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Ein Buch, das Grundlagen, Geschichte und Prinzipien, also das Wesen der Demokratie erklärt: Die - nicht ganz perfekte - beste Staatsform, die wir kennen.
Dass sie einmal Politik studieren würde, und zwar in Berlin, der Stadt, die sich im Jahr 1999 auf die Feiern zur Jahrtausendwende vorbereitet, stand für Leonie schon früh fest. Ihr Bruder, ein Politikskeptiker, und ihre Pflegemutter Sandra können diesen Entschluss nicht unbedingt verstehen, und als Warnung sozusagen gibt Sandra ihr die Aufzeichnungen eines mit der Familie befreundeten Politikers zu lesen. Diese Aufzeichnungen führen…mehr

Produktbeschreibung
Ein Buch, das Grundlagen, Geschichte und Prinzipien, also das Wesen der Demokratie erklärt: Die - nicht ganz perfekte - beste Staatsform, die wir kennen.

Dass sie einmal Politik studieren würde, und zwar in Berlin, der Stadt, die sich im Jahr 1999 auf die Feiern zur Jahrtausendwende vorbereitet, stand für Leonie schon früh fest. Ihr Bruder, ein Politikskeptiker, und ihre Pflegemutter Sandra können diesen Entschluss nicht unbedingt verstehen, und als Warnung sozusagen gibt Sandra ihr die Aufzeichnungen eines mit der Familie befreundeten Politikers zu lesen. Diese Aufzeichnungen führen Leonie immer tiefer in die Geschichte der Demokratie und die grundsätzlichen Fragen zu dieser Staatsform. Die Lektüre wird für Leonie zum Schlüsselerlebnis: Sie weiß nun, welch große Ansprüche die Demokratie an ihre Bürger stellt, und sie hat auf Politik mehr Lust denn je zuvor - und im besten Fall geht es den Lesern genauso.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.1999

Leonie liebt Demokratie
Alles Politische ist nur ein Gleichnis

Auf dem Reißbrett war das sicher eine beflügelnde Idee - einen Roman über die Demokratie zu schreiben. Wer seinerzeit mit Gaarders Sophie studiert hat, der mag vielleicht auch mit Leonie in die Demokratie eingeführt werden. Was man dazu, auf dem Reißbrett jedenfalls, braucht, sind nette Menschen, die in eine spannende Handlung verstrickt sind, und einen Lehrtext über die Demokratie, der auch irgendwie in diese Handlung eingeknüpft werden kann.

Und nun los: E.S. (nicht etwa E.T.), ein älterer Staatsmann mit sublimierter Neigung zu jungen Damen, ist der Verfasser einer Reihe von Briefen über die Demokratie, ihre Grundlagen in Athen, ihre Weiterentwicklung nach der amerikanischen und Französischen Revolution sowie über eine Reihe ihrer gegenwärtigen Probleme. Adressat dieser Briefe ist Sandra, die sie ihrer Pflegetochter Leonie zu lesen gibt. Denn Leonie will in Berlin, wir schreiben die Jahrtausendwende, Politikwissenschaft studieren. Aber sie weiß nicht genau, ob das die richtige Wahl ist. Ob die Briefe helfen können? Außerdem geht es um eine fiese politische Intrige gegen E.S., das Projekt eines virtuellen politischen Atlas in moralischer Absicht, um die Atmosphäre in Ortsverbänden politischer Parteien und zum Schluß um die Erarbeitung eines Buchs über die Demokratie.

Herausgekommen sind 431 Seiten lupenreine Simmel-Politprosa. Alles ist so überaus bedeutungsschwer. E.S. erinnert sich nicht einfach, er leistet "Erinnerungsarbeit an meine eigene Arbeit", und der Vertrag von Maastricht, obwohl zu demokratiefern, wird "nicht so fatale Konsequenzen haben wie der Versailler Friedensvertrag".

Einen Schlüsselroman hat Burkhard Wehner bestimmt nicht schreiben wollen, aber für die gravitätische Lichtgestalt E.S. und die zahlreichen Randfiguren und Partei-Organisationen setzt man oft unwillkürlich Namen aus der deutschen Politik ein. Überhaupt bleiben die Handlungsfäden ziemlich locker. Und die Lehrbriefe über die Demokratie, das "Buch im Buch", bleiben an der Oberfläche politisch-moralischen Gutmenschentums. Da gibt es keine ernsthaften Zweifel, keine bis an die geistige Schmerzgrenze gehende Reflexion über die Widersprüche und die dunkleren Seiten der Demokratie.

Politische Bildung für Jugendliche in Romanform? Gar nicht schlecht als Idee. Aber man darf es nicht nur gut meinen, man muß auch gut schreiben können. Die Politik ist kein Marienhof-Spiel und keine verbotene Liebe, vielmehr ein unbarmherziges Geschäft. Es schadet nur, diese Einsicht weichzuzeichnen. Romane über die Demokratie für Heranwachsende sollten sich statt an Simmel lieber an Musil orientieren.

WILFRIED VON BREDOW

Burkhard Wehner: "Jahrtausendwende. Roman über die Demokratie". Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 1998. 431 S., geb., 36,- DM. Ab 14 J.

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