»Die italienische Lyrik verdankt Wilcock Gedichte, die philosophische Alltagsweisheiten geistreich verspotten oder sich ernsthaft mit der Metaphysik des Todes auseinandersetzen. Unter dem deutschen Titel 'Italienisches Liederbuch' wagte Wilcock sich sogar an ein Buch mit Liebesliedern, das die traditionelle Form des 'Canzoniere d'amore' mit überraschendmodernen Inhalten füllt« (Annette Kopetzki). Es handelt sich bei den Texten um einen echten »canzoniere amoroso«. Es gibt zwar keinen Hinweis auf das Geschlecht der geliebten Person, aber das Motto des Zyklus, eine Zeile aus einem Gedicht von Michelangelo Buonarotti, gibt zu verstehen, daß der Zyklus einem Knaben gewidmet ist. Was die Texte aber so besonders anziehend macht, sind die Unbekümmertheit, die kalkulierte, mutwillig unernste Übertreibung, der fast pubertäre Übermut des poetischen Diskurses - Haltungen, die, als solche im Augenblick des Aussprechens schon ironisiert, sich flugs relativierend, augenzwinkernd zurücknehmen.