Klaus Bartels ist einer der feinsinnigsten und amüsantesten Philologen, seine Kolumnen in der NZZ sind moderne Klassiker. In seinem neuen Buch präsentiert er Jahrtausendworte Sätze, die in der Antike gesprochen wurden und durch die Epochen hindurch nichts von ihrer Kraft und Schönheit verloren haben. Er zeigt, wo sie herkommen, was sie einmal bedeuteten und warum sie uns noch immer ansprechen. Ein Buch für jeden, der mehr über Sprache und ihren geheimen Zauber erfahren möchte.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.01.2012Bildungskosten als Freiheitskosten
"Als einer seinen Sohn zu Aristipp in die Lehre schicken wollte, forderte dieser dafür ein Schulgeld für fünfhundert Drachmen. ,Aber für so viel Geld', empörte sich der Mann, ,kann ich mir ja einen Sklaven kaufen.' ,Dann kauf dir doch einen', gab Aristipp zurück, ,dann hast du gleich zwei.'" Offensichtlich hat die Freiheit wie die Bildung ihren Preis - Bildungskosten sind also eigentlich Freiheitskosten. Dieser und andere Aphorismen aus der griechischen und römischen Antike finden sich in dem Band "Jahrtausendworte in die Gegenwart gesprochen", den der Züricher klassische Philologe und Schüler Wolfgang Schadewaldts, Klaus Bartels, herausgegeben und übersetzt hat. Er leitet die entsprechenden Funde aus antiken Schriften (kaum einer nimmt mehr als eine Buchseite in Anspruch) auf humorvolle und für jeden verständliche Weise ein, klärt nötige Voraussetzungen wie bestimmte Begriffe und ordnet seine Textfunde nach unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen wie "Bildung und Wissenschaft", "Natur und Technik", "Jugend und Alter", "Freund und Feind", "Aufstieg und Sturz". Auch in den Übersetzungen bemüht sich Bartels darum, die Zeitlosigkeit antiker Texte zu zeigen, was bei den aktuellen Bezügen der Texte mal überzeugender, mal weniger überzeugend gelingt. Zu den schönsten Beispielen gehört Tertullians Klage über das Überhandnehmen des Menschen: "Wir sind der Welt zur Last. Kaum reichen die vier Elemente uns noch aus, die Zwänge ziehen sich enger zusammen, und Klagen werden bei allen laut, während doch umgekehrt die Natur uns bereits nicht mehr erträgt."
oll.
Klaus Bartels, Jahrtausendworte in die Gegenwart gesprochen, Philipp von Zabern Verlag, Mainz 2011, 19,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Als einer seinen Sohn zu Aristipp in die Lehre schicken wollte, forderte dieser dafür ein Schulgeld für fünfhundert Drachmen. ,Aber für so viel Geld', empörte sich der Mann, ,kann ich mir ja einen Sklaven kaufen.' ,Dann kauf dir doch einen', gab Aristipp zurück, ,dann hast du gleich zwei.'" Offensichtlich hat die Freiheit wie die Bildung ihren Preis - Bildungskosten sind also eigentlich Freiheitskosten. Dieser und andere Aphorismen aus der griechischen und römischen Antike finden sich in dem Band "Jahrtausendworte in die Gegenwart gesprochen", den der Züricher klassische Philologe und Schüler Wolfgang Schadewaldts, Klaus Bartels, herausgegeben und übersetzt hat. Er leitet die entsprechenden Funde aus antiken Schriften (kaum einer nimmt mehr als eine Buchseite in Anspruch) auf humorvolle und für jeden verständliche Weise ein, klärt nötige Voraussetzungen wie bestimmte Begriffe und ordnet seine Textfunde nach unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen wie "Bildung und Wissenschaft", "Natur und Technik", "Jugend und Alter", "Freund und Feind", "Aufstieg und Sturz". Auch in den Übersetzungen bemüht sich Bartels darum, die Zeitlosigkeit antiker Texte zu zeigen, was bei den aktuellen Bezügen der Texte mal überzeugender, mal weniger überzeugend gelingt. Zu den schönsten Beispielen gehört Tertullians Klage über das Überhandnehmen des Menschen: "Wir sind der Welt zur Last. Kaum reichen die vier Elemente uns noch aus, die Zwänge ziehen sich enger zusammen, und Klagen werden bei allen laut, während doch umgekehrt die Natur uns bereits nicht mehr erträgt."
oll.
Klaus Bartels, Jahrtausendworte in die Gegenwart gesprochen, Philipp von Zabern Verlag, Mainz 2011, 19,90 Euro.
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