Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München, Veranstaltung: Die Macht der Ironie. Komik und Erkenntnis in der Antike, Romantik und Postmoderne., Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser mit der Bestnote bewerteten Hausarbeit erläutert Sandra Lill, ob es sich bei Ludwig Tiecks Werk "Der gestiefelte Kater" um ein Märchen handelt. Die Kriterien hierfür werden zunächst erläutert und das Werk anschließend darauf untersucht. Die Illusionsbrechung, die Tieck durch sein Spiel im Spiel vornimmt, ist typisch für seine ironische und melancholische Grundstimmung in der Epoche der Romantik.Ludwig Tieck gibt seinem 1797 erschienenen Stück "Der gestiefelte Kater" den Untertitel "Kindermärchen in drei Akten Mit Zwischenspielen, einem Prologe und Epiloge". Er möchte es zunächst also als Kindermärchen aufgefasst wissen. Doch bereits dieser Untertitel, der den Aufbau in Akten prognostiziert, ist ein Indiz dafür, dass es sich nicht um ein echtes Märchen handeln kann - denn ein solches wäre, wie im Folgenden gezeigt werden soll, prosaisch verfasst und demnach nicht in Akte gegliedert. Doch oberflächlich betrachtet ist die Klassifizierung des Stückes, oder zumindest des Stückes im Stück, als Märchen thematisch durchaus zutreffend, da Tieck den Stoff aus Charles Perraults hundert Jahre zuvor erschienenem Märchen "Le Maître Chat ou Le Chat Botté" verwendet und weiter bearbeitet. Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm führten zeitweise eine deutsche Übersetzung dieses Textes in ihrer Sammlung "Kinder- und Hausmärchen", welche die Geschichte des Theaterstückes, das bei Tieck vor dem von vornherein unzufriedenen Publikum aufgeführt wird und bei diesem am Ende auch kläglich durchfällt, erzählt.Betrachtet man jedoch nicht nur die oberflächliche Thematik des Stückes im Stück sondern bezieht dessen Rahmenhandlung im Theatersaal sowie die vielen verschiedenen Folien mit ein, auf denen Tieck seine Handlung voranbringt, kann die Gattungsbestimmung nicht mehr eindeutig vorgenommen werden. Zwar kommen mehrere märchenhafte Motive vor, doch wie im weiteren Verlauf verdeutlicht werden soll, wäre eine Typisierung Tiecks' "Der gestiefelte Kater" als reines Märchen dennoch viel zu kurz gegriffen. Nichts desto trotz soll im Folgenden versucht werden, zu entscheiden, ob es sich zumindest wie im Untertitel angekündigt um ein Märchen - bzw. Kunstmärchen - handelt, oder ob dieser vollkommen in die Irre führt. Um zuvor die Begrifflichkeiten eindeutig zu klären, sollen zunächst die typischen Merkmale dieser Gattung erläutert werden.
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