Port-au-Prince, Anfang 2004, Jahr der zweihundertjährigen Unabhängigkeit Haitis. Der Student Lucien Saint-Hilaire begibt sich aus dem Slum, in dem er wohnt, zu einer Demonstration. Die Stimmen der Personen, denen er begegnet, und die, mit denen er im Geist Zwisprache hält, treten in Dialog zu seinen Gedanken und bilden eine Typologie der haitianischen Gesellschaft. Vor dem Leser, der Lucien Saint-Hilaire bis zur letzten Polizeiattacke begleitet, entsteht das Bild eines zutiefst zerrissenen Landes, aber auch der erneuernden Kräfte.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Lyonel Trouillot präsentiert in seinem Roman "Jahrestag" ein ziemlich düsteres Bild der haitianischen Gegenwart und Vergangenheit, findet Cornelius Wüllenkemper. Der Roman spielt im Jahr 2004, als es zum zweihundertsten Jahrestag der Unabhängigkeit von Frankreich zu Aufständen gegen Armut und Korruption kam. Drei Stunden schneide Trouillot aus dem Leben eines Studenten, der während der Niederschlagung der Proteste sein Leben verliert. Den Rezensenten fasziniert, wie der Autor in dieser kurzen Zeitspanne mittels detaillierter Betrachtungen die ganze "Zerrissenheit der haitianischen Gesellschaft" offenlege. Erschütternd findet Wüllenkemper hier erzählt, wie jede republikanische Bewusstsein oder Engagement am Elend der Bevölkerung scheitert, in dem jeder für sich allein ums Überleben kämpft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"'Die Dinge haben keinen Grund. Man muss nur hinsehen', legt Trouillot seinem Helden in den Mund, der [.] davon träumt, einen Roman zu schreiben, 'dessen Held das Schweigen ist', 'ein Buch des Blicks, das sich den Lärm erspart'. Genau dieses Buch hat Lyonel Trouillot geschrieben und dem Schweigen eine Stimme gegeben." (Cornelius Wüllenkemper, Süddeutsche Zeitung)