Istanbul: Stadt der tausend Seelen, der tausend Schicksale, der tausend Sprachen ... Mario Levi ist hier aufgewachsen. Istanbul war ein Märchen beschreibt die Stadt seiner Kindheit. Er führt uns durch die steilen, verschlungenen Gassen die Stadt hinauf und hinab zu den Ufern des Bosporus, erzählt vom Miteinander der unterschiedlichen Völker und Kulturen, von Juden, Griechen, Armeniern und Türken.Seit mehr als 500 Jahren haben Juden aus aller Welt am Bosporus eine neue Heimat gefunden. Sie pflegen ihre Bräuche, feiern ihre Feste, erinnern an die Verfolgung und das erlittene Leid. Ausgehend von seiner eigenen Familie und deren Geschichte, entwirft Levi ein Kaleidoskop menschlicher Schicksale. Es sind Geschichten von gelebten und ungelebten Träumen, von erfüllten und unerfüllten Hoffnungen. Levi erzählt von Madame Estrella, die ihre Familie verläßt, um einen Muslim zu heiraten; von Monsieur Jacques, der mit seinem patriarchalisch geführten 'Laden' eine vielköpfige Familie ernährt, und von dessen Bruder Nesim, den seine Liebe zur deutschen Kultur nicht vor dem KZ bewahrt; von Robert, dem Spieler und Lebemann, und der kinobesessenen Tilda; von aufopferungsvollen Frauen wie Madame Roza, Eva und Rahel, die aus ihrem Schweigen Kraft gewinnen, und von jungen Leuten, die sich der Tradition entziehen und auswandern.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Nicht als großen Wurf aber als großen Entwurf feiert Martin Krumbholz den "Jahrhundertroman" des jüdischen Türken Mario Levi. Das opulente Werk kreist um die Lebensgeschichten Istanbuler Künstler, Kaufleute und Müßiggänger, aber eigentlich handelt es von der Erzählung selbst, die Levi als prinzipiell unabschließbares Kontinuum begreift, ein ewiger Strom, der "sich hin zu anderen Leben, Geschichten, Möglichkeiten" öffne, wie Krumbholz zitiert. Im Kern geht es um den melancholischen und verträumten Monsieur Jacques, der dem Roman auch die "Moll-Tonart und eine herrliche Melodie des Träumens und Scheiterns" vorgibt; in seiner Existenz versammeln sich stellvertretend die Wahrheiten und Irrtümer eines Lebens. Rätselhaft ist dem Rezensenten allerdings, warum das Buch das Wort "Märchen" im Titel führt, da es nichts Metaphysisches an sich hat. Die Erzählproduktion speist sich aus "der Dokumentation über die Empathie zur Autofiktion", was ganz dem modernen subjektiven Romanverfahren entspricht. Auch die tadellose, auf Eigenheiten Rücksicht nehmende Übersetzung lobt Krumbholz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Istanbul war ein Märchen hat Levi sein Buch genannt. Wenn Istanbul ein Märchen ist, dann deshalb, weil seinem Erzähler auch nach 1001 Nächten der Atem nicht ausgeht. Es geht Levi wohl um das: Was hätte sein können. Wenn man Istanbul das 'schreckliche Erwachen' (Levi) im nationalistischen Taumel erspart hätte.« Kai Strittmatter Süddeutsche Zeitung