Die neue Ausgabe der Schriften und Briefe Jacob Böhmes wird eröffnet mit seinem - nur in Abschriften erhaltenen - kurzen, aber philosophisch höchst anspruchsvollen 'Gründlichen Bericht vom irdischen und himmlischen Mysterio', auch bekannt unter dem Namen 'Mysterium Pansophicum'. Darin entwickelt Böhme in neun aufeinander aufbauenden Texten die Grundzüge seiner Kosmologie von der Selbstgebärung Gottes bis hin zur Erschaffung von Welt und Mensch. Von zentraler Bedeutung ist dabei der von Böhme mit einer neuen Semantik aufgeladene Begriff des Ungrunds, der sich wie kein zweiter unmittelbar mit seinem Namen und seiner Lehre verbindet und zu dem das Werk mit seinem Eingangssatz "Der Ungrund ist ein ewig Nichts" eine Schlüsselstelle bereithält.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der hier rezensierende Germanist Friedrich Vollhardt scheint dankbar über die historisch-kritische Ausgabe der Werke Jacob Böhmes, deren ersten Band er gelesen hat. Die "schwer verständlichen" Schriften Böhmes scheinen Vollhardts Interesse anzustacheln. Wie Böhme die letzten Fragen erkundete, Spiritualität, Inspiration, Spekulation, Gnosis und Kabbala, findet Vollhardt lesenswert. Die Ausgabe, weiß er, sieht sich großen Anforderungen gegenüber. Die Edition aus den Handschriften gelingt überzeugend, der Kommentar eröffnet den "denkgeschichtlichen Hintergrund" jedoch nur schwach, kritisiert der Rezensent und äußert Hoffnung auf Besserung bei den Folgebänden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Es ist unstreitig eine Großtat von Herausgeber und Verlag, sich an eine historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke des berühmten schlesischen Mystikers Jacob Böhme zu machen, deren Überlieferung teilweise etwas unübersichtlich ist. [...] In jedem Falle ist dieser neuen historisch-kritischen Gesamtausgabe nach diesem guten Start ein stetiges Vorankommen zu wünschen. Damit würde sich für alle Interessierten eine nachhaltig verbesserte Rezeptionsgrundlage für die Beschäftigung mit Leben und Werk des Schusters aus Görlitz ergeben, der zu den Schätzen der deutschen Literatur und Geistesgeschichte des Barockzeitalters zählt und der aller Verstehensanstrengungen wert ist.« Till Kinzel, Informationsmittel für Bibliotheken »Der kurze, nur 20 Seiten umfassende Text, ist vorbildlich aus den Handschriften ediert worden.« Friedrich Vollhardt, Frankfurter Allgemeine Zeitung »Mit diesem Buch wird vom Frommann-Holzboog Verlag eine neue kritische Gesamtausgabe eröffnet mit der für ihn kennzeichnenden wissenschaftlichen Präzision, die auf den bestmöglichen Urtext zurückgreift und dennoch die verschiedenen Varianten mehrerer Ausgaben, bis in die Satzzeichen hinein, vermerkt. [...] Und der erste hier vorgestellte Text mit den aufs genaueste angeführten bekannten Varianten dürfte alle ernsten Erforscher zufrieden stellen und sie hoffnungsvoll nach den weiteren Ausgaben ausschauen lassen.« Titus Kieninger, Sapientia Crucis »Böhme ist nicht nur für die Ideengeschichte, sondern auch für die europäische Volkskunde, für die Regionalgeschichte von Görlitz, für die Sozialgeschichte, für die Geschichte der christlichen Konfessionen, mit Reichweite bis zum Quäkertum der U.S.A., und für die deutsche Sprachgeschichte von großer Bedeutung. Ein Fortbestehen und eine Fortführung des Editionsunternehmens sind sehr zu wünschen und zu hoffen.« Jörg Hüttner, Philosophische Rundschau