Am Freitag, 11. März 2005 um 10 Uhr tritt das Neuburger Jagdgeschwader "Mölders" zu einem kurzfristig angesetzten Appell an. Der Fliegerhorst ist für alle Nicht-Geschwaderangehörige gesperrt, auch für Reservisten und Mitglieder der Mölders-Vereinigung. Öffentlichkeit ist bei der befohlenen"Umbenennung"im Gegensatz zur feierlichen Verleihung der Tradition 1973 unerwünscht. Der Geschwaderkommodore meldet dem Divisionskommandeur. Der begrüßt letztmalig die Angehörigen des Jagdgeschwader"Mölders". Er erwähnt die Leistungen des Geschwaders. Kein negatives Wort über den Namenspatron Hinweis auf den sieben Jahre alten Beschluß des Bundestages und den Primat der Politik, dem man verpflichtet sei. Dann tritt die Fahnenabordnung vor, das Fahnenband "Mölders", dereinst von Bundespräsident Heinemann verliehen, wird von der Truppenfahne entfernt und ein neues schwarzes Fahnenband"JG 74"angebracht. Zeichen der Trauer? Nach zwölf Minuten ist der Spuk vorbei, alles entfernt sich eilig,"wie von einer Hinrichtung", wie ein Augenzeuge berichtet. Bis Montag bleibt Zeit, die Ärmelbänder"Mölders"von der Uniform abzutrennen, das Geschwaderabzeichen von den Fliegerkombinationen zu entfernen und Wappen und Bilder des Namenspatrons abzuhängen. Auslöschen der Erinnerung ? damnatio memoriae ? nannten das die alten Römer. Das Ereignis löste Proteste aus, wie sie die Luftwaffe in ihrer fünfzigjährigen Geschichte noch nicht erlebt hat. Drei Jahre später ist die Diskussion in Öffentlichkeit und Parlament immer noch nicht verstummt. Gysi und Lafontaine bezeichnen in einer Kleinen Anfrage die Kranzniederlegung am Möldersstein durch die Witwe von Werner Mölders und eine zivil gewandete Gruppe von siebzig älteren Damen und Herren als einen Angriff auf die Demokratie.