Un-su Kim
Broschiertes Buch
JAB
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Ein Mann betrachtet einen alten Boxsack, der in seinem Garten an einem Zweig des Kakibaums hängt. Dieses Überbleibsel aus seiner Jugend ist der Ausgangspunkt für die Geschichte seines Lebens, von der High School bis ins Erwachsenenalter. Als Teenager wurde er von seinem Ethiklehrer zu Unrecht bestraft, weil er die herumwirbelnden Blätter vor dem Klassenzimmerfenster beobachtet hatte. Im Boxen findet der wütende junge Mann ein Ventil und einen Weg, sich der Welt zu stellen. Jab, das ist eine abrupt geschlagene Gerade - hier ist es die Titelgeschichte von Un-su Kims erster Kurzgeschichtensa...
Ein Mann betrachtet einen alten Boxsack, der in seinem Garten an einem Zweig des Kakibaums hängt. Dieses Überbleibsel aus seiner Jugend ist der Ausgangspunkt für die Geschichte seines Lebens, von der High School bis ins Erwachsenenalter. Als Teenager wurde er von seinem Ethiklehrer zu Unrecht bestraft, weil er die herumwirbelnden Blätter vor dem Klassenzimmerfenster beobachtet hatte. Im Boxen findet der wütende junge Mann ein Ventil und einen Weg, sich der Welt zu stellen. Jab, das ist eine abrupt geschlagene Gerade - hier ist es die Titelgeschichte von Un-su Kims erster Kurzgeschichtensammlung. Darin begegnet man faszinierenden Menschen, die auf ihre Art Helden sind, ob nur für einen Tan oder ihr ganzes Leben lang. Un-su Kims Geschichten zeigen die Auswirkungen der Zeit auf Menschen und auf Dinge. Frei von direkter Gesellschaftskritik und unterschwelligen Botschaften schildern sie, wie die Protagonisten ihr Schicksal meistern - oder daran scheitern.
Un-su Kim, geboren 1972 in Busan, Korea, begann seine Karriere als Schriftsteller im Jahr 2002. Er hat in seiner Heimat mehrere Literaturpreise gewonnen, darunter den Yi Sang Literature Award und den renommierten Mumhakdongne Preis. Mit seinem ersten Thriller "Die Plotter" ist ihm auf Anhieb ein Bestseller gelungen, der weltweit für Furore sorgte und in über 20 Ländern veröffentlicht wurde. Un-Su Kim besticht durch seinen einzigartigen Stil und seine bemerkenswerte Beobachtungsgabe. Die internationale Krimiszene feiert ihn seit Jahren als »koreanischen Henning Mankell«.
Produktdetails
- Verlag: Europa Verlag München
- Artikelnr. des Verlages: 26000246
- Seitenzahl: 206
- Erscheinungstermin: März 2022
- Deutsch
- Abmessung: 20mm x 130mm x 200mm
- Gewicht: 238g
- ISBN-13: 9783958902466
- ISBN-10: 3958902464
- Artikelnr.: 62862626
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Der Autor Un-su Kim ist in seiner Heimat Südkorea bereits ein gefeierter Autor und lässt seit seinem erster Thriller die Herzen auch in Deutschland schneller schlagen.
Mit „JAB“ legt er jetzt eine Kurzgeschichtensammlung nach, mit welcher er seine Wandelbarkeit und …
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Der Autor Un-su Kim ist in seiner Heimat Südkorea bereits ein gefeierter Autor und lässt seit seinem erster Thriller die Herzen auch in Deutschland schneller schlagen.
Mit „JAB“ legt er jetzt eine Kurzgeschichtensammlung nach, mit welcher er seine Wandelbarkeit und Beobachtungsgabe für das Leben von sehr unterschiedlicher Menschen zeigt.
Damit beweist er, dass nicht nur gerade sehr angesagte Serien, viele Filme, Technik oder der berühmt berüchtigte Gangnam Style aus seiner Heimat beliebt sind, sondern auch der literarische Markt so einiges zu bieten hat.
Mit seinem Geschichtenband gibt er uns einen sehr interessanten Einblick, jenseits von Glamour oder glitzernden Schein.
Das verrät schon sein Titel „JAB“. Ein Jab ist beim Boxen eine abrupt geschlagene Gerade mit der Führhand, genau so hart sollen sich seine Geschichten auch anfühlen - rau, voller Wucht, ohne dabei die kleinen zwischen Töne zu vernachlässigen. Dabei sollte man diese Erzählungen nicht nur schnell durchlesen, da man sonst diese Ebene verpassen würde. Sondern bestenfalls in einen Austausch mit anderen über die einzelnen Storylines gehen. Das macht hier wirklich Sinn, denn so konnte ich für mich ganz andere Blickwinkel bzw. Interpretationsmöglichkeiten entdecken.
Die acht kurzen Geschichten mit ihren handelnden Figuren sind sehr unterschiedlich, mal kommen sie einen wie ein Film Noir vor, mal wie eine absurde Komödie in der die Gewinner nicht so ganz klar sind. Dann wieder so rätselhaft, unheimlich und bedrohlich, dass man unweigerlich an Kafka denken muss.
Es geht oft um Einsamkeit in verschiedenen Versionen, Selbstsabotage, um dysfunktionale Familien und Alkoholmissbrauch. Über alledem ist da immer wieder diese Härte, eine rohe, manchmal auch versteckte Gewalt, gegen sich selbst, gegen andere, aber immer mit einer starken Zerstörungskraft.
Was mir bei dieser Ansammlung sehr gut gefallen hat, war, dass der Autor niemals ins Moralisieren oder Belehrende abdriftet. Alle seine Figuren gehen ihren persönlichen steinigen Weg. Als Lesende müssen wir selber entscheiden, ob oder viel mehr was wir aus diesen Geschichten für uns mitnehmen wollen. Der Schreibstil ist präzise, einfach und an einigen Stellen auch hart, was für mich gut dazu gepasst hat.
Definitiv muss man nicht mit jeder Geschichte mitgehen um einen spannenden und abwechslungsreichen Lesetrip zu erhalten.
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Un-Su Kims Sammlung von Kurzgeschichten „JAB“ hat es in sich – Momentaufnahmen des Lebens, Ausschnitte, ein Kaleidoskop voller Möglichkeiten.
Im Mittelpunkt stehen häufig Verlierer, Ganoven, Verzagte und Regelbrecher, die sich immer wieder um sich selbst drehen, ihre …
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Un-Su Kims Sammlung von Kurzgeschichten „JAB“ hat es in sich – Momentaufnahmen des Lebens, Ausschnitte, ein Kaleidoskop voller Möglichkeiten.
Im Mittelpunkt stehen häufig Verlierer, Ganoven, Verzagte und Regelbrecher, die sich immer wieder um sich selbst drehen, ihre Wünsche vor Augen haben, aber dann ihren Weg nicht gerade gehen können. Scheitern als zentrales Motiv, die Sehnsucht nach einem kleinen bisschen Glück, der Versuch, der eingeschränkten Welt zu entkommen und einen Neubeginn zu wagen.
Lakonisch erzählt Kim von den sozialen Verhältnissen, dem Wunsch nach Nähe, der Suche nach einer Geliebten, dem sexuellen Bedürfnis und der unüberwindbaren Kluft, die zwischen den Charakteren besteht. Viele der Figuren erwecken Verständnis, einige mein Mitgefühl und andere nur Abscheu: So ist der Mensch! Im Brechtschen Sinne lassen die Verhältnisse den Menschen zu dem werden, was er ist. Wer kann sich unter diesen schwierigen Verhältnissen genug Moral oder Anstand leisten, um großzügig oder großherzig zu handeln?
Die Geschichten sind reizvoll, oft mit überraschendem Plot, einige eher handlungsarm, dafür aber psychologisch interessant, sympathische Verlierer, attraktive, unerreichbare Frauen, verlotterte Tunichtgut und ambivalente Antihelden – eine wunderbare Mischung aus skurrilen Figuren und tragikomischen Situationen, die bestens unterhält, einen zum Nachdenken anregt und gelungen in die koreanische Literatur einführt.
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Da ist der Barkeeper, der sich bei den härtesten Gangstern des Viertels anbiedert und zuhause seine Freundin verprügelt. Da ist der Mann, der das Geld für die teure Behandlung seines todkranken Vaters einfach verjubelt. Da ist das Mädchen, das mit nahezu jedem Mann Sex hat, bevor …
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Da ist der Barkeeper, der sich bei den härtesten Gangstern des Viertels anbiedert und zuhause seine Freundin verprügelt. Da ist der Mann, der das Geld für die teure Behandlung seines todkranken Vaters einfach verjubelt. Da ist das Mädchen, das mit nahezu jedem Mann Sex hat, bevor es sich von der Brücke stürzt. Und da ist der Alkoholiker, der für eine neue Wohnung seine Grundsätze über den Haufen wirft und wieder anfängt zu trinken. Sie alle sind gescheiterte oder tragische Antiheld:innen voller Schmerz und Melancholie. Und sie sind die Hauptfiguren in Un-Su Kims Kurzgeschichtenband "JAB", der kürzlich im Europa Verlag erschienen ist.
Während das koreanische Original bereits 2013 veröffentlicht wurde, liegt es nun in der Übersetzung von Kyong-Hae Flügel erstmals auf Deutsch vor. Es ist eine gute Entscheidung des Verlags, der zuletzt schon mit weiteren koreanischen Titeln wie Hwang Sok-Yongs "Vertraute Welt" punkten konnte. Denn Un-Su Kims abwechslungsreiche Mischung ist gleichermaßen unterhaltsam wie schmerzhaft, düster wie skurril und komisch wie tragisch. Kim schreibt schnörkellos und pointiert und entfaltet in vielen Momenten doch eine gewisse Poesie, der man sich schwer entziehen kann.
Insgesamt handelt es sich um acht Kurzgeschichten, von denen nicht alle gleichermaßen qualitativ überzeugen, doch in ihrer Unterschiedlichkeit sollten sie durchaus eine größere Leserschaft für sich entdecken dürfen. Vornehmlich richtet Kim den Blick auf gesellschaftliche Verlierer: Ganoven, Alkoholiker, Opfer von Verbrechen und psychisch labile Persönlichkeiten. Eine wohltuende Ausnahme dieses recht dunklen Cocktails stellt die Titelgeschichte "JAB" dar, die nicht von ungefähr dem Band nicht nur dessen Namen gab, sondern das Buch auch eröffnen darf.
Der jugendliche Ich-Erzähler ist ein Träumer mit Prinzipien. Als er dafür bestraft wird, im Unterricht einen Blätterwirbel angeschaut zu haben, richtet er seine Aggression lieber auf einen Boxsack und versetzt diesem zahlreiche "Jabs" - kurze schnelle Hiebe. Er ist der einzige durchweg liebenswerte Protagonist, der seine Strafe für die Träumerei einfach abarbeitet - und erst spät die strafenden Lehrer durch seine Standhaftigkeit ein Einsehen haben lässt.
Weitere Höhepunkte des Buches sind "Dan Valjean Street", die wie eine düstere Mischung aus Dick Tracy und Twin Peaks daherkommt - mit einer liebevollen kleinen Hommage an Laura Palmer und Co. Eine Erzählung wie ein melancholischer Film Noir mit einem Barkeeper als Protagonisten, der sein Fünkchen Menschlichkeit ausgerechnet einer hungernden Katze gegenüber zeigt. Auch "Das Sofa" überzeugt in seiner Skurrilität und zeigt, welche Auswirkungen es auf einen Menschen haben kann, wenn ein Gegenstand plötzlich zu einer großen Last wird. Das erinnert in seiner Seltsamkeit durchaus an das geniale "Salzfass" von Simon Sailer. Und wenn der Protagonist in "Das verdammte Albumin" bis zum tragischen Finale wirklich alles falsch macht, was man nur falsch machen kann, verharrt man als Leser:in in ungläubiger Resignation.
Nur selten treffen Buch und Autor nicht die richtigen Töne. Beispielsweise in "Eingesperrt im Tresorraum", das trotz des gelungenen Endes mit seiner Knallchargen-Komik nervt. Oder bei den zum Teil etwas seltsam anmutenden Übersetzungen, in denen wie aus dem Nichts plötzlich eingedeutschte Straßennamen auftauchen.
Doch in der Gesamtheit handelt es sich bei "JAB" um einen durchaus lesenswerten Kurzgeschichten-Band, der hoffentlich auch in Deutschland dazu beiträgt, dass der Name Un-Su Kim einen noch höheren Bekanntheitsgrad erfährt. Verdient hätten es Autor und Verlag in jedem Fall.
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Keine Helden, kaum sympathische Figuren, aber dennoch Geschichten, die neugierig machen
In diesem Buch sind acht Kurzgeschichten. Sie sind sehr unterschiedlich und dennoch haben sie eines gemeinsam: Hoffnungslosigkeit. Alle spielen in mehr oder weniger hoffnungslosen Situationen. Aber trotzdem …
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Keine Helden, kaum sympathische Figuren, aber dennoch Geschichten, die neugierig machen
In diesem Buch sind acht Kurzgeschichten. Sie sind sehr unterschiedlich und dennoch haben sie eines gemeinsam: Hoffnungslosigkeit. Alle spielen in mehr oder weniger hoffnungslosen Situationen. Aber trotzdem sind sie nicht „schwärzer als schwarz“, sondern haben ein gewisses Etwas, über das ich manchmal sogar lachen oder zumindest schmunzeln konnte.
Da ist zum Beispiel ein Verbrechertrio, das einen überaus lohnenden Einbruch in einen Tresorraum schafft, nur sich dummerweise dann selbst darin einsperrt. Klasse fand ich auch die Geschichte mit einem eher durchschnittlichen Typen, der entführt und dermaßen unter Druck gesetzt wird, sich ein Geständnis für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, auszudenken, dass er das Ganze sogar als effektive Schreibwerkstatt empfindet. So grotesk diese Geschichten auch sind, so gelungen sind sie meiner Meinung nach.
Die Hauptfiguren sind weder Helden noch besonders sympathisch. Die meisten mochte ich nicht einmal. Nur einen fand ich nett und ein paar taten mir leid. Neugierig gemacht haben sie mich dennoch.
Dem Autor ist es gelungen, mit wenigen Worten jeweils die passende Atmosphäre zu erschaffen. So fühlte ich mich auch noch in eine fremde Kultur versetzt. Dabei war ich mittendrin, denn alle bis auf eine Geschichte sind in der Ich-Perspektive geschrieben. Äußerst wirkungsvoll!
Die Kurzgeschichten in diesem Buch sind etwas Besonderes. Sie sind nicht nach üblichem und bewährtem Schema aufgebaut. Sie vermitteln lebendige Bilder von verschiedenen Charakteren. Zu jeder Geschichte kann man sich selbst überlegen, wie sie weitergehen könnte. Der Autor gibt meistens kein wirkliches Ende vor. Trotzdem hört er meiner Meinung nach immer an passender Stelle zu erzählen auf.
Trotz der Hoffnungslosigkeit, die immer mitschwingt, reichen die Stimmungen der Geschichten über eine große Spanne, von sehr feinsinnig bis zu derb grotesk.
Ich habe diese Lektüre als sehr abwechslungsreich und unterhaltsam empfunden. In die Geschichten kann man sicher eine Menge hineininterpretieren, aber das muss man nicht. Ich habe sie einfach genossen und sehr gern gelesen.
Ich denke, für aufgeschlossene Querbeet-Leser ist dieses Buch genau richtig.
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