Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Vergleichende Literaturwissenschaft, einseitig bedruckt, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Allgemeine Literaturtheorie, Exotisches Übersetzen, Sprache: Deutsch, Abstract: Ivo Andric gehört zu den meist gelesenen und meist übersetzten jugoslawischen Autoren. Seine Werke wurden in mehr als vierzig Sprachen übertragen und seine Rede bei der Verleihung des Nobelpreises im Jahr 1961, Über die Erzählung und das Erzählen , wird immer wieder mit der berühmten Nobelpreisrede von William Faulkner verglichen. In den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens wird Andric als Magier der Worte gepriesen und die Auseinandersetzung darüber, ob er eher als ein Kroatischer, Bosnischer oder Serbischer Künstler zu verstehen sei, hört bis heute nicht auf.Andric ist in seinem Schaffen mehrere sprachliche Perioden durchlaufen. Seine ersten Werke schrieb er auf Bosnisch, um sich später dem Erzählen auf Serbisch zu widmen. Die bosnischen Werke charakterisiert vor allem das Verwenden von Turzismen und von Ijekavica . Ijekavica ist eine von den zwei Hauptvarianten des Serbokroatischen, welche ein vermehrtes Einsetzen von Vokalen und der daraus entstehende Eindruck einer melodischeren und in der Aussprache in Bezug auf Ekavica weicheren Sprachform kennzeichnet, doch sind das eher äußere und keine grundsätzlich poetologische Unterschiedsmerkmale. Dieses Modifizieren der sprachlichen Form war einerseits dadurch bedingt, dass Andric zunächst in Bosnien lebte, danach in Kroatien und ab Mitte seines Lebens in Belgrad, wobei es zu erwähnen bleibt, dass er als jugoslawischer diplomatischer Vertreter bis zum Zweiten Weltkrieg auch viel Zeit im Ausland verbracht hat. Andererseits hing mit der Entscheidung für eine bestimmte Version des Serbokroatischen gleichzeitig eine klare künstlerische Absicht zusammen. Es galt, Gegenstände und Themen der Erzählungen an Orte zu binden, wo die Geschichten stattgefunden sind und dadurch sowohl dem Anspruch der Realität entgegen zu kommen, als auch das außerordentliche Reichtum der Semantik auszunutzen, das ein jedes Sprachgebiet in den jugoslawischen Republiken anbot. In diesem Sinne liegt die Vermutung nahe, dass Andric seine Sprache als ein lebendiges Erzählmittel verstanden hat, das auf der Ebene der Prosa eine künstlerische Funktion inne hatte.
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