Mit dem hier angezeigten Band wird das groß angelegte Projekt über die Nachkriegsentwicklung in den Jahren vor, während und nach dem großen Kulturbruch fortgesetzt, der in die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils fiel und noch nicht an sein Ende gelangt ist. Das ursprünglich auf Europa und Nordamerika beschränkte Projekt ist nunmehr beträchtlich erweitert worden. Nachdem bereits 2003 ein Band über die Länder Asiens erschien, sind weitere Bände über den vorderen Orient und Nordafrika sowie über Lateinamerika und die Karibik in Vorbereitung.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.1999Die bunte Welt der Katholizismen
Ein Überblick in Einzeldarstellungen für die Länder Mittel-, West- und Nordeuropas
Erwin Gatz (Herausgeber): Kirche und Katholizismus seit 1945. Bd. I: Mittel-, West- und Nordeuropa. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1998. 368 Seiten, 78,- Mark.
Die Spaltung der katholischen Kirche in Parteien durchzieht wie ein roter Faden die Kirchengeschichten Frankreichs, Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, der Niederlande und Belgiens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Um die Jahrhundertwende war die Lage noch relativ übersichtlich: Es gab Modernisten auf der einen und Antimodernisten auf der anderen Seite, einen "liberalen" und einen "integralen" Katholizismus. Wie viele Katholizismen sich seit 1945 herausgebildet haben, wie viele an sich miteinander inkompatible katholische "Mentalitäten" sich unter dem Dach der einen Kirche tummeln, ist kaum noch zu überschauen. Die Polarisierung findet überall statt: zwischen Pfarrei und Hierarchie, zwischen Klerikern und Laien, aber auch innerhalb dieser Gruppen. Das mußte nicht in jedem Fall zu einem grundsätzlichen Systemkonflikt führen, wie die von Erwin Gatz und seinen Mitautoren in nüchternem Stil verfaßten Ländergeschichten zeigen, die dem Buch zugleich den Charakter eines Nachschlagewerkes verleihen.
Aber wer die Fixierung der Verfassung der katholischen Kirche durch die Dogmen des I. Vatikanischen Konzils - päpstlicher Jurisdiktionsprimat und päpstliche Unfehlbarkeit - als Kriterien des "Katholischseins" ernst nimmt, bekommt Zweifel, ob alles, was im landläufigen Sinne katholisch sein will, es im lehramtlichen Sinne auch (noch) ist beziehungsweise wie groß die Spielräume sind, die eine "ecclesia semper reformanda" nach 1870 noch hat.
Das zeigt auch Maximilian Liebmans Darstellung des Kirchenvolksbegehrens in Österreich von 1995. Dessen Initiatoren stehen mit der Forderung nach "Aufbau einer geschwisterlichen Kirche" und "voller Gleichberechtigung für die Frauen" für ein anderes Modell von Kirche als Kardinal Groer oder der Papst, der jüngst mit hoher Verbindlichkeit die Unmöglichkeit der Priesterweihe für Frauen festgestellt hat.
Auch Erwin Gatz muß in seiner Kirchengeschichte der Bundesrepublik wiederholt auf Konflikte des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) mit dem Episkopat eingehen: "Im Grunde wurde die Spannung zwischen bischöflichem Leitungsanspruch und der in demokratischer Praxis gewachsenen Selbstbestimmung des Laienkatholizismus im Statut des ZdK von 1953 mit der Formel vom ,Einvernehmen mit den Bischöfen' nur notdürftig überdeckt." Und am 18. November 1994 kam "die latente Spannung" zwischen dem "kirchenamtlichen Standpunkt" und "abweichenden Auffassungen schlagartig zum Ausdruck", als das ZdK die Bischöfe bat, die "Verbindung von Weltpriestertum und Ehelosigkeit neu zu bedenken und die Weihe verheirateter Männer zu ermöglichen". Die Bischofskonferenz wies dieses Anliegen strikt zurück. 1968 hatte sich der deutsche Episkopat selbst in seiner "Königsteiner Erklärung" differenziert mit der Enzyklika "Humanae vitae" Papst Pauls VI. über die Geburtenregelung auseinandergesetzt und - ähnlich wie die belgischen Bischöfe - nicht nur die sogenannte natürliche Methode als für Katholiken sittlich erlaubt zugelassen.
Der Streit um die "Arbeiterpriester" und die Abqualifizierung der "Volksfrömmigkeit" (Sakramentalien, Segnungen, Prozessionen) als Folklore durch manche Pastoraltheologen, die Marcel Albert für Frankreich nachzeichnet, zeigen das Ringen verschiedener Katholizismen genauso nachdrücklich wie die Parzellierung der katholischen Kirche in der "kleinteiligen Gesellschaft" der Schweiz, die Markus Ries gelungen darstellt. Die faktische Aufgabe des Lateins als Liturgiesprache löste hier ein wesentliches Einheitsband, das zwischen französisch-, deutsch- und italienischsprachigen Katholiken bestand. Nicht umsonst entstand in der frankophonen Schweiz das Lefebvrianische Schisma.
Auf der anderen Seite führte der Priestermangel hier - wie auch in Holland und Deutschland - zur "Erfindung" eines neuen kirchlichen Berufes, des der "Pastoralreferenten", dessen Funktion von Bistum zu Bistum jedoch ganz unterschiedlich gefüllt wurde. Zwar hielt man kirchenamtlich an der Meßfeier als Hochform des liturgischen Vollzuges fest, faktisch wurden aber gerade in der Schweiz mehr und mehr Wortgottesdienste mit Kommunionfeiern gehalten. Der Unterschied dieser Feiern zur Eucharistie wurde dabei nicht selten verdrängt.
In allen west- und mitteleuropäischen Ländern läßt sich eine mehr oder minder rasch fortschreitende Säkularisierung und Entkirchlichung feststellen. Der insbesondere von "fundamentalistischer" Seite wiederholt erhobene Vorwurf, das II. Vatikanische Konzil mit seinen "modernistischen" Reformen sei an allem schuld, hält den harten Fakten der Statistiken dagegen kaum stand. Im Gegenteil: Der Niedergang begann mit dem Wirtschaftswunder - in Deutschland etwa seit 1951 -, wenn er sich auch nur in den relativen und noch nicht in den absoluten (Kirchenbesucher-) Zahlen niederschlug.
Andererseits spielte das Vatikanum II für die internationale Salonfähigkeit der deutschen Kirche und der Bundesrepublik überhaupt eine entscheidende Rolle. Daß es Kardinal Frings am 13. Oktober 1962 zu Konzilsbeginn gelang, in einer Art Putsch durch eine weithin von seinem Peritus Joseph Ratzinger verfaßte Rede die von der Kurie vorbereiteten Listen für die Kommissionsmitglieder platzen zu lassen und eigene Kandidaten durchzubringen, hatte für die Dynamik des Vatikanums II als Konzil, das sich nicht als päpstliche Haussynode verstand, zentrale Bedeutung.
Das hing aber weniger mit der Großartigkeit deutscher Theologie zusammen als vielmehr mit dem Bischöflichen Hilfswerk "Misereor", dem Frings vorstand. Die Hilfsbereitschaft der deutschen Katholiken hatte den Kölner Kardinal in den Kirchen der Dritten Welt bekannt gemacht. Er half bei Brunnenprojekten mit dem Geldkoffer, auf ihn konnte man sich in Theologie und Kirchenpolitik verlassen. Durch die direkten Kontakte der Erzdiözesen Köln und Tokio ohne Rom als Vermittlungsinstanz hatte sich die deutsche Kirche schon vor dem Konzil als eigenständige Teilkirche dargestellt.
Die Polarisierungen innerhalb der katholischen Kirche haben in den letzten Jahrzehnten zweifellos zugenommen, wie gerade die Konflikte um Bischofsernennungen und -absetzungen im Pontifikat Johannes Pauls II. zeigen. Die Fälle Groer, Meisner, Haas oder Gaillot werden im vorliegenden Band als Beispiele für viele genannt. Während von unten eine stärkere Beteiligung der Ortskirche und der Laien an der Auswahl der Bischöfe eingefordert wird - nicht zuletzt gestützt auf die sogenannte Communio-Ekklesiologie des Konzils -, zeigt gerade das neue Kirchenrecht von 1983, das sich selbst als Umsetzung des II. Vatikanums versteht, eine extensive Anwendung des Jurisdiktionsprimats trotz aller pastoralen Rhetorik von der Kirche als pilgerndem Gottesvolk.
Es ist eine nüchterne Bilanz, die Erwin Gatz und seine Mitarbeiter hier ziehen. Wie es sich für saubere historische Arbeit gehört, wird hier nichts beschönigt und nichts harmonisiert. Die Kirchengeschichte hat nun einmal die Aufgabe, harte Fakten und Analysen in den theologischen Diskurs einzubringen und so allzu hochfliegenden systematischen Spekulationen zu wehren. Dies ist mit dem vorliegenden Buch hervorragend gelungen, das erstmals eine Bilanz der zeitgeschichtlichen Katholizismen zieht. Man darf auf die übrigen drei Bände (insbesondere zu Ost- und Südeuropa) gespannt sein.
Für West- und Mitteleuropa zeichnet sich jedenfalls ein deutlicher Abschied vom "katholischen Milieu" mit seinem eindeutigen Wert- und Normsystem, seinem geschlossenen Netzwerk von Suborganisationen und Vereinen sowie einem ritualisierten Alltagsleben ab. Vielleicht erweist sich ja Karl Rahners im Hinblick auf die Ökumene formulierte Sentenz von der "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" als brauchbare Formel für die sachgemäße Zuordnung des einen Katholizismus und der vielen Katholizismen. Aber die Antwort darauf steht auf einem anderen Blatt und nicht in Erwin Gatz' Buch, denn der Historiker ist kein Prophet.
HUBERT WOLF
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Ein Überblick in Einzeldarstellungen für die Länder Mittel-, West- und Nordeuropas
Erwin Gatz (Herausgeber): Kirche und Katholizismus seit 1945. Bd. I: Mittel-, West- und Nordeuropa. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1998. 368 Seiten, 78,- Mark.
Die Spaltung der katholischen Kirche in Parteien durchzieht wie ein roter Faden die Kirchengeschichten Frankreichs, Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, der Niederlande und Belgiens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Um die Jahrhundertwende war die Lage noch relativ übersichtlich: Es gab Modernisten auf der einen und Antimodernisten auf der anderen Seite, einen "liberalen" und einen "integralen" Katholizismus. Wie viele Katholizismen sich seit 1945 herausgebildet haben, wie viele an sich miteinander inkompatible katholische "Mentalitäten" sich unter dem Dach der einen Kirche tummeln, ist kaum noch zu überschauen. Die Polarisierung findet überall statt: zwischen Pfarrei und Hierarchie, zwischen Klerikern und Laien, aber auch innerhalb dieser Gruppen. Das mußte nicht in jedem Fall zu einem grundsätzlichen Systemkonflikt führen, wie die von Erwin Gatz und seinen Mitautoren in nüchternem Stil verfaßten Ländergeschichten zeigen, die dem Buch zugleich den Charakter eines Nachschlagewerkes verleihen.
Aber wer die Fixierung der Verfassung der katholischen Kirche durch die Dogmen des I. Vatikanischen Konzils - päpstlicher Jurisdiktionsprimat und päpstliche Unfehlbarkeit - als Kriterien des "Katholischseins" ernst nimmt, bekommt Zweifel, ob alles, was im landläufigen Sinne katholisch sein will, es im lehramtlichen Sinne auch (noch) ist beziehungsweise wie groß die Spielräume sind, die eine "ecclesia semper reformanda" nach 1870 noch hat.
Das zeigt auch Maximilian Liebmans Darstellung des Kirchenvolksbegehrens in Österreich von 1995. Dessen Initiatoren stehen mit der Forderung nach "Aufbau einer geschwisterlichen Kirche" und "voller Gleichberechtigung für die Frauen" für ein anderes Modell von Kirche als Kardinal Groer oder der Papst, der jüngst mit hoher Verbindlichkeit die Unmöglichkeit der Priesterweihe für Frauen festgestellt hat.
Auch Erwin Gatz muß in seiner Kirchengeschichte der Bundesrepublik wiederholt auf Konflikte des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) mit dem Episkopat eingehen: "Im Grunde wurde die Spannung zwischen bischöflichem Leitungsanspruch und der in demokratischer Praxis gewachsenen Selbstbestimmung des Laienkatholizismus im Statut des ZdK von 1953 mit der Formel vom ,Einvernehmen mit den Bischöfen' nur notdürftig überdeckt." Und am 18. November 1994 kam "die latente Spannung" zwischen dem "kirchenamtlichen Standpunkt" und "abweichenden Auffassungen schlagartig zum Ausdruck", als das ZdK die Bischöfe bat, die "Verbindung von Weltpriestertum und Ehelosigkeit neu zu bedenken und die Weihe verheirateter Männer zu ermöglichen". Die Bischofskonferenz wies dieses Anliegen strikt zurück. 1968 hatte sich der deutsche Episkopat selbst in seiner "Königsteiner Erklärung" differenziert mit der Enzyklika "Humanae vitae" Papst Pauls VI. über die Geburtenregelung auseinandergesetzt und - ähnlich wie die belgischen Bischöfe - nicht nur die sogenannte natürliche Methode als für Katholiken sittlich erlaubt zugelassen.
Der Streit um die "Arbeiterpriester" und die Abqualifizierung der "Volksfrömmigkeit" (Sakramentalien, Segnungen, Prozessionen) als Folklore durch manche Pastoraltheologen, die Marcel Albert für Frankreich nachzeichnet, zeigen das Ringen verschiedener Katholizismen genauso nachdrücklich wie die Parzellierung der katholischen Kirche in der "kleinteiligen Gesellschaft" der Schweiz, die Markus Ries gelungen darstellt. Die faktische Aufgabe des Lateins als Liturgiesprache löste hier ein wesentliches Einheitsband, das zwischen französisch-, deutsch- und italienischsprachigen Katholiken bestand. Nicht umsonst entstand in der frankophonen Schweiz das Lefebvrianische Schisma.
Auf der anderen Seite führte der Priestermangel hier - wie auch in Holland und Deutschland - zur "Erfindung" eines neuen kirchlichen Berufes, des der "Pastoralreferenten", dessen Funktion von Bistum zu Bistum jedoch ganz unterschiedlich gefüllt wurde. Zwar hielt man kirchenamtlich an der Meßfeier als Hochform des liturgischen Vollzuges fest, faktisch wurden aber gerade in der Schweiz mehr und mehr Wortgottesdienste mit Kommunionfeiern gehalten. Der Unterschied dieser Feiern zur Eucharistie wurde dabei nicht selten verdrängt.
In allen west- und mitteleuropäischen Ländern läßt sich eine mehr oder minder rasch fortschreitende Säkularisierung und Entkirchlichung feststellen. Der insbesondere von "fundamentalistischer" Seite wiederholt erhobene Vorwurf, das II. Vatikanische Konzil mit seinen "modernistischen" Reformen sei an allem schuld, hält den harten Fakten der Statistiken dagegen kaum stand. Im Gegenteil: Der Niedergang begann mit dem Wirtschaftswunder - in Deutschland etwa seit 1951 -, wenn er sich auch nur in den relativen und noch nicht in den absoluten (Kirchenbesucher-) Zahlen niederschlug.
Andererseits spielte das Vatikanum II für die internationale Salonfähigkeit der deutschen Kirche und der Bundesrepublik überhaupt eine entscheidende Rolle. Daß es Kardinal Frings am 13. Oktober 1962 zu Konzilsbeginn gelang, in einer Art Putsch durch eine weithin von seinem Peritus Joseph Ratzinger verfaßte Rede die von der Kurie vorbereiteten Listen für die Kommissionsmitglieder platzen zu lassen und eigene Kandidaten durchzubringen, hatte für die Dynamik des Vatikanums II als Konzil, das sich nicht als päpstliche Haussynode verstand, zentrale Bedeutung.
Das hing aber weniger mit der Großartigkeit deutscher Theologie zusammen als vielmehr mit dem Bischöflichen Hilfswerk "Misereor", dem Frings vorstand. Die Hilfsbereitschaft der deutschen Katholiken hatte den Kölner Kardinal in den Kirchen der Dritten Welt bekannt gemacht. Er half bei Brunnenprojekten mit dem Geldkoffer, auf ihn konnte man sich in Theologie und Kirchenpolitik verlassen. Durch die direkten Kontakte der Erzdiözesen Köln und Tokio ohne Rom als Vermittlungsinstanz hatte sich die deutsche Kirche schon vor dem Konzil als eigenständige Teilkirche dargestellt.
Die Polarisierungen innerhalb der katholischen Kirche haben in den letzten Jahrzehnten zweifellos zugenommen, wie gerade die Konflikte um Bischofsernennungen und -absetzungen im Pontifikat Johannes Pauls II. zeigen. Die Fälle Groer, Meisner, Haas oder Gaillot werden im vorliegenden Band als Beispiele für viele genannt. Während von unten eine stärkere Beteiligung der Ortskirche und der Laien an der Auswahl der Bischöfe eingefordert wird - nicht zuletzt gestützt auf die sogenannte Communio-Ekklesiologie des Konzils -, zeigt gerade das neue Kirchenrecht von 1983, das sich selbst als Umsetzung des II. Vatikanums versteht, eine extensive Anwendung des Jurisdiktionsprimats trotz aller pastoralen Rhetorik von der Kirche als pilgerndem Gottesvolk.
Es ist eine nüchterne Bilanz, die Erwin Gatz und seine Mitarbeiter hier ziehen. Wie es sich für saubere historische Arbeit gehört, wird hier nichts beschönigt und nichts harmonisiert. Die Kirchengeschichte hat nun einmal die Aufgabe, harte Fakten und Analysen in den theologischen Diskurs einzubringen und so allzu hochfliegenden systematischen Spekulationen zu wehren. Dies ist mit dem vorliegenden Buch hervorragend gelungen, das erstmals eine Bilanz der zeitgeschichtlichen Katholizismen zieht. Man darf auf die übrigen drei Bände (insbesondere zu Ost- und Südeuropa) gespannt sein.
Für West- und Mitteleuropa zeichnet sich jedenfalls ein deutlicher Abschied vom "katholischen Milieu" mit seinem eindeutigen Wert- und Normsystem, seinem geschlossenen Netzwerk von Suborganisationen und Vereinen sowie einem ritualisierten Alltagsleben ab. Vielleicht erweist sich ja Karl Rahners im Hinblick auf die Ökumene formulierte Sentenz von der "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" als brauchbare Formel für die sachgemäße Zuordnung des einen Katholizismus und der vielen Katholizismen. Aber die Antwort darauf steht auf einem anderen Blatt und nicht in Erwin Gatz' Buch, denn der Historiker ist kein Prophet.
HUBERT WOLF
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