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Nach fünfzig Jahren wurde es wiederentdeckt - durch die Schauspielerin Sharon Stone: ein kleines, hinreißendes Meisterwerk von Aldous Huxley und Christopher Isherwood. Sie erzählen die Geschichte eines armen Farmarbeiters, der mit magischen Kräften begabt ist und der den Gefahren entrinnen muß, die ihm und seiner Liebe in einer Welt der Habgier drohen.

Produktbeschreibung
Nach fünfzig Jahren wurde es wiederentdeckt - durch die Schauspielerin Sharon Stone: ein kleines, hinreißendes Meisterwerk von Aldous Huxley und Christopher Isherwood. Sie erzählen die Geschichte eines armen Farmarbeiters, der mit magischen Kräften begabt ist und der den Gefahren entrinnen muß, die ihm und seiner Liebe in einer Welt der Habgier drohen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.1998

Vor dem Pferdeflüsterer
Huxley und Isherwood beim Handauflegen für Hollywood

Die größte therapeutische Maschine der Welt, Hollywood, hat immer wieder Heiler unterschiedlicher Couleur angezogen. Unter ihnen waren Aldous Huxley und Christopher Isherwood, die sich dem Geiste Indiens und Asiens verbunden fühlten, das Übersinnliche pflegten und als Vorläufer des New Age betrachtet werden können. Kürzlich wurde auf einem Dachboden ein von beiden gemeinsam verfaßter Text über das Heilen gefunden, die Drehbuchvorlage "Jakob der Heiler". Doch ein Film ist daraus nicht entstanden: Vielleicht, so munkelt der Klappentext des Verlages, liege der Grund dafür darin, daß in diesem Märchen die Lüge Hollywood selber durchschaut werde.

Eine Drehbuchvorlage zu lesen ist nicht immer ein Vergnügen. Man hat es nicht mit einem Text zu tun, sondern mit einer Skizze für einen Text, einer Art ausgedehnter Regieanweisung. Die formale Anpassung an das Medium kann diesem Text nicht vorgeworfen werden. Aber wie steht es mit der ideologischen Kompromißbereitschaft? Zunächst erscheint die Erzählung als Absage an alles, was die spirituellen Kräfte kommerzialisiert oder auf andere Weise ausbeutet. In Jakob, dem schüchternen Farmer aus der amerikanischen Provinz, wird das Kind im Manne vorgeführt, der edle Wilde, der zahm ist, gesellschaftlich unbeholfen, nur mit Tieren glücklich und eines Tages seine heilenden Kräfte beim Handauflegen entdeckt. Darauf heilt er tierische und menschliche Gebrechen, so die Behinderung der von ihm geliebten Sharon, Tochter eines kaltherzigen Professors.

Sharon kann sich nun ihren Berufswunsch erfüllen und Sängerin in der Stadt werden. Doch der Professor und eine orthodoxe Ärzteschaft verdammen den Heiler und treiben ihn in ebendiese Stadt, wo er von windigen Scharlatanen für eine Show engagiert wird. Hier trifft er seine Geliebte wieder. Der Heiler, der seine Tätigkeit nur widerwillig ausübt, fehlt es doch den Geheilten an spiritueller Erneuerung, begegnet einem Millionärssöhnchen, das von Angstvisionen geplagt wird, in Wirklichkeit aber von der eigenen Mutter nicht lassen kann. Das Handauflegen hat in diesem Fall nicht nur gute Folgen. Kaum geheilt, entpuppt das Bürschchen sich als Playboy und spannt Jakob die Freundin aus. Am Tag nach der Hochzeit stirbt der reiche Bräutigam und hinterläßt der Witwe einen Batzen Geld. Der vom Leben enttäuschte Jakob, der nur ein bißchen Liebe erwartet hatte, zieht sich aufs Land zurück und betreibt mit einem befreundeten schwarzen Chauffeur eine Heilpraxis.

So sind die Märchen, von denen der zivilisierte, industrialisierte und computerisierte Mensch nicht genug bekommt. Er braucht das Handauflegen dringender noch als der Mensch des Mittelalters. Nichts ist für Hollywood interessanter, als ein solches Bedürfnis zu befriedigen. Die Antithese zum Kommerz, die Verneinung der Schaustellerei und des schäbigen Geschäfts ist die Nahrung, die Hollywood sich immer wieder einverleibte, um seine Macht zu stärken, sei es durch indianische Schamanen, Pferdeflüsterer oder tibetische Lamas. Isherwoods und Huxleys Melodram vom Heilen ist daher eher zum Heulen: So genau ist es auf die Bedürfnisse der Märchenindustrie zugeschnitten. Der Adorno der "Minima Moralia" hat gerade im Zeitalter des New Age recht, als er unter dem Stichwort "Wolf als Großmutter", die Filmindustrie ins Auge fassend, schrieb: "Die Märchenträume, die so eifrig sich auf das Kind im Manne berufen, sind nichts als die von der totalen Aufklärung organisierte Rückbildung." ELMAR SCHENKEL

Aldous Huxley, Christopher Isherwood: "Jakob der Heiler". Eine Originaldrehbuchvorlage. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Mundhenk. Ullstein Verlag, Berlin 1998. 128 S., geb., 28,- DM.

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