gefragt, ob er einer dieser skandinavischen Ermittler sei. Doch eines haben beide gemeinsam – sie hassen sich und gönnen sich nichts. Streeter weiß, dass Vikström Höhenangst hat und gängelt ihn damit – und Vikström isst gerne mal ein Eis vor Streeters Augen, weil er weiß, dass Streeter mit seiner Figur keines Essen sollte, es aber doch gerne würde. Beide fahren also eher die subtile Schiene. Das ist eine Zeit lang witzig, irgendwann nervt es aber. Genau wie die Tatsache, dass sich Streeter den Namen eines Zeugen nicht merken kann und ihn ständig Poppaloppa statt Papalardo nennt. Der Humor ist irrsinnig repetitiv, obwohl wir alle wissen, dass ein Scherz höchstens zwei mal funktioniert.
Apropos „Wir“, denn die Erzählweise ist tatsächlich interessant: Der Autor nimmt den Leser an die Hand und schreibt Dinge wie „Wenn wir X sehen, dann erkennen wir, dass Y zu der Zeit gar nicht an Ort A war, aber das weiß X natürlich nicht“. Das ist auch subjektiv gesehen schön geschrieben, wenn die Schreibweise nicht so langatmig und das Erzähltempo nicht das einer sterbenden Katz wäre. Ich habe irgendwann angefangen, Absätze zu überspringen, weil ich sie aufgrund diverser ausschweifender Beschreibungen einfach nicht relevant fand; Dobyns verliert sich viel zu sehr in unwichtige Details. Ich verstehe, dass das durchaus einen literarischen Mehrwert hat und ich habe auch Dobyns' Weltgewandtheit erkannt, die zwischendurch aufblitzt, aber – ach, es ist einfach nicht meine Vorstellung eines guten Buches. Und jetzt werde ich mich einem anderen, hoffentlich unterhaltsameren, Buch widmen.
Tl;dr: „Ist Fat Bob schon tot?“ hat eine kuriose Story mit teilweise spannenden Charakteren, brilliert aber großteils mit einer langweiligen und zu ausufernden Erzählweise. Humor ist zwar vorhanden, wiederholt sich aber immer wieder, so dass die Scherze irgendwann zu nerven beginnen.