Der Beginn und das Ende des Buches waren sehr berührend, dazwischen fehlte jegliche Gefühlsregung. Es entstanden große Längen durch tiefgehende Beschreibung oberflächlicher Liebesgeschichten, die auch kaum variierten. Der Schreibstil der Autorin ist schön und eingängig, die selbstreflektierenden
Gedankengänge der Protagonistin Ivy treffend und meistens psychologisch realistisch, der Aufbau und die…mehrDer Beginn und das Ende des Buches waren sehr berührend, dazwischen fehlte jegliche Gefühlsregung. Es entstanden große Längen durch tiefgehende Beschreibung oberflächlicher Liebesgeschichten, die auch kaum variierten. Der Schreibstil der Autorin ist schön und eingängig, die selbstreflektierenden Gedankengänge der Protagonistin Ivy treffend und meistens psychologisch realistisch, der Aufbau und die Idee, das Thema zu präsentieren, interessant; die Übersetzung in einem sehr guten Deutsch und man findet in diesem Buch keinen Schreib- oder Druckfehler, was heutzutage leider schon Seltenheitswert hat. Dennoch kann ich diesem Buch keine bessere Bewertung geben.
Zum einen stimmt die Kurzbeschreibung auf dem Cover überhaupt nicht mit dem Buchinhalt überein. Man erwartet eine Geschichte mit einem roten Faden durch das ganze Buch. Tatsächlich sind es verschiedene Geschichten, in denen die Protas lediglich die gleichen Namen tragen. Wenn derjenige, der die Kurzbeschreibung auf dem Cover verfasst hat, das Buch auch gelesen hätte, müsste man nicht so sehr mit der dadurch falsch eingestimmten Einstellung zum Buch kämpfen. Man geht mit einer völlig falschen Vorstellung ans Lesen.
Zum anderen ist es auch kein Roman, sondern eine Sammlung von unzusammenhängenden Kurzgeschichten, die für mich lediglich von Interesse gewesen wären, wenn in jeder Sequenz die gleichen Charaktere die Liebe tatsächlich immer anders erlebt hätten, z. B. auch mit häuslicher Gewalt, also mit der Thematisierung von Tabuthemen, oder eben einer wahren Liebe, die sich mehr um den anderen bemüht, kämpft, sich aneinander die Ecken und Kanten abstößt und nicht lapidar über das Verlorengehen der Liebe in der Beziehung hinweggeht, was dann eben beim Leser auch keinerlei Gefühlsregung mehr auslöst. Es ist eine Aneinanderreihung von teilweise oberflächlichen Geschichten, die für mich jeglichen Unterhaltungswert verloren hatten. Der Protagonist Abe ist mir unsympathisch, da Liebe für ihn nur aus Körperlichkeit besteht. Die zu Beginn aufgebaute Spannung ist nach zwei Kapiteln weg und die jetzt übrig gebliebenen Situationsbeschreibungen sind zwar schön ausgearbeitet, langweilen mich aber. Wenn es denn ein zusammenhängender Roman gewesen wäre, der tatsächlich vom Ende an eine Lebensgeschichte von Ivy und Abe über die verschiedenen Zeitstationen zurück bis zu ihrer Kindheit erzählt hätte, wäre es sicherlich ein wunderbares Buch geworden. So wurden zwei Möglichkeiten zu einem guten Buch in einem zusammengewürfelt und erzähltechnisch nicht logisch verständlich und unterhaltend umgesetzt.
Weiterhin stört mich die Zeitangabe ihres Alleinseins im Zusammenhang mit ihrer Lust auf Sex. Sie ist nämlich – laut Plot - schon derart lange ohne Beziehung, dass sie die Erinnerung an Sex und die Lust darauf nicht mehr verspürt - nämlich volle 2 Jahre! - Also 2 Jahre sind meines Erachtens noch nichts, reichen auch nicht zum Verarbeiten einer vergangenen Beziehung, und es passt mir nicht, dass allgemein in den Medien (auch im TV) der Maßstab gesetzt wird, dass 2 Jahre ohne Beziehung unglaublich lange wären! Die meisten Single-Frauen, die ich kenne – mich eingeschlossen - sind übrigens auch schon mindestens 5 Jahre ohne Beziehung. Das sollte mal in unserer Gesellschaft als - leider - Normalzustand akzeptiert werden, denn meistens wollen die Männer sich gar nicht mehr auf eine Beziehung einlassen, haben Angst ihre Verletzlichkeit zu zeigen. Gerade als älter werdende Frau, so wie Ivy in diesem Buchabschnitt, hat man da kaum Möglichkeiten, außer der Mann sucht sich eine Hausfrau für alles oder nur ein Betthaserl und legt keinen Wert auf echte Gefühle. Sorry, das liegt mir jetzt gerade mal auf der Seele! Aber vielleicht zeigen die Protas in diesem Buch auch deshalb so wenig Gefühl und Verletzlichkeit, wenn es um die Liebe geht…