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Der «Iwein» Hartmanns von Aue schildert den Konflikt zwischen persönlichem Wohlergehen und Waffenruhm, Minne und gesellschaftlicher Pflicht im Kodex des Hochmittelalters. Die vorliegende Ausgabe vereinigt den mittelhochdeutschen Text mit der Prosaübersetzung Max Wehrlis und ist geschmückt mit Farbtafeln der Iwein-Fresken von Burg Rodenegg aus dem frühen 13. Jahrhundert.
Der Themenkreis um den sagenhaften König Artus gehört zu den zentralen Stoffen des Hochmittelalters. Chrétien schuf in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein Grundkorpus für die lange und vielfältige Tradition des
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Produktbeschreibung
Der «Iwein» Hartmanns von Aue schildert den Konflikt zwischen persönlichem Wohlergehen und Waffenruhm, Minne und gesellschaftlicher Pflicht im Kodex des Hochmittelalters. Die vorliegende Ausgabe vereinigt den mittelhochdeutschen Text mit der Prosaübersetzung Max Wehrlis und ist geschmückt mit Farbtafeln der Iwein-Fresken von Burg Rodenegg aus dem frühen 13. Jahrhundert.

Der Themenkreis um den sagenhaften König Artus gehört zu den zentralen Stoffen des Hochmittelalters. Chrétien schuf in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein Grundkorpus für die lange und vielfältige Tradition des abendländischen Ritterromans. Hartmann von Aue begründete den deutschen Artusroman. Wohl bald nach 1180 bearbeitete er den «Erec» des Chrétien von Troyes verhältnismäßig frei und, vielleicht erst gegen 1205, in engerem Anschluss an Chrétien den «Iwein».

Dem Erzählmodell des «doppelten Cursus» entsprechend, folgt einer ersten Abenteuerrunde, die Iwein zur Ehe mit Laudine und zur Königsherrschaft führt, die Krise, der Sturz ins Namenlose, Ziellose: Der rasch und märchenhaft erreichte Glückszustand wird problematisiert, ein Gang nach innen muss angetreten werden. Die Heilung, das Erwachen, die Auferstehung Iweins schildert Hartmann unter österlichen Vorzeichen und mit einem erstaunlichen Vokabular der Selbsterfahrung. Eine zweite, lange und komplizierte Abenteuerfahrt führt Iwein zu sich selbst und zur Versöhnung mit Laudine.

Hartmann, von seinen Zeitgenossen Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg gleichermaßen gerühmt, verkörpert höchste höfische Dezenz im Bestimmen der sittlichen Werte wie im geselligen Ton seiner Rede.

Autorenporträt
Hartmann von Aue (um 1165 - um 1215) war allemannischer Herkunft und klösterlich gebildet. Er war Hofdiener eines schwäbischen Freiherrngeschlechts von Ouwe, erhielt die Ritterwürde und nahm wahrscheinlich am Kreuzzug von 1189-1191 teil. Hartmann ist der früheste der drei großen mittelhochdeutschen Epiker - neben Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg - und berühmt für seine klare, schwerelose Sprache.

Der Zürcher Germanist Max Wehrli (1909-1998) gehört in seinem Fachgebiet, der älteren deutschen Literaturwissenschaft, zu den prägenden Gestalten des 20. Jahrhunderts. Er hat durch sein wissenschaftliches Werk das Fach der Germanistik international entscheidend und nachhaltig geprägt und durch seine eleganten, ansprechenden und immer konzis kommentierten Ausgaben barocker und mittelhochdeutscher Texte die ältere deutsche Literatur einem breiten Publikum nahe gebracht. Wehrlis wissenschaftliches und literaturvermittelndes Werk ist heute noch von unverminderter Bedeutung für Forschung und Lehre.
Rezensionen
Ein Text gegen alle Zeit

Mit seiner Übersetzung des "Iwein" hat Hartmann von Aue den Deutschen einst einen unerschöpflichen Stoff geschenkt. Eine neue Ausgabe des Textes verpasst die Chance, dies zu zeigen.

Hartmanns von Aues "Iwein", der Roman vom Ritter mit dem Löwen, ist an der Wende vom zwölften zum dreizehnten Jahrhundert entstanden. Wie die anderen deutschen Romane der Zeit ist er kein Originalwerk, sondern die Bearbeitung einer französischen Vorlage. Sie stammt von Chrétien de Troyes, dem genialen Erfinder des Artusromans. Hartmann hatte, wohl um 1180, bereits den Prototyp des Genres, Chrétiens "Erec et Enide", ins Deutsche gebracht. Das war vielleicht sein Erstlingswerk, durchaus ein Wurf, aber behaftet mit allen Mühen des Anfangs. Im "Iwein" sind sie überwunden.

Sprache und Versbehandlung sind von einer lässig perfekten Eleganz, wie sie im Deutschen bis dahin nicht vorstellbar war. Die Darstellung hält sich eng an die Vorlage und setzt doch, so diskret wie entschieden, eigene Akzente, die der Erzählung ein anderes Gesicht geben. Hartmann begegnet dem französischen Meister nun auf Augenhöhe. Sein "Iwein" gilt zu Recht als der klassische Vertreter der Gattung in der deutschen Literatur, die mit ihm das Niveau erreicht hat, auf dem dann Werke von weltliterarischem Rang möglich geworden sind: Wolframs "Parzival" und Gottfrieds "Tristan".

Die Handlung folgt dem üblichen Schema des Artusromans: Ein Ritter erwirbt durch ein tapfer bestandenes Abenteuer sein Lebensglück, verspielt es und holt es sich in weiteren Abenteuern mühsam zurück, um es endgültig zu besitzen. Iwein tötet den Herrn eines Zauberbrunnens, mit dem ein gefährliches Abenteuer verbunden ist; heiratet die Witwe des Getöteten, Laudine, und wird Herr ihres Landes; vernachlässigt, ja, vergisst Frau und Herrschaft auf ausgedehnten Rittertouren mit seinem Freund Gawein; wird von Laudine verstoßen und fällt darüber in Wahnsinn; kommt mit Hilfe mitleidiger Frauen wieder auf die Beine und bewährt sich in einer Serie von Abenteuern als Helfer von Verfolgten und Bedrängten, wobei ihm ein dankbarer Löwe zur Seite steht, dem er das Leben gerettet hat; am Ende gelingt es Laudines durchtriebener Zofe Lunete, das Paar zu versöhnen. Der Fabel dürfte eine keltische Erzählung zugrunde liegen, in der es um die prekäre Liebe eines Sterblichen zu einer Fee ging. Chrétien hat daraus eine komplexe Geschichte entwickelt, die in spielerischer Verkleidung die großen Fragen von Liebe, Gewalt und Herrschaft verhandelt, die das Publikum an den Adelshöfen in Frankreich und England bewegt haben. Hartmann erzählt sie mit souveräner Distanz nach, mit sicherem Gespür auch für ihre reißerischen Qualitäten, für Exotik und Erotik, und immer wieder mit einem Augenzwinkern, für das die Fachgelehrsamkeit leider wenig Sinn hat. Wenn er nur richtig präsentiert wird, kann der Roman auch einem modernen Publikum ein Lesevergnügen bieten, wie es nicht leicht zu finden ist.

Wer sich darauf einlassen will, hat die Qual der Wahl. Es gibt mehrere Ausgaben, zu denen jetzt noch eine in der anspruchsvoll ausgestatteten "Reclam Bibliothek" kommt, die elegant gebundenen, schön gedruckten Bände dieser Reihe versammeln große Literatur quer durch die Zeiten von Homer bis D. H. Lawrence. Es ist ein illustrer Kreis, in dem Hartmann mit seinem "Iwein" eine gute Figur macht. Die Edition des mittelhochdeutschen Textes und die Übersetzung stammen von Rüdiger Krohn, den Kommentar hat Mireille Schnyder beigesteuert. Wer die Ausgabe erwirbt, erhält den mittelhochdeutschen Text in der Fassung der Gießener Handschrift B aus dem zweiten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts, eine lesbare, aber nicht immer korrekte Übersetzung und einen klugen, wohltuend knapp gehaltenen Kommentar. Bedauerlicherweise hat der Herausgeber den Text der zugrundegelegten Handschrift nicht in dem Maße philologisch aufbereitet, wie es nötig gewesen wäre, um falschen Vorstellungen von der Klanggestalt der Dichtung entgegenzuwirken. Von wenigen (nicht durchweg sachgemäßen) Regulierungen abgesehen, behält er die handschriftlichen Formen bei, die den Gewohnheiten und Marotten des Schreibers geschuldet sind. Das Ergebnis ist eine Art Rohtext, der an die vorwissenschaftlichen Ausgaben des achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhunderts erinnert. Der Sache des Dichters, für die die Ausgabe doch werben sollte, ist damit nicht gedient.

JOACHIM HEINZLE

Hartmann von Aue: "Iwein".

Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Übersetzt und hrsg. von Rüdiger Krohn. Reclam Verlag, Ditzingen 2011. 656 S., geb., 32,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2012

Ein Text gegen alle Zeit

Mit seiner Übersetzung des "Iwein" hat Hartmann von Aue den Deutschen einst einen unerschöpflichen Stoff geschenkt. Eine neue Ausgabe des Textes verpasst die Chance, dies zu zeigen.

Hartmanns von Aues "Iwein", der Roman vom Ritter mit dem Löwen, ist an der Wende vom zwölften zum dreizehnten Jahrhundert entstanden. Wie die anderen deutschen Romane der Zeit ist er kein Originalwerk, sondern die Bearbeitung einer französischen Vorlage. Sie stammt von Chrétien de Troyes, dem genialen Erfinder des Artusromans. Hartmann hatte, wohl um 1180, bereits den Prototyp des Genres, Chrétiens "Erec et Enide", ins Deutsche gebracht. Das war vielleicht sein Erstlingswerk, durchaus ein Wurf, aber behaftet mit allen Mühen des Anfangs. Im "Iwein" sind sie überwunden.

Sprache und Versbehandlung sind von einer lässig perfekten Eleganz, wie sie im Deutschen bis dahin nicht vorstellbar war. Die Darstellung hält sich eng an die Vorlage und setzt doch, so diskret wie entschieden, eigene Akzente, die der Erzählung ein anderes Gesicht geben. Hartmann begegnet dem französischen Meister nun auf Augenhöhe. Sein "Iwein" gilt zu Recht als der klassische Vertreter der Gattung in der deutschen Literatur, die mit ihm das Niveau erreicht hat, auf dem dann Werke von weltliterarischem Rang möglich geworden sind: Wolframs "Parzival" und Gottfrieds "Tristan".

Die Handlung folgt dem üblichen Schema des Artusromans: Ein Ritter erwirbt durch ein tapfer bestandenes Abenteuer sein Lebensglück, verspielt es und holt es sich in weiteren Abenteuern mühsam zurück, um es endgültig zu besitzen. Iwein tötet den Herrn eines Zauberbrunnens, mit dem ein gefährliches Abenteuer verbunden ist; heiratet die Witwe des Getöteten, Laudine, und wird Herr ihres Landes; vernachlässigt, ja, vergisst Frau und Herrschaft auf ausgedehnten Rittertouren mit seinem Freund Gawein; wird von Laudine verstoßen und fällt darüber in Wahnsinn; kommt mit Hilfe mitleidiger Frauen wieder auf die Beine und bewährt sich in einer Serie von Abenteuern als Helfer von Verfolgten und Bedrängten, wobei ihm ein dankbarer Löwe zur Seite steht, dem er das Leben gerettet hat; am Ende gelingt es Laudines durchtriebener Zofe Lunete, das Paar zu versöhnen. Der Fabel dürfte eine keltische Erzählung zugrunde liegen, in der es um die prekäre Liebe eines Sterblichen zu einer Fee ging. Chrétien hat daraus eine komplexe Geschichte entwickelt, die in spielerischer Verkleidung die großen Fragen von Liebe, Gewalt und Herrschaft verhandelt, die das Publikum an den Adelshöfen in Frankreich und England bewegt haben. Hartmann erzählt sie mit souveräner Distanz nach, mit sicherem Gespür auch für ihre reißerischen Qualitäten, für Exotik und Erotik, und immer wieder mit einem Augenzwinkern, für das die Fachgelehrsamkeit leider wenig Sinn hat. Wenn er nur richtig präsentiert wird, kann der Roman auch einem modernen Publikum ein Lesevergnügen bieten, wie es nicht leicht zu finden ist.

Wer sich darauf einlassen will, hat die Qual der Wahl. Es gibt mehrere Ausgaben, zu denen jetzt noch eine in der anspruchsvoll ausgestatteten "Reclam Bibliothek" kommt, die elegant gebundenen, schön gedruckten Bände dieser Reihe versammeln große Literatur quer durch die Zeiten von Homer bis D. H. Lawrence. Es ist ein illustrer Kreis, in dem Hartmann mit seinem "Iwein" eine gute Figur macht. Die Edition des mittelhochdeutschen Textes und die Übersetzung stammen von Rüdiger Krohn, den Kommentar hat Mireille Schnyder beigesteuert. Wer die Ausgabe erwirbt, erhält den mittelhochdeutschen Text in der Fassung der Gießener Handschrift B aus dem zweiten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts, eine lesbare, aber nicht immer korrekte Übersetzung und einen klugen, wohltuend knapp gehaltenen Kommentar. Bedauerlicherweise hat der Herausgeber den Text der zugrundegelegten Handschrift nicht in dem Maße philologisch aufbereitet, wie es nötig gewesen wäre, um falschen Vorstellungen von der Klanggestalt der Dichtung entgegenzuwirken. Von wenigen (nicht durchweg sachgemäßen) Regulierungen abgesehen, behält er die handschriftlichen Formen bei, die den Gewohnheiten und Marotten des Schreibers geschuldet sind. Das Ergebnis ist eine Art Rohtext, der an die vorwissenschaftlichen Ausgaben des achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhunderts erinnert. Der Sache des Dichters, für die die Ausgabe doch werben sollte, ist damit nicht gedient.

JOACHIM HEINZLE

Hartmann von Aue: "Iwein".

Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Übersetzt und hrsg. von Rüdiger Krohn. Reclam Verlag, Ditzingen 2011. 656 S., geb., 32,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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