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Auf Grundlage von Archivmaterial, Pressetexten und lebensgeschichtlichen Erinnerungsgesprächen wird die Geschichte der innertadschikischen Zwangsumsiedlung der Jaghnobi rekonstruiert, eine kleinen Volksgruppe, mit eigener Sprache und Kultur, die in den 1970er Jahren kollektiv aus ihrem Siedlungsgebiet im Hochgebirge in die neu erschlossenen Baumwollanbaugebiete im Steppentiefland Tadschikistans umgesiedelt wurden. Betroffen waren etwa 3500 Personen, die vor ihrer Umsiedlung in 29 Dörfern des abgelegenen Hochgebirgstals gelebt und in zwei Kolchosen organisiert Land- und Weidewirtschaft…mehr

Produktbeschreibung
Auf Grundlage von Archivmaterial, Pressetexten und lebensgeschichtlichen Erinnerungsgesprächen wird die Geschichte der innertadschikischen Zwangsumsiedlung der Jaghnobi rekonstruiert, eine kleinen Volksgruppe, mit eigener Sprache und Kultur, die in den 1970er Jahren kollektiv aus ihrem Siedlungsgebiet im Hochgebirge in die neu erschlossenen Baumwollanbaugebiete im Steppentiefland Tadschikistans umgesiedelt wurden.
Betroffen waren etwa 3500 Personen, die vor ihrer Umsiedlung in 29 Dörfern des abgelegenen Hochgebirgstals gelebt und in zwei Kolchosen organisiert Land- und Weidewirtschaft betrieben hatten. Bereits seit den 1920er Jahren und verstärkt in den Jahrzehnten vor und nach dem zweiten Weltkrieg war es staatliche Strategie, die Bevölkerung aus den Gebirgsregionen der Republik Tadschikistan in die neu erschlossenen Baumwollanbaugebiete im Steppentiefland umzusiedeln. Die massenhaften Umsiedlungen der Bevölkerung innerhalb der TagSSR waren jedoch entgegen ihrer weitreichenden Folgen für die tadschikische Gesellschaft bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.
Für die Bergbewohner waren die Umsiedlungen meist mit großem persönlichem Leid und dem Verlust traditioneller Lebens-, Produktions- und Organisationsformen verbunden. Das besondere an der Umsiedlung der Jaghnobi ist der späte Zeitpunkt dieser Zwangsmaßnahme. Sie gehört in den Kontext der Maßnahmen der Ära Brezhnev, die primär auf die Stärkung der Wirtschaftskraft der zentralasiatischen Republiken abzielten und zugleich eine bessere gesellschaftliche Integration erreichen sollten. Beide Ziele müssen im Fall der Jaghnobi als gescheitert angesehen werden.

Die äußerst kurzfristig geplante Umsiedlung der Jaghnobi begann im Frühjahr 1970. Im Herbst 1971 war das Tal menschenleer. Aufgrund der schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Baumwollsowchosen kehrten ab 1975 einige Familien illegal wieder nach Jaghnob zurück. 1978 wurden diese Familien ein zweites Mal umgesiedelt. Eine zweite Rückkehrwelle in das Tal setzte Anfang der 1980er Jahre ein. Heute leben im Jaghnobtal in 17 Dörfern wieder 80 Familien. Die restlichen Dörfer des Tals und deren Bewässerungssysteme sind vollständig zerstört, und eine Rückkehr ist für die vielen noch in Zafarobod lebenden Jaghnobifamilien kaum möglich. Vor allem auch deshalb, weil kaum jemand aus der Generation der in Zafarobod Geborenen mehr bereit ist, das Leben dort für ein hartes und entbehrungsreiches Leben im Hochgebirge aufzugeben.
Ziel dieser Arbeit ist, die Geschichte der Zwangsumsiedlung der Jaghnobi auf der administrativen und der Erfahrungsebene zu rekonstruieren. Dabei werden in zeitlicher Perspektive die Vorgeschichte und die einzelnen Phasen der Durchführung bis hin zur heutigen Lebenssituation der umgesiedelten Personen aufgearbeitet. In diskursiver Hinsicht wird das Spektrum offizieller Erklärungs-, Täuschungs- und Legitimationsversuche bis hin zu verschiedenen Schattierungen der reflektierenden Selbstwahrnehmung auf Seiten der Betroffenen abgedeckt und das Verhältnis und die Interaktion von Staat und "einfacher" Bevölkerung beschrieben. Handlungsräume der Republiks- und Lokalpolitik werden dabei ebenso sichtbar wie Strategien der Umsiedler zwischen Anpassung und Verweigerung. Hierzu verwendete der Autor die im Tadschikischen Staatsarchiv zugänglichen Akten verschiedener Entscheidungsebenen der sowjettadschikischen Administration ebenso, wie zeitgenössische, offizielle Darstellungen der Umsiedlung in der staatlichen tadschikischen Presse. Zentraler Quellenfundus sind jedoch die Erinnerungen der von dieser Umsiedlung betroffenen Jaghnobi, die in Form von halboffen geführten lebensgeschichtlichen Interviews aufgezeichnet und in die Arbeit integriert wurden. Durch die Vorgehensweise einer Aktengestützen Oral History sollte eine einseitige, allein die Seite der Macht repräsentierende Darstellung der Ereignisse vermieden werden.
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Rezensionen
"This book is one of three books that have appeared recently in a new series on memories of Central Asia (Erinnerungen an Zentralasien). "Jaghnob 1970" is a fascinating account of a remarkable case of forced migration in the former Soviet Union. Thomas Loy brings back to life the vicissitudes of the migration of the Yaghnobis from the Yaghnob valley in Tajikistan in the years 1970 and 1971. Ample room has been given to the personal experiences of the victims of this operation, and the recollections of those involved are central to the book. Loy has combined oral history with meticulous research of a variety of written sources concerning the Yaghnobi migration. Through this approach, he has thoroughly laid bare the deatails f a particularly disastrous historical event. (...)
Thomas Loy sets a great example and it is to be hoped that his significant monograph will be followed by similar studies on aspects of the history of Tajikistan. "Jaghnob 1970" certainly shows the value and the necessity of recording memories as long as they are still alive."

In: Persica. No. XXI (2006-2007). pp. 105-108.

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"Loy ist ein wichtiges Buch gelungen, das nicht nur an ein vergessenes Volk und an dessen Leid erinnert, sondern anhand von Selbstzeugnissen das Leben in der Sowjetunion der siebziger und frühen achtziger Jahre von der Peripherie her beleuchtet. Zudem lässt das Buch einige Jaghnobi noch hoffen, nicht vollkommen in Vergessenheit zu geraten: "Wir haben einen Wunsch (...), dass der Name Jaghnob die richtige Verwendung findet. (...) Denn wir haben unsere eigene Sprache (...) und unsere Bitte ist, dass unsere Sprache wieder erstarke." (S. 33-34)."

In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. 54 (2006) Heft 4. S.629-630.
"Loy ist ein wichtiges Buch gelungen, das nicht nur an ein vergessenes Volk und an dessen Leid erinnert, sondern anhand von Selbstzeugnissen das Leben in der Sowjetunion der siebziger und frühen achtziger Jahre von der Peripherie her beleuchtet. Zudem lässt das Buch einige Jaghnobi noch hoffen, nicht vollkommen in Vergessenheit zu geraten: Wir haben einen Wunsch (...), dass der Name Jaghnob die richtige Verwendung findet. (...) Denn wir haben unsere eigene Sprache (...) und unsere Bitte ist, dass unsere Sprache wieder erstarke. (S. 33-34)." (Jahrbücher für Geschichte Osteuropas. 54 (2006) Heft 4. S.629-630)
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